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Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Susanne Mischke
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vor Einbruch der Dunkelheit. Und dann konnte sie nur noch warten und hoffen.
     Sabrina Reinecke wollte trotz ihrer zwei Wodka-Lemon nach Hause fahren. Robin und Hannes begleiteten sie zum Wagen. Das Tor ging auf, der Golf verließ den Hof und fuhr weiter die Allee entlang. Gerade als sich die eisernen Flügel wieder schlossen, kroch etwas hinter dem Holundergebüsch hervor, das Klara vor dem Zaun gepflanzt hatte.
    »Merlin!«
    Das helle Fell war schmutzig. Beim Anblick der beiden wedelte er schüchtern mit dem Schwanz.
    »Verdammt, wer hat dich denn so zugerichtet?« sagte Hannes und strich ihm über den Kopf. Er hatte etliche Wunden, davon einige tief und blutverkrustet. Er legte sich auf das Pflaster, seine Zunge hing ihm weit aus dem Maul, er hechelte.
    »Wir müssen ihn zum Notdienst bringen. Die Wunden müssen genäht werden.«
    »Ich hole seine Decke«, sagte Robin und rannte los.
    »Und Wasser«, rief ihm Hannes hinterher.
    Wenig später fuhren sie auf der Schnellstraße in Richtung Stadt. Robin schwieg. Er mußte das eben Gehörte erst verdauen, und da Hannes das wußte, hielt auch er den Mund.
    In der Tiermedizinischen Hochschule wurde Merlin von einer jungen Veterinärin sediert, gesäubert, genäht und geklammert und mit Antibiotikum versorgt.
    »Ein Prachtkerl. Was ist das eigentlich für einer?« fragte sie, nachdem Merlin wieder zusammengeflickt worden war.
    »Ein sibirischer Wolfshund«, antwortete Hannes.
    »Ich hätte auf Wolf getippt«, scherzte die Ärztin und lächelte Hannes an.
    »Er ist lammfromm, ein Sofawolf, sozusagen«, sagte Hannes und lächelte zurück.
    »Dafür hat er sich ganz schön gefetzt.«
    »Sie sollten den anderen erst mal sehen«, kalauerte Hannes. Robin verdrehte die Augen. Sie trugen den schlafenden Merlin zum Auto.
    Kurz vor ihrer Ankunft auf dem Gut sagte Hannes: »Wenn sich Klara bis morgen früh nicht gemeldet hat, alarmiere ich die Polizei.«
    Robin schaute ihn kurz von der Seite an, dann sagte er: »Okay.«
    »Jonas, sag uns bitte endlich, was vorgefallen ist! Seit du zu Hause bist, sitzt du da und sprichst kein Wort, und gegessen hast du auch kaum was. Was war los?«
    »Ich habe die Wölfe gesehen.«
    »Jonas!« seine Mutter verzog das Gesicht, als hätte sie Zahnschmerzen. »Nicht schon wieder. Jetzt sag doch auch mal was dazu!« forderte sie ihren Mann auf, der sich genötigt sah, seine Zeitschrift wegzulegen.
    Aber Jonas war schon aufgestanden.
    »Halt, mein Sohn! Wo gehst du hin?«
    »Ich zeige es euch.«
    Jonas kam mit der Kamera zurück. »Es ist das letzte Bild«, sagte er und beobachtete mit geheimer Vorfreude, wie sein Vater die Kamera einschaltete. Der betrachtete das Foto eine ganze Weile, dann fragte er seinen Sohn. »Wo hast du das her?«
    »Heute morgen im Wald habe ich es gemacht!«
    »Du hast es nicht aus dem Internet auf die Kamera…?« zweifelte sein Vater.
    »Nein!« schrie Jonas wütend. »Schau doch hin! Da hinten, da ist so ein Haufen mit Holz. Den kann ich euch zeigen, wenn ihr mir nicht glaubt.«
    »Schrei mich nicht an, bitte. Ich glaube dir ja.« Thielmann schob seiner Frau die Kamera zu. »Sieh es dir an.«
    Seine Mutter sperrte den Mund auf und wurde dann blaß.
    »Das … das sieht wirklich wie ein Wolf aus.«
    »Das ist ein Wolf«, sagte Jonas selbstsicher. »Und als ich ihn fotografiert habe, da ist er erschrocken und auf mich zu gesprungen, aber dann ist der andere herausgekommen, der weiße …« Endlich berichtete von seinem Erlebnis, wobei er vor Aufregung erneut rote Wangen bekam.
    »Jonas«, sagte sein Vater, als er geendet hatte. »Das alles stimmt wirklich, das hast du nicht erfunden?«
     »Hier!« Er stand auf und langte in seine Hosentasche. »Hier sind ihre Haare.« Er knallte ein zerdrücktes Büschel weißer und grauer Haare auf den Abendbrottisch. Die Thielmanns sahen sich über den Kopf ihres Sohnes hinweg an.
    »Was machen wir jetzt?« fragte sie ihren Mann.
    »Ich drucke das aus und zeige es einem Kollegen, der sich mit so was auskennt. Und wenn das stimmt … tja … ich weiß auch nicht.«
    Robin saß an seinem Schreibtisch. Er brütete über den Ausdrucken aus der Datei der Polizei, die Hannes ihm überlassen hatte, und verknüpfte sie gedanklich mit dem, was diese Reinecke erzählt hatte. Allmählich rundete sich das Bild. Danach konnte zwar sein Verstand, nicht aber sein Gefühl die Nasrin, die er kannte, mit Sharifa, der irren Mörderin, in Einklang bringen. Er hätte ihnen womöglich gar nicht geglaubt, wenn es
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