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Woelfe der Macht

Woelfe der Macht

Titel: Woelfe der Macht
Autoren: Darleen Alexander
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dorthin. »Michail. Du feiger Schwächling. Hinter deinem Rudel warst du mutig, aber jetzt wo wir in der Übermacht sind, verkriechst du dich in dein Schlafzimmer.« Als er vor der kleinen Gestalt am Boden stehen blieb, hielt er inne.
    Das war ein kleines Mädchen. Sie war mager und blass, ihr ausgemergelter Körper nur von dreckigen Lumpen bedeckt. Das verfilzte schwarze Haar hing wie ein Vorhang vor ihrem Gesicht, sodass er ihre Züge nicht sehen konnte. Dann bemerkte er hinter sich eine Bewegung und drehte sich mit erhobenem Schwert um. Gerade noch rechtzeitig, um Michails hinterlistigen Schlag zu vereiteln.
    »Du Bastard. Schleichst dich von hinten an wie ein Weichling!« Er schlug Michail den Dolch aus der Hand und dieser fiel vor ihm auf die Knie.
    »Hab erbarmen!« Wut stieg in Alexej auf, als er antwortete: »Hast du meiner Tochter und meinem Rudel gegenüber erbarmen gezeigt? Du hast sie kaltblütig niedermetzeln lassen.« Mit diesen Worten hob er sein Schwert und schlug ihm den Kopf ab. Er beobachtete, wie der Kopf ausrollte und liegen blieb.
    Ein Gefühl von Genugtuung durchströmte ihn. Aber sofort war der Schmerz über seinen großen Verlust zurück. Seine geliebte Tochter konnte er nicht zurückholen. Sie war für immer verloren. Er hatte sie nach seiner Rückkehr Tod aufgefunden und erst seine Söhne konnten ihn dazu bringen, ihre Leiche loszulassen, damit sie begraben werden konnte. Das war zu viel für sein eigentlich friedfertiges Wesen. Er hatte alle Wölfe in der Gegend zusammen getrommelt und in den Krieg gegen Michail geführt.
    Im Dorf um die Burg stieß er auf keinen Widerstand. Sie hatten ihm und seiner Armee sogar geholfen. Der Dorfvorsteher hatte ihm erzählt, dass Michail immer jüngere Mädchen auf die Burg verschleppen ließ und keine mehr zurückgekommen war. Erst viel später fand man ihre Leichen in einem nahe gelegenen Weiher. Vergewaltigt und verstümmelt. Zum Glück hatte er das Alexejs Tochter erspart. Es ging auch das Gerücht, dass er eine Hexe in der Burg beherbergte und einen schwarzen Geist, der ihm ewiges Leben schenkte. Das Letztere war natürlich Blödsinn. Michail war ein Wolf und daher unsterblich. Aber normale Menschen konnten das nicht wissen. Sie sahen nur, dass ihr Lehnsherr nicht alterte.
    Alexej drehte er sich wieder zu dem kleinen Mädchen um und sah erst jetzt, dass sie am Fuß an das Bett gekettet war. Das arme Ding. Er würde es befreien und den Dorfbewohnern übergeben. Wer weiß, wessen Familie Michail beinahe zerstört hätte. Schon, wenn er daran dachte, dass sich dieser Perverse an dem kleinen Mädchen vergangen hatte, dann drehte es ihm regelrecht den Magen um. Wie alt sie wohl war? Fünf oder sechs? Er konnte sich noch genau daran erinnern, als Jekaterina so alt gewesen war. Sie war eine unterkühlte Schönheit, wie ihre Mutter und hätte diese in wenigen Jahren vielleicht sogar in den Schatten gestellt. Aber soweit war es nie gekommen.
    Drei weitere Männer kamen in den Raum. Alle sahen Alexej ähnlich, wobei man ihre jugendliche Aura spüren konnte. Auch ihre Schritte waren kraftvoller und lebendiger.
    »Vater? Wir haben das Rudel überwältigt. Sie nehmen dich als Rudelführer an.« Alexej sah seine Söhne stolz an.
    »Gut gemacht.« Er löste die schwere Kette von dem Fuß des Mädchens und war ob ihrer Stille beunruhigt. Es hatte sich die ganze Zeit nicht ein Mal bewegt. Beide Unterarme waren bandagiert, wobei der dreckige Verband mit Blut durchtränkt war. Was hatte Michail mit diesem Kind gemacht? Die Aussage des Dorfältesten kam ihm wieder in den Sinn: »Vergewaltigt und verstümmelt.« Er kniete sich vor sie und strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht, um sie nicht zu erschrecken. Er erstarrte. Das konnte doch nicht wahr sein.
    »Jekaterina!« Das Mädchen öffnete blinzelnd die Lider und sah ihn mit großen, schwarzen Augen an. Ihre Haut war blass und fast durchscheinend, ihr kleiner Körper viel zu dünn. Als er ihr die Haare aus dem Gesicht gestrichen hatte, war ihm ihre heiße Stirn aufgefallen. Sie fieberte. Einer von seinen Söhnen beugte sich über seine Schulter und sah das Mädchen an.
    »Sie ist es nicht. Lass sie hier. Sie stirbt sowieso.« Doch Alexej schüttelte den Kopf. Er wusste, dass sie nicht seine Tochter war. Nein, er hatte Jekaterina selbst zu Grabe getragen. Außerdem war seine Tochter blond gewesen, genau wie er. Die Kleine vor ihm hatte pechschwarze Haare. Zusammen mit diesen Augen konnte er nur einen Schluss ziehen.
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