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Woche voller Samstage

Woche voller Samstage

Titel: Woche voller Samstage
Autoren: P Maar
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keines. Höchstens Langeweile. Du hast es nur noch nie versucht. Heute bleibst du im Bett, Schluss, aus, abgemacht.«
    »Und was soll ich essen?«, fragte Herr Taschenbier.
    »Essen?«, wiederholte das Sams. »Du hast gesagt, du willst höchstens lesen.«
    »Ich habe Hunger.«
    »Na gut, du bekommst etwas zu essen«, räumte das Sams ein. »Aber du musst im Bett bleiben. Ich werde es besorgen.«
    »Dort in der Hosentasche findest du Geld. Du kannst zu einer Würstchenbude gehen und mir ein paar Knackwürste mit Brot kaufen«, sagte Herr Taschenbier, dem die Idee allmählich Spaß machte. »Ich hebe dich aus dem Fenster, dann kaufst du ein, und anschließend ziehe ich dich wieder herein. Die Rotkohl soll nicht merken, dass du immer noch da bist.«
    »Das kommt nicht infrage«, sagte das Sams. »Wenn du einen Tag im Bett bleiben willst, musst du es auch wirklich streng einhalten. Du darfst nicht zwischendurch aufstehen, um mich aus dem Fenster zu heben.«
    »Und wie willst du dann hinauskommen?«
    »Ich klettere hinaus.«
    »Und wie kommst du herein? Du kannst doch nicht allein hochklettern, wenn du das ganze Essen in der Hand hast.«
    »Ich will ja gar nicht hinein.«
    »So, so. Ich soll wohl hungern.«
    »Wieso hungern?«, fragte das Sams. »Ich muss schließlich nicht hinein, sondern das Essen.«
    »Also muss ich doch aufstehen, um dir die Knackwurst abzunehmen«, lachte Herr Taschenbier.
    »Du bleibst im Bett!«, befahl das Sams. »Das Essen wird schon raufkommen.«
    »Wie soll es denn ins Zimmer gelangen, wenn du es nicht raufbringen kannst und ich es nicht holen darf?«, fragte Herr Taschenbier.
    »Dafür sorgt die KBA«, erklärte das Sams.
    »Die KBA? Was ist denn das?«
    »Die Knackwurst-Bring-Anlage«, übersetzte das Sams.
    »So ein Unsinn«, sagte Herr Taschenbier. »Wo ist denn hier eine KBA?«
    »Noch ist keine da. Aber schließlich hast du ja ein Sams im Haus«, erklärte es stolz und schlich aus dem Zimmer, ehe Herr Taschenbier weiterfragen konnte. Nach ein paar Minuten kam es wieder zurück. Es hatte einen Besen und ein kleines Körbchen in der Hand.
    »Sie hat nichts gemerkt«, sagte es zu Herrn Taschenbier, legte beides auf den Boden und kramte im Schrank.
    »Was willst du mit dem Besen?«, staunte Herr Taschenbier. »Doch nicht etwa das Zimmer ausfegen?«
    »Nein, Papa«, lachte das Sams. »Das ist ein Teil der KBA.«
    Herr Taschenbier sah zu, wie das Sams erst einen Stiefel aus dem Schrank holte, dann die Aktentasche mit schweren Büchern füllte und schließlich eine Flasche aus dem Regal nahm.
    »Jetzt brauche ich noch Schnur. Viel Schnur«, meinte es dann. »Irgendwo habe ich doch eine Rolle Schnur gesehen. Ich weiß es genau, ich habe nämlich ein Stück davon versucht. Hat sehr gut geschmeckt.«
    »Im Rucksack müsste Schnur sein«, sagte Herr Taschenbier. Er wurde immer neugieriger.
    »Natürlich!«, rief das Sams und holte sie heraus. »Jetzt habe ich alles, was ich brauche.«
    Zuerst schloss es die Zimmertür ab. Danach biss es ein Stück Schnur von der Rolle, knotete das eine Ende an der Lampe und das andere am Stiefel fest. Jetzt hing der Stiefel an der Lampe und pendelte hin und her.
    »Sehr gut«, lobte sich das Sams, fasste nach dem Stiefel und stellte ihn auf die Türklinke.
    Nun nahm es die Flasche, schob sie unter den hochgehobenen Stuhl und setzte ihn so ab, dass ein Stuhlbein auf der Flasche stand.
    »Das ist aber eine wacklige Angelegenheit«, warnte Herr Taschenbier, der verständnislos zuschaute. »Ein kleiner Stoß, und der Stuhl fällt um.«
    »Wirklich?«, strahlte das Sams. »Das ist sehr gut.«
    Nun musste es sich sehr anstrengen. Denn jetzt kehrte es den Besen um, sodass der Stiel nach unten wies, lehnte ihn senkrecht an die Wand, nahm die schwere Aktentasche, stieg damit auf den Tisch und setzte sie von dort oben aus auf den Besen.
    »Das ist ja noch gefährlicher«, stellte Herr Taschenbier fest. »Ein kleiner Schubs gegen den Besenstiel, und die Aktentasche fällt herunter.«
    »Richtig«, bestätigte das Sams und knüpfte den Rest der Schnur am Traggriff der Aktentasche fest. Dann rollte es die Schnur ab, führte sie über die Gardinenstange und ließ das andere Ende aus dem Fenster hängen.
    »Ach so, das Körbchen«, sagte es, zog die Schnur noch einmal zum Fenster herein und band es daran fest. Dann ließ es das Körbchen aus dem Fenster.
    »So, Papa, jetzt brauchst du nur noch deinen Spazierstock«, erklärte das Sams, nachdem es sachkundig die ganze Anlage
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