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Woche voller Samstage

Woche voller Samstage

Titel: Woche voller Samstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Maar
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Dingsda fünf Teller.«
    »Jetzt müssen wir aber langsam zum Schluss des Gedichts kommen«, entschied das Sams. Alle dachten nach. Schließlich schlug ein Mädchen vor:
    »Am Ende warf der Igel
    das Dingsda in den Spiegel.«
    »Nein, das geht nicht«, schrien alle durcheinander. »Das ist kein schöner Schluss.« Aber keiner wusste, wie er weiterdichten sollte. Bis endlich das Sams sagte:
    »Da keinem etwas einfällt, muss ich wohl erzählen, was mit dem Dingsda schließlich geschehen ist:
    Das Dingsda blieb im Spiegel stecken,
    und alle sahen voller Schrecken:
    Hier war ein Wunderwerk geschehen,
    denn im Spiegel war nun ein ADSGNID
    zu sehen!«
    »Ein ADSGNID?«, fragten die Kinder. »Was ist denn das?«
    »Hört euch nur die nächsten Zeilen an«, sagte das Sams geheimnisvoll. »Vielleicht kommt ihr von allein drauf.« Und es wiederholte noch einmal:
    »... im Spiegel war nun ein ADSGNID zu sehen!
    Tja, sprachen die alten Raben gelehrt:
    Im Spiegel wird alles seitenverkehrt.
    Drauf gingen alle aus dem Haus:
    die Kuh, der Stier, der Frosch, die Maus
    und schließlich die uralten Raben.
    Denn ein ADSGNID wollt keiner mehr haben.«

    »Sehr schön, Robinson«, lobte der Lehrer und stand auf. »Und wir gehen auch alle aus dem Haus, denn es hat schon längst geklingelt.«
    Eine Weile später kam das Sams nach Hause geschlendert und klopfte bei Herrn Taschenbier an die Fensterscheibe.
    Der öffnete, schaute sich um, ob sie nicht beobachtet würden, und zog es hinein.
    »Sag mal, warst du wirklich in der Schule?«, fragte er, als das Sams im Zimmer stand.
    »Natürlich, du hast es doch gewünscht«, antwortete das Sams.
    »Das tut mir aber leid«, sagte Herr Taschenbier.
    »Aber nein, Papa«, rief das Sams und lachte. »Das braucht dir überhaupt nicht leidzutun! Schule gefällt mir fast noch besser als Kaufhaus. Man muss sich nur den richtigen Lehrer aussuchen.«
    »Warst du denn bei mehreren Lehrern?«, fragte Herr Taschenbier.
    »Bei vielen.«
    »Und wer war der beste?«
    »Der beste?«, wiederholte das Sams und dachte nach. »Der beste Lehrer war der, der heute eine Dichtstunde gehalten hat.«
    »Das muss der Deutschlehrer sein«, überlegte Herr Taschenbier. »War das so ein langer Hagerer mit blonden Haaren?«
    Das Sams prustete vor Lachen.
    »Nein, Papa«, sagte es schließlich. »Das war so ein kleiner Dicker mit roten Borsten. Und wenn ich mich nicht sehr täusche, hatte er eine Gummihose an.«

Am Donnerstag wachte Herr Taschenbier von allein auf.
    »Nanu«, sagte er. »Weder Weckerklingeln noch Sams-Singen?«
    Er blinzelte nach der Uhr und stellte fest, dass es schon elf war.
    »Hätte ich denn singen sollen?«, fragte das Sams. Es hatte Herrn Taschenbiers Gürtel an der Vorhangstange festgebunden und schaukelte daran hin und her.
    »Natürlich nicht.« Herr Taschenbier gähnte und reckte sich. »Ich fühle mich richtig schön ausgeschlafen.«
    »Hab ich mir gedacht«, meinte das Sams schaukelnd. »Ich habe ganz leise gespielt.«
    Herr Taschenbier schaute ihm eine ganze Weile zu. Es war schon wieder ein Stück größer geworden. Außerdem schien das Waschen Erfolg zu haben: Von den blauen Flecken war kaum noch etwas zu sehen. Herr Taschenbier gähnte noch einmal und fragte dann: »Was wollen wir denn heute unternehmen?«
    »Vielleicht könnten wir der Rotkohl Wasser in die Schuhe kippen. Oder wir holen uns Käsekugeln und spielen in der Küche Fußball«, schlug das Sams vor. »Dann könnten wir auch noch ein Seil vom Schrank zur Lampe spannen und Seiltanzen üben. Wozu hättest du denn Lust?«
    »Ich wüsste schon, was ich am liebsten täte«, sagte Herr Taschenbier und rekelte sich. »Aber das geht nicht.«
    »Was wäre das?«, forschte das Sams.
    »Am liebsten würde ich einmal einen ganzen Tag im Bett verbringen und überhaupt nichts tun. Höchstens lesen.«
    »Und warum soll das nicht gehen?«, fragte das Sams. »Du hast doch heute frei.«
    »Na ja, das macht man halt nicht«, versuchte Herr Taschenbier zu erklären. »Stell dir vor, Frau Rotkohl kommt ins Zimmer und ich liege noch im Bett. Was denkt die dann wohl?«
    »Was soll die schon denken?«, sagte das Sams. »Vielleicht: Morgen ist Freitag. Oder: Gestern war Mittwoch. Und selbst wenn sie denken würde: Herr Taschenbier liegt noch im Bett – was ist denn schon dabei?«
    »Ich hätte wahrscheinlich den ganzen Tag ein schlechtes Gewissen.«

    »Ein schlechtes Gewissen!«, äffte das Sams nach. »Ich könnte drei Tage im Bett liegen und hätte

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