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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)
Autoren: Cathryn Constable
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Wäre ihr Vater, der tapfere Prinz Vladimir, glücklich gewesen, wenn er gewusst hätte, dass sie ihre Tage so beenden würde? Und was würde ihr eigener Vater sagen, wenn er wüsste, wie allein Sophie in der Welt stand?
    »Xenia wurde gerettet, vielleicht von einem Bauern. Wahrscheinlich verkauft für Brot.« Ivan suchte noch mehr Papiere heraus. »Sofja wollte nach Archangelsk. Es hatte sich herumgesprochen, dass die britische Marine dort vor Anker lag, um dem Zaren zur Flucht vor der Revolution zu verhelfen.« Er hielt inne und fügte mit einem traurigen Lächeln hinzu: »Aber der Zar nie ist gekommen. Stattdessen hat das Schiff andere Reisende mitgenommen … und Xenia Volkonskaja muss eine davon gewesen sein.«
    Sophie seufzte. »Meine Eltern hatten bestimmt keine Ahnung von all dem hier«, sagte sie. »Rosemary, mein Vormund, hätte es mir gesagt, wenn sie etwas gewusst hätte.«
    »Anna Fjodorovna war äußerst gründlich«, sagte Ivan und schüttelte den Kopf. »Sie hätte sich nie auf ein solches Abenteuer eingelassen, wenn sie sich ihrer Sache nicht ganz sicher gewesen wäre. Dein Vormund muss irgendwo Papiere haben, die sich auf deine Familie beziehen.«
    Sophie dachte an den nie geöffneten Aktenschrank in ihrem Zimmer in Rosemarys Wohnung. Ob sie darin etwas finden würde?
    Langsam sank sie auf einen Stuhl. »Das ist einfach zu viel auf einmal«, murmelte sie. »Wie soll ich das bloß verdauen? Und es ist so verrückt, dass ich auf einmal eine andere sein soll. So ein komisches Gefühl. Ich meine, bis jetzt war ich immer nur die gute alte Sophie Smith, und dann Womm!, ist alles auf den Kopf gestellt …«
    »Du bist trotzdem noch du selbst«, tröstete Ivan sie. »Nur weißt du jetzt ein wenig mehr über deine Herkunft.« Er legte seinen Arm um Sophie. »Aber so ist das Leben – voller Überraschungen. Ich dachte auch, dass ich Anna Fjodorovna gut kenne … und wie bitter habe ich mich in ihr getäuscht!«
    »Das tut mir leid«, murmelte Sophie.
    »Sie war so klug!«, sagte Ivan und unterdrückte das Beben in seiner Stimme. »Alles hätte sie haben können, was immer sie wollte – jedes Leben führen, das ihr vorschwebte, auch ohne andere Leute um ihres zu bringen.« Abrupt wandte er sich ab, um die Tränen in seinen Augen zu verbergen.
    Nach einer Weile gab er sich einen Ruck und sagte: »Lass uns jetzt zu den anderen zurückgehen. Wir haben noch einiges zu besprechen und zu planen. Wir müssen euch nach St. Petersburg und zu Miss Ellis zurückbringen. Soviel ich weiß, habt ihr morgen Unterricht an einer richtigen russischen Schule!«
    Sophie nickte, aber die Dinge, die sie zu lernen hatte, würde sie nicht an einer St. Petersburger Schule finden. Und an keiner Schule der Welt.
    »Muss ich wieder zurück?«, fragte sie und schluckte.
    Ivan warf ihr einen überraschten Blick zu.
    »Muss ich bald zurück, Ivan?«, wiederholte Sophie, diesmal lauter, energischer. »Ich bin doch noch längst nicht fertig hier – ich muss noch so viel herausfinden und lernen.«
    Ivan dachte darüber nach. »Wir müssten mit deinem Vormund sprechen«, erwiderte er ernst. »Sie ist die Einzige, die das momentan entscheiden kann.«
    »Ach, sie weiß doch gar nicht, dass ich hier bin!«
    Ivan runzelte verständnislos die Stirn.
    »Ich wollte unbedingt nach Russland, ist das nicht komisch? Immer hab ich von Schnee und einem Wald geträumt … und ich hatte keine Ahnung, dass ich meine eigene Geschichte geträumt habe … falls so was überhaupt möglich ist. Aber Rosemary hätte mich nicht fahren lassen und deshalb haben Delphine und ich ein bisschen nachgeholfen … Also mehr erzähle ich Ihnen lieber nicht – es würde Ihnen nicht gefallen.«
    »Du hast getan, was du tun musstest«, sagte Ivan und ein leises Lächeln spielte um seine Mundwinkel, »aber dein Vormund wird sicher nicht erfreut sein, dass du hierbleiben willst, wenn sie die Wahrheit erfährt. Du hast kein Geld, der Palast versinkt im Schnee …« Ivan schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie wir ihr vermitteln sollen, dass das hier die passende Umgebung für ein junges Mädchen ist.«
    Sophie musste ihm wohl oder übel Recht geben.
    »Und Sie, Ivan? Was werden Sie jetzt tun?«, fragte sie. »Ich meine, jetzt, wo die Prinzessin, oder nein, Anna Fjodorovna …«
    »Ich werde hier alles regeln … für dich, wenn du es mir gestattest …«
    »Aber ich kann Sie nicht bezahlen«, wandte Sophie verlegen ein. »Ich habe doch kein Geld … es sei
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