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Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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vielleicht ist dieses Baby – unser Kind – am Ende sogar ein Geschenk des Himmels. Sie spürte einfach, dass das Schicksal ihnen noch eine letzte große Chance eingeräumt hatte.
    Alles, was sie tun mussten, war, sie mit beiden Händen zu ergreifen.

10. KAPITEL
    Z urück in Dvägersdal fiel es Finja zunehmend schwer, die Wahrheit vor Sander zu verbergen. Jedes Mal, wenn er sie anschaute, ertappte sie sich bei dem Wunsch, mit der Nachricht über ihre Schwangerschaft herauszuplatzen. Aber sie durfte sich Sander nicht anvertrauen, wenn sie Linus schützen wollte – oder?
    Leise seufzend fuhr sie sich durchs Haar. Es war später Nachmittag. Sie saß auf dem Dachboden ihres Elternhauses – angeblich, um hier nach brauchbaren Dingen für einen Kirchenbasar zu stöbern. Der wahre Grund jedoch war ein vollkommen anderer: Sie schämte sich für ihr Verhalten so sehr, dass sie Sander kaum mehr in die Augen blicken konnte. Also nutzte sie jede sich bietende Gelegenheit, um ihm aus dem Weg zu gehen.
    Sie hatte ausgedehnte Spaziergänge mit Linus unternommen und war in die Stadt gefahren, um angeblich notwendige Einkäufe zu erledigen. Ansonsten hatte sie sich die meiste Zeit über im Schlafzimmer verkrochen, wo sie sich am Frisiertisch ihrer Mutter einen Arbeitsplatz mit Laptop, Drucker und Internetverbindung eingerichtet hatte. Auf diese Weise hatte sie die Begegnungen mit Sander vermieden. Und es war ihr wenigstens einigermaßen gelungen, den Kontakt zu Kelly, der Galerie und ihren Ausstellern und Kunden aufrechtzuerhalten. Jetzt saß sie im Schneidersitz oben auf dem Dachboden inmitten eingestaubter Möbel, Truhen voller altmodischer Kleidungsstücke und allerlei Krimskrams und fragte sich, wie es nun weitergehen sollte.
    Natürlich war ihr klar, dass sie nicht ewig so fortfahren konnte. Früher oder später würde Sander merken, dass sie ihm auswich, und sie zur Rede stellen. Und Finja wusste, dass sie ihm dann die Wahrheit nicht länger vorenthalten konnte.
    Seufzend stand sie auf und machte sich daran, zumindest ein paar Dinge für den Kirchenbasar zusammenzusuchen. Dabei fiel ihr ein hübsches, mit kunstvollen Einlegearbeiten verziertes Holzkästchen in die Hände, das sie schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte.
    Es war die Fotoschatulle ihrer Mutter.
    Leonora Elmerson war zwar keine sonderlich begabte, dafür aber eine begeisterte Hobbyfotografin gewesen, die praktisch jedes Ereignis in ihrem Umfeld auf Zelluloid bannte. Dazu gehörten sowohl die alljährlichen Urlaube am Meer als auch Familienfeiern wie Geburten, Taufen und Geburtstage.
    Finjas Herz klopfte heftig, und ihre Finger zitterten leicht, als sie den Deckel der Schatulle anhob. Gleich das erste Foto, das ihren Vater, ihre Schwester Greta und sie selbst auf einem Ausflug nach Stockholm zeigte, ließ eine Flut von Erinnerungen in ihr aufsteigen – positiver sowie negativer Art. Es hatte häufig Streit gegeben im Hause Elmerson, vor allem zwischen Finja und ihrem Vater Edvard, der ein strenger Mann mit hehren Prinzipien gewesen war. Während die sanfte und folgsame Greta sich stets fügte, sorgte Finjas rebellische Ader immer wieder für Ärger, ganz egal wie sehr sie sich auch bemühte, es allen recht zu machen.
    Sie legte das Bild zur Seite und blinzelte erstaunt, als darunter das Foto einer Person zum Vorschein kam, die sie in dieser Sammlung nicht erwartet hatte. Für einen Moment drohten ihre Beine ihr den Dienst zu versagen. Doch dann bekam sie sich wieder in den Griff und atmete tief durch.
    Audrey …
    Wie glücklich sie auf diesem alten Bild aussah. Ein strahlendes Lächeln lag auf ihrem hübschen Gesicht, das von blondem Haar umrahmt war. Ihre grünen Augen leuchteten so hell wie die Wiesen rund um Dvägersdal. Das Foto musste kurz vor Audreys Verschwinden aufgenommen worden sein, also irgendwann vor fünfzehn Jahren zur Mittsommerzeit.
    Seltsam, immer wenn Finja an ihr ehemaliges Au-pair-Mädchen dachte, sah sie eine missmutige Siebzehnjährige vor sich, doch diese Fotografie zeigte Audrey von einer ganz anderen Seite. Einer Seite, die Finja in den vergangenen Jahren irgendwie verdrängt haben musste.
    Eindringlich betrachtete sie das Bild. Möglicherweise bildete sie es sich nur ein, doch sie hatte das Gefühl, dass Audrey ihr zulächelte – ihr, Finja. Fast so, als wolle sie ihr sagen, dass sie ihr nichts nachtrug. Einen Augenblick hatte Finja das Gefühl, als würde ihr eine zentnerschwere Last von der Seele
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