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Wo die Wuerfel fallen

Titel: Wo die Wuerfel fallen
Autoren: Wolfgang Seidel
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nicht vertraut war. Die Wortneuschöpfung mit der Bedeutung »Besserwisser aus dem Westen« beleuchtet schlagwortartig das Gefühl und die Erfahrung vieler Ostdeutscher, von den Westdeutschen bevormundet zu werden.
    Politikverdrossenheit
    Der Begriff war das »Wort des Jahres« 1992. Es beschreibt die Stimmung in Deutschland in Bezug auf die Politik, die sich durch sinkende Mitgliederzahlen der Parteien, eine sinkende Wahlbeteiligung und ein mangelndes politisches Interesse bei der Jugend bemerkbar machte.
    Schnäppchenführer
    Als hilfreich für die seit den 1980er-Jahren sehr beliebte Schnäppchenjagd nach immer preiswerteren Sonderangeboten und Billigeinkäufen erwiesen sich die Schnäppchenführer mit Adressen zu den oftmals an entlegenen Orten angesiedelten Lagerverkaufsstätten, später »Factory-Outlets« genannt. Der erste Schnäppchenführer aus der Feder des SD R-Verbraucherinformations -Journalisten |237| Heinz Waldmüller erschien im März 1992. Geradezu legendär war damals der Fabrikverkauf bei der prestigeträchtigen Modefirma Hugo Boss in Metzingen auf der Schwäbischen Alb. Aber auch Salamander und WMF lagen im Einzugsbereich des Autors. Der erste einschlägige Führer war denn auch der
Schnäppchenführer Baden-Württemberg
für die sparsamen Schwaben. Viele Hersteller und Einzelhändler waren darüber zuerst überhaupt nicht glücklich, aber die Bücher entwickelten sich zum Renner mit Millionenauflagen. Mittlerweile deckt das Verlagsprogramm ganz Deutschland und Norditalien ab.
    Spaßgesellschaft
    Dieser Ausdruck wurde am 23. Januar 1993 erstmals von dem
taz
-Redakteur Josef-Otto Freudenreich zu Papier gebracht, und zwar in einem Porträt über einen Fußballtrainer.
    Kollektiver Freizeitpark
    »Eine erfolgreiche Industrienation, das heißt eine Nation mit Zukunft, lässt sich nicht als kollektiver Freizeitpark organisieren.« Worte des Bundeskanzlers Helmut Kohl in einer Regierungserklärung im März 1993 über Arbeits- und Urlaubszeiten.
    Clash of Civilizations
    Wie kaum ein anderer Beitrag in der (damals) über 7 0-jährigen Geschichte des Bestehens der amerikanischen Fachzeitschrift
Foreign Affairs
löste der Artikel mit dem Titel »The Clash of Civilizations« 1993 ein großes öffentliches Echo aus. Der Autor Samuel P. Huntington (*1927) erweiterte diesen Aufsatz unter demselben Titel (deutsch:
Kampf der Kulturen
) zum Buch, das 1996 ein internationaler Bestseller war. Der amerikanische Politikwissenschaftler sieht nach dem Ende des Ost-West-Konflikts auch das Ende der zweipoligen Grundstruktur der internationalen Politik. Künftig werde es mehrere globale Schwerpunkte mit eigener kultureller Identität geben, etwa auch Indien, China und die islamische Welt. Die größte Herausforderung sieht Huntington in dem Zusammenprall der islamischen und westlichen Kultur.
    |238| Ruck
    »Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von liebgewordenen Besitzständen.« Die Ansprache des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog im Berliner Hotel Adlon am 26. April 1997 erhielt nach diesem einen signifikanten Wort den Titel »Ruck-Rede«.
    Euro & Teuro
    Der Euro wurde ab dem 1. Januar 1999 in den damals elf Teilnehmerstaaten der Europäischen Währungsunion eingeführt. Am 1. Januar 2002 begann der Umtausch der auf nationale Währung lautenden Banknoten und Münzen in Euro. Die Entscheidung über den Namen der europäischen Gemeinschaftswährung war am 16. Dezember 1995 beim Treffen des Europäischen Rats in Madrid gefallen. Der damalige deutsche Finanzminister Theo Waigel gilt als Namensgeber. In vielen Bereichen der Alltagsökonomie kam Anfang 2002 der Eindruck auf, die Umrechnung von D-Mark in Euro sei in Wirklichkeit nicht in einem Verhältnis von 1:1,95 583 erfolgt, sondern liege, gemessen an der realen Preisentwicklung, bei einem Verhältnis von 1:1. Damit hätten sich manche Waren und Dienstleistungen im Preis praktisch verdoppelt. Der Eindruck war so nachhaltig, dass »Teuro« zum »Wort des Jahres« 2002 wurde.
    Laptop und Lederhosen
    »In Bayern [sind] Laptop und Lederhose eine Symbiose eingegangen«, sagte Bundespräsident Roman Herzog am 17. März 1999 bei der Eröffnung der Cebit-Messe in Hannover. Damit unterstrich er, dass Traditionen und die Globalisierung nicht in einem Widerspruch stehen, sondern sich vielmehr gegenseitig befruchten können.
    Kollateralschaden
    Dieser als »Unwort des Jahres« 1999 gebrandmarkte militärische Begriff wurde in beschönigender Weise
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