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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2
Autoren: treasure
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eifrig zu ihm auf. Er nahm sie überall hin mit und hatte ihr aus einer alten, mit Decken gefüllten Teekiste einen gemütlichen Zwinger auf der Veranda seiner Hütte eingerichtet. Jeden Tag hatte Harry mit ihr Gehorsam geübt, so
wie Rebecca es ihm gezeigt hatte, und er war verblüfft gewesen, wie sich das frühe Training auszahlte, als er sie zum ersten Mal eine Herde treiben ließ. Rebecca konnte kaum glauben, wie sehr sich ihr Vater verändert hatte. Harry hatte endlich eine Begleiterin und zugleich Verständnis für Hütehunde gefunden.
    Auch an ihrer Mutter entdeckte sie Veränderungen. Wenn sie irgendetwas Positives an Toms Tod hätte nennen müssen, dann war es die Entwicklung, die Rebecca bei ihren Eltern wahrnahm. Inzwischen kam Frankie regelmäßig mit Peter aus der Stadt auf die Farm gefahren. Sie war Rebeccas Verbündete in allen Fragen der Viehzucht. Während des Lammens und Kalbens hatten Rebecca und ihre Mutter Tag und Nacht die Tiere umsorgt. Jedes einzelne Tier war kostbar. Rebecca hatte den Großteil des Geldes, das Frankie ihr gegeben hatte, in erstklassige Merinoschafe für die Wollproduktion und gemischtrassige Mutterschafe für die Zucht von Fleischlämmern investiert. Jedes trächtige Schaf, jede trächtige Kuh war eine Investition in die Zukunft. Sie mussten die Zahlen rasch steigern, damit auch die Einnahmen stiegen.
    In der Stadt hatte Frankie endlich einen Partner gefunden, der in ihre Praxis eingestiegen war. Das bedeutete, dass sie mehr Zeit für ihre Tochter hatte. Oft kam sie angefahren, den Wagen mit Impfstoffen und Entwurmungsmitteln, Hunde-und Rinderfutter zum Einkaufspreis beladen. Sie brachte sogar Kanister voll Trockeneis an, in denen Röhrchen mit dem Samen der besten Stiere und Widder im weiten Umkreis lagerten. Sie half Rebecca bei ihrem Zuchtprogramm und beschäftigte sich von Neuem mit dem Embryotransfer und der künstlichen Befruchtung von Zuchttieren, einem Gebiet, das sie schon während ihrer Jahre als Landtierärztin fasziniert hatte. Frankie genoss es, wieder mit großen Tieren arbeiten zu können, und forschte leidenschaftlich nach den besten Zuchteigenschaften, wobei sie Rebecca täglich E-Mails über
neu entdeckte Statistiken oder über Forschungsprogramme zu verbesserten Zuchtergebnissen zuschickte.
    »Jede noch so kleine Hilfe zählt«, hatte sie zu Rebecca gesagt, als sie ihr neue Hundehalsbänder überreicht und den Wagen zu entladen begonnen hatte, bis Peter unter einem Haufen von Einkaufstaschen zum Vorschein gekommen war.
    »Peter!«, lachte Rebecca. »Dich habe ich gar nicht gesehen. «
    Auch Peter genoss die Ausflüge nach Waters Meeting. Er verbrachte die Zeit damit, am Flussufer die Angel auszuwerfen oder an den tiefer gelegenen Berghängen nach Fossilien zu suchen. Ab und zu kam Harry zum Haupthaus spaziert, wenn Frankie und Peter zu Besuch waren, und streckte den Kopf in die Küche, um Hallo zu sagen. Falls er noch Verbitterung empfand, versteckte er sie gut, wenn er mit Peter unbeschwert über die Flüsse und die Felstypen plauderte, die das Wasser Jahr für Jahr in neue Formen schnitzte. Frankie gegenüber zeigte er sich höflich, blieb aber auf Distanz. Wie Rebecca wusste, hatte er es immer noch nicht verwunden, dass Frankie ihn verlassen hatte, er fühlte sich zeitweise schrecklich einsam. Aber sie wusste auch, dass es einige ältere Damen im Distrikt gab, die bei den Versammlungen der Landcare-Organisation ihrem Vater ein ganz besonderes Lächeln schenkten.
    »Nimm dich in Acht vor den Witwen«, rief ihm Rebecca ab und zu ironisch nach, wenn er zu einer der vielen Versammlungen in den Ort fuhr. Und jedes Mal schnitt er eine Grimasse des Entsetzens, ehe er grinsend davonfuhr.
    Während der vergangenen zwei Jahre war der Regen glücklicherweise meist zum richtigen Zeitpunkt in den Bergen niedergegangen, und die Flussebene war wieder aufgeblüht. Der neue Frühling hatte auch Rebecca und Harry aufleben lassen.

    Ab und zu sagte Rebecca zu Harry, während sie zusah, wie sich die Regenwolken lautlos über ihnen zusammenschoben: »Tom sorgt da oben für uns.« Sie liebte den Regen. Dann setzte sie sich auf die Veranda, wo Dags zu ihren Füßen lagerte, und schaute zu, wie er den dicht bewachsenen Garten bewässerte. Wie er auf die Blechdächer trommelte und auf der Zufahrt kleine Rinnsale bildete. Wie das Wasser in breiten Bächen lautlos dem Fluss zuströmte. Seit sie heimgekehrt war, war der Fluss schon zweimal über die Ufer getreten und hatte den
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