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Wo die Wasser sich finden australien2

Wo die Wasser sich finden australien2

Titel: Wo die Wasser sich finden australien2
Autoren: treasure
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hatte sie die Schultern wieder durchgestreckt, die Tränen weggewischt und war heimgeritten, um Sally anzurufen, damit sie gemeinsam einen Plan erarbeiteten, wie sie die ausstehenden Schulden abzahlen konnten.
    An manchen Tagen war auch ein Brief von Charlie darunter gewesen. Meist waren sie auf dünnem, liniertem Papier geschrieben, und seine Einsamkeit war über das ganze Blatt hinweg zu spüren gewesen. Aus anderen Briefen sprach eine so echte Leidenschaft, dass Rebecca seine Hand auf ihrer Haut zu fühlen glaubte. Manchmal schrieb er ausschließlich über die Farm seines Vaters und weigerte sich, irgendwelche Gefühle mit seinen Worten auszudrücken. Immer noch lastete Verbitterung auf ihrer Fernbeziehung. Wenn Rebecca seine Briefe las, hoch auf dem Pferderücken sitzend, rannen ihr manchmal dicke Tränen aus den Augen. Bei anderen Gelegenheiten ritt sie direkt nach Hause und schaute den ganzen
Weg über in den Busch oder auf die staubige Straße, während sie gleichzeitig zu vergessen versuchte, dass Charlie gefaltet, versiegelt und abgestempelt in ihrer Satteltasche wartete.
    Als die Jahreszeiten zum zweiten Mal kamen und gingen, versickerten Charlies Briefe zu einem dünnen Rinnsal, das schließlich ganz austrocknete. Sie nahm an, dass er inzwischen jemand anderen gefunden hatte. Also hörte sie ebenfalls auf zu schreiben.
    So viel war seit ihrer Trennung passiert. Die Arbeit war ein Kapitel für sich. Schwer und aufregend. Inzwischen wurde eine der Schluchten von einem dreihunderttausend Kubikmeter fassenden Stausee gefüllt, dessen weiches Wasser von grasbewachsenen Ufern gesäumt war und auf dem sich Wildenten niedergelassen hatten. Der Stausee erfüllte Rebecca mit einer beruhigenden Gewissheit, was die Zukunft anging. Das darin gespeicherte Wasser garantierte ihr Einkünfte aus dem Getreideverkauf und genug Trinkwasser für ihre Herden, selbst wenn eine neue Dürre hereinbrach und der Fluss wieder zu einem Rinnsal zusammenschmolz. Schon hatte sie für ihre Tiere einen Weiderotationsplan aufgestellt, für den sie die Zaungrenzen verschoben, neue Gatter eingebaut und überall Wassertröge aufgestellt hatte. Durch die verbesserten Weidemöglichkeiten und die wechselnde Beweidung konnten sie die Herden vergrößern, ohne das Land auszubluten. Bei alldem half ihr Harry von ganzem Herzen – dank der Wassertröge konnten sie die Tiere jetzt vom Fluss fernhalten, wodurch die empfindlichen Ufer geschont wurden, was in Harrys Augen ein enormer Vorteil war. Oft stand er breitbeinig am Rand des Dammes, eine Hand in die Hüfte gestemmt und den Stumpf abgespreizt, so als ruhe die amputierte Hand auf der anderen Hüfte, und schüttelte nachdenklich den Kopf.
    »Das hätten wir schon vor Jahren machen sollen«, sagte er eher zu der Erinnerung an seinen Vater als zu Rebecca.

    Der Damm war die erste Maßnahme in dem Bewässerungsprogramm für die Farm, und er würde die Einnahmen nächstes Jahr weiter steigen lassen. Schon jetzt waren die Sattelschlepper über die Farm gerumpelt und hatten die Einzelteile für die brandneue fahrbare Feldbewässerungsanlage gebracht. Harry, schon immer mit mehr Sinn für Maschinen als für sein Vieh ausgestattet, erwartete gespannt den Beginn des bewässerungsoptimierten Getreideanbaus. Das bedeutete nämlich, dass er über Land fahren und Ausschau nach Ausverkäufen halten würde, bei denen er alte Maschinen erstehen konnte, um sie anschließend aufzupolieren, zusammenzuschweißen, zu modifizieren und zu reparieren.
    Inzwischen kam er ausgesprochen geschickt mit nur einem Arm zurecht. Trotzdem machte sich Rebecca oft Sorgen um ihn. Manchmal hörte sie ihn im Maschinenschuppen fluchen und toben. Dann folgte ein lautes Krachen, weil er wieder irgendwas, manchmal einen Schraubenzieher, manchmal einen Ganghebel, voller Ärger gegen die Blechwand geschleudert hatte. Es gab Tage voller düsterer Depressionen und in wortlosem Schweigen. Tage, an denen Harry von Toms Tod an seine Hütte und in Embryostellung an sein Bett gefesselt war.
    Aber im Großen und Ganzen rollten die Tage vorbei, und Rebecca arbeitete, während ihr Vater ihr half, so gut er konnte. Die Arbeit mit den Tieren mied er immer noch, doch er stand zu seinem Vorhaben, seinen jungen, lebhaften Welpen zu trainieren. Er hatte die Kleine Cloe getauft. Sie war aus einem Wurf von Stubby. Cloe war eine kleine rotbraune Hündin, die von einem Karawarra-Rüden im Distrikt gezeugt worden war. Sie tanzte Harry um die Füße und blickte
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