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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller
Autoren: PeP eBooks
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dachte, es wäre ein Einbrecher, Herr Richter. In ihrem Kopf drehte sich alles. Es geht nicht immer nur um dich, Sohn, es geht auch um mich, um mein Überleben, und wenn du dich von mir abwendest, nachdem ich dir alles gegeben habe, alles …
    Irgendwo weiter unten huschte Ray wie eine Ratte im Dunkeln herum und suchte den Weg hinauf.

29
    »Deine Mutter ist auf mich losgegangen«, hatte Leigh in dem Highway-Restaurant zu Ray gesagt, während sie einen starken dampfenden Kaffee tranken. »In der Nacht, in der ich dich verlassen habe. Mit einem Meißel.«

    Ray sprang auf. »Hast du den Verstand verloren? Meine Mutter? Das glaube ich nicht.« Der Mann in der Nische nebenan ließ seine Zeitung auf den Tisch sinken und drehte sich um.
    »Bitte, Ray. Setz dich«, flüsterte Kat. Sie zog ihn in die Nische neben sich zurück.
    »Das ist ungeheuerlich. Eine verdammte Lüge! Was willst du uns antun, Leigh?«
    Leigh schaute ihm in die Augen. »Ich wünschte, ich könnte es dir ersparen, aber ich kann nicht länger verschweigen, was passiert ist. Du musst es wissen. Es tut mir leid, aber ich sage die Wahrheit. Sie hat mir mehrfach einen Meißel in den Bauch gestoßen.«
    Sie fuhr fort, als habe ein innerer Propeller angefangen sich zu drehen, der nicht mehr zu bremsen war. »Ich bin nach oben gelaufen und aus dem Haus gestürzt. Dabei habe ich die Hand unter mein T-Shirt gehalten, um die Blutung zu stoppen und die Wunden festzuhalten. Ray … ich habe gehört, wie sie hinter mir herkam. Ich hatte solche Angst. Du weißt, wie stark sie ist, wenn sie will. Ich hatte es gerade mal bis ins Auto geschafft und die Tür zugeschlagen, da hörte ich auch schon, wie sie auf den Kofferraum einschlug. Dann habe ich den Motor angeworfen und bin nur noch davongefahren. Ich wusste nicht, wohin.
    Auf der Schnellstraße angekommen, spürte ich, dass mein T-Shirt nass war und meine Hand am Steuer auch. Ich war voller Blut und hatte schlimme Schmerzen. Also hielt ich an einer Tankstelle und fragte nach dem Weg zur nächsten Notfallambulanz.« Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Es hat mich selbst erstaunt, wie ruhig ich war, als ich allein im Auto saß. Als wäre ich außer Gefahr. Witzig, nicht wahr? Der Typ gab mir freundlich Auskunft. Ich hatte ein Handtuch über dem Bauch, deshalb konnte er wohl nichts sehen, sonst hätte er mir
wahrscheinlich angeboten, mich zu fahren oder einen Krankenwagen zu rufen.
    Als sie mich fragten, was passiert sei, habe ich gesagt, das sei ich selbst gewesen, ich würde Möbel bauen und wäre in der Werkstatt in ein Werkzeug gestolpert. Ich weiß nicht, ob sie mir geglaubt haben, aber was hätten sie schon machen sollen? Sie haben mich verarztet, genäht, mir eine Spritze gegeben, ein Rezept und so weiter. Sie hätte mich weiter links treffen können oder in einem anderen Winkel, dann hätte sie womöglich die Leber durchbohrt, und ich wäre tot.«
    Ray kniff das Gesicht zusammen wie ein Kind. »Du kannst nicht behaupten, meine Mutter würde so etwas tun.«
    »Aber sie hat es getan, Ray. Sie hätte mich umgebracht. Ich habe immer und immer wieder darüber nachgedacht.«
    »Aber warum? Warum?«
    »Ist das denn nicht offensichtlich? - Dann habe ich nachgedacht. Ich wollte dich anrufen. Ich wollte, dass du mich umarmst, ich wollte in der Sicherheit unseres Hauses sein, aber wir hatten uns gestritten … Ich dachte, du wolltest nichts mehr von mir wissen. Und ich fühlte mich … Ich dachte, es würde dich umbringen, wenn du es erfährst. Sieh doch, wie du gerade reagierst!«
    »Entspann dich, Ray«, sagte Kat. »Hör jetzt einfach nur zu, okay?«
    »Glaub mir, ich sage dir das alles äußerst ungern. Ich weiß, wie sehr du sie liebst. Ich habe in den vergangenen Tagen unzählige Varianten durchgespielt, wie ich dir das hier sagen soll, aber ich kann es dir nicht leichter machen.« Sie begann zu schluchzen.
    »Es ist okay«, sagte Kat. Sie langte über den Tisch, um einen Augenblick lang Leighs kalte, zitternde Hand zu halten. »Erzähl uns einfach nur, was passiert ist.«

    »Nun … nach der Notaufnahme war ich … immer noch ziemlich unter Schock und absolut erschlagen. Ich musste irgendwo in Ruhe nachdenken, und da fiel mir Idyllwild ein, die Hütte, ein Ort, um allein zu sein, Tabletten gegen die Schmerzen zu nehmen und zu schlafen. Ich fuhr hinauf und brach dort zusammen. Am nächsten Tag tat mir noch immer alles weh, und ich hatte Angst, dass du mir folgst und herkommst. Also fuhr ich weiter.
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