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Wo die toten Kinder leben (German Edition)

Wo die toten Kinder leben (German Edition)

Titel: Wo die toten Kinder leben (German Edition)
Autoren: Roxann Hill
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Folter und Mord.
Die Eindrücke fielen in sich zusammen, als das Böse durch ihn hindurch raste. Er keuchte vor purer Ekstase und gab sich ganz diesem unbeschreiblichen Kick hin, während er ausgestreckt auf dem Boden lag, die Finger in den Teppich gekrallt.
Unkontrolliert bäumte er sich auf. Kraft und Lebensenergie explodierten in ihm, als sich jede Zelle seines Körpers verjüngte. Das berauschende Gefühl von Macht und Unbesiegbarkeit war uferlos.
Er wollte genussvoll durchatmen, doch die immer noch in der Unterseite seiner Zunge hängende Spritze hinderte ihn daran.
Er zog die Nadel heraus. Seine Finger waren geschmeidig, sie zitterten nicht mehr. Die Haut auf seinem Handrücken war straff und jugendlich. Von Altersflecken keine Spur.
Mit einem Satz sprang er auf, um sich mit verschränkten Armen auf die Rückenlehne des Sessels zu stützen. Selbstvergessen, beinahe schon träumerisch, blickte er erneut in den Raum jenseits der Glaswand.
Er streifte den Ohrenschutz ab. Das Wesen in dem Reagenzglas war ruhig und bewegte sich nicht.
Er musste über seine eigenen Gedanken grinsen. Für einen Augenblick hatte er doch tatsächlich gedacht, es handle sich um ein Wesen, was dort drüben in dem Behälter gefangen gehalten wurde und ausgepresst worden war, wie eine reife Zitrone.
Aber es war kein Wesen.
Es war eine Seele.
Die Seele eines Menschen. Eines gefährlichen, verdorbenen und bösen Menschen, den er gekannt hatte. Sie hatte es nicht bis in die Hölle geschafft. Nein, Samael hatte sie abgefangen und hierher geschleppt.
Teufel konnten so etwas.
Und hier, in dem Raum jenseits der Panzerglasscheibe, befand sich eine ganz private Hölle.
Eine Hölle in Miniaturformat.
Eine Hölle, nur für den Eigenbedarf.
Zugegebenermaßen hatte Samael einen riesigen Bedarf.
Sein Mund verzog sich zu einem zynischen Lächeln. Die Menschen hatten seit Angedenken der Zeit über die Hölle gerätselt, sie gefürchtet und mit ihrer Existenz andere eingeschüchtert und bedroht.
Aber sie hatten ja keinen blassen Schimmer.
Sie hatten keine Ahnung, was dort tatsächlich abging.
Die negative Lebenskraft der Seelen stellte eine exquisite Droge für Dämonen dar. Sie war überaus geschätzt und begehrt. Je böser ein Mensch gewesen war, desto schwärzer war seine Seele und desto größer war die negative Energie, die man aus ihr gewinnen konnte.
Man kochte sie einfach aus.
Bei Menschen hatte diese kostbare Essenz eine überaus erfreuliche Nebenwirkung. Sie stoppte den Alterungsprozess, machte ihn rückgängig. Regelmäßig eingenommen verhalf sie zu ewigem Leben - oder was Menschen unter ewigem Leben verstanden.
Er lächelte bitter.
Er war zweiunddreißig Jahre alt. Das war er bereits seit mehr als einem halben Jahrtausend. Er hatte nicht vor, auch nur einen Tag zu altern.
Der unscheinbare Rest der Seele begann, seine Konturen zu verlieren. Sie löste sich auf und drang in die andere Dimension ein. Dort würde sie als bewusst- und identitätsloser Müll durch die Unendlichkeit driften.
Eine Hand legte sich auf seine Schultern. Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es Elisabeth war. Denn Elisabeth Le Maas-Heller war die einzige andere Person, die Zutritt zu diesem Raum hatte.
Im Übrigen gehörte ihr hier wirklich alles. Das schloss ihn mit ein.
„Siehst du, mein lieber Charles“, sprach sie leise, es war fast ein Flüstern, das ihm gleichzeitig Schauer der Wollust und der Angst über den Rücken trieb. “Siehst du“, wiederholte sie, „letztendlich war unser Professor Brunner doch zu etwas nütze. Ich hasse Verschwendung.“
Charles Cunningham, Doktor der Philosophie, Geschäftsführer des Konzerns Le Maas-Heller und ergebener Handlanger Samaels zwang sich zu einem zustimmenden Lächeln.
„Ja, mein lieber Charles, sieh’ nur genau hin. Das passiert mit jedem, der es sich erlaubt, in meinen Diensten zu versagen.“ Die Hand auf seiner Schulter verstärkte ihren Druck und ihr silberner, mit blutroten Rubinen besetzter Gelenkring bohrte sich in seine Muskeln. Für einen Moment fürchtete er, dass sein Schlüsselbein brechen würde.
„Du wirst nicht versagen, mein lieber Charles, da bin ich mir ganz sicher.“
Cunningham antwortete nicht, er streichelte stattdessen die Hand, die daraufhin ihren Griff unmerklich lockerte.
„Es ist bald soweit“, fuhr sie fort. „Ich kann es spüren. Mein Plan steht kurz vor der Vollendung. Ich werde die Barriere niederreißen, die mich seit Jahrtausenden von meiner Familie trennt. Aber ich
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