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Wo die toten Kinder leben (German Edition)

Wo die toten Kinder leben (German Edition)

Titel: Wo die toten Kinder leben (German Edition)
Autoren: Roxann Hill
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schien vollkommen von mir überrascht zu sein. Er wirkte wie eine Statue, während er mich betrachtete und sein Blick in meinen tauchte.
Dann wurde es wieder finster. Ich konnte nur seinen Umriss erkennen. Noch bevor ich mich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, flackerten die Neonleuchten über unseren Köpfen auf.
Grelles, kaltes Licht flutete den Raum.
Draußen donnerte es weiter.
Er senkte den Kopf und mir war, als würde er lächeln. Er trat einen Schritt zur Seite und ich lief nah an ihm vorbei, wobei ich jede meiner Bewegungen bewusster als sonst und wie in Zeitlupe wahrnahm.
Nach einigen Schritten blickte ich mich um. Er war weitergegangen. Ich merkte erst jetzt, dass er einen weißen Tobok trug, genau wie ich.
Er war ein Schwarzgurt, auf dem Weg zum Training.
     
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So schnell hatte ich mir noch nie ein Wasser gekauft. Ich bezahlte hastig, ließ mein Wechselgeld liegen und musste wieder zurückkommen, um es zu holen. Dann nahm ich den Weg auf die Tribüne, von der aus man die ganze Halle überblicken konnte. Ich suchte mir einen guten Platz, nicht zu weit vorne, um nicht gleich gesehen zu werden. Meine Füße legte ich hoch auf die leere Sitzreihe vor mir, schraubte meine Wasserflasche auf und tat vollkommen unbeteiligt, während ich die Gruppe nach ihm absuchte.
Mein Puls beschleunigte, als ich ihn schließlich fand.
Er trainierte die Schwarzgurte.
Ich konnte meine Augen nicht von ihm abwenden. Ich sah ausschließlich ihn. Er stellte der Gruppe eine komplexe Schlag- und Tritttechnik vor. Zwei-, dreimal wiederholte er die schwierige Abfolge und schien fast über dem Boden zu schweben. Seine Bewegungen waren vollkommen harmonisch, als wären sie choreographiert. Sie wirkten mühelos, während er sie hochkonzentriert und selbstvergessen mit einer Schnelligkeit ausführte, die es mir schwer machte, sie in jeder Einzelheit zu erfassen. Seine Körperbeherrschung war perfekt, nahezu übermenschlich.
Ich hätte ihm ewig zuschauen können.
Unbewusst hatte ich mich vorgebeugt, ich wollte jede Einzelheit seines Wesens in mich aufnehmen. Ich war wie hypnotisiert.
Er unterbrach seine Bewegungen und hob ruckartig den Kopf. Seine Augen brauchten nur Sekundenbruchteile, bis sie mich auf der Tribüne fanden. Sein forschender Blick hielt mich mit eisernem Willen fest.
Meine Augen zuckten nicht oder versuchten, ihm auszuweichen. Schließlich war er es, der seine Lider senkte, um sich wieder auf seinen Sport zu konzentrieren.
Atemlos blieb ich zurück – als hätte er mich berührt, als hätte ich ihn tatsächlich gespürt.
Noch nie zuvor war ich einem derartig faszinierenden Mann begegnet. Seine Ausstrahlung überwältigte mich. Sie war wie dunkle Magie, die mich flüsternd einlud, mich schmeichelnd lockte.
Die absolute Kontrolle, die er über seine Bewegungen hatte, war ganz ohne Zweifel nur ein Teil seiner Persönlichkeit. Mir war bewusst, dass er noch viele außergewöhnliche Begabungen in sich tragen musste.
Aber noch etwas streifte mich, als ich in seine Augen sah und ihn in dieser Trainingsstunde beobachtete.
In den Tiefen seiner Seele, im Schatten seines Ichs lauerte Wildheit und eine mühsam unterdrückte Kraft, die beide nur darauf warteten, freigelassen zu werden.

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PROLOG
     
Es war Zeit. Höchste Zeit.
Er hatte es die letzten Tage immer wieder gespürt. Zunächst waren es nur vage Vorboten gewesen, die er mehr unterbewusst registriert hatte. Ganz so, wie es sich manchmal mit einer beginnenden Erkältung verhält, wenn einem unterschwellig klar wird, dass man nicht hundertprozentig fit ist. Schmerzt dann erst einmal der Rachen oder läuft die Nase, ist es eigentlich schon zu spät.
Auch bei ihm war dieser Punkt erreicht. Er konnte es im wahrsten Sinne des Wortes fühlen. Seine Sehnen ließen an Geschmeidigkeit nach, seine Muskeln erschlafften, seine Haut  verlor an Elastizität. Und vorhin hatten ihn seine Augen im Stich gelassen. Er hatte die ihm vorgelegten Dokumente nur mit Mühe entziffern können.
Sein Alterungsprozess hatte eingesetzt. Unaufhaltsam griff der Tod nach ihm. Wenn er jetzt nicht schnell handelte, …
Er blickte zum wiederholten Male verstohlen auf seine Rolex. Er musste sich beeilen.
Ungelenk erhob er sich aus seinem Chefsessel und ging um den Schreibtisch herum. Mühsam öffnete er die schallisolierte Tür seines Büros und betrat das Vorzimmer.
Seine
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