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Wo die coolen Kerle wohnen

Wo die coolen Kerle wohnen

Titel: Wo die coolen Kerle wohnen
Autoren: Susanne Friedmann
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attraktiven Porträtfotos Single-Frauen in die Internet-Partnerbörsen locken sollen. Denn diese Agenturen haben sehr genau herausgefiltert, worauf Frauen (im Allgemeinen) fliegen, und ihr Model-Angebot darauf ausgerichtet. Der »Mann in den 40ern« wird da beispielsweise von einem Typ mit jungenhaftem Lächeln samt sehr ebenmäßigen Zähnen dargestellt, mit Stirnglatze über einem schmalen, fein geschnittenen Gesicht mit kräftigem Kinn. Der Klischee-Mann in den 50ern hat ein breiteres Gesicht, wirkt gesetzter und trägt einen Bürstenhaarschnitt über prägnanten, aber irgendwie gutmütigen Männerfalten in den Wangen. Und als attraktiver Typ um die sechzig lockt ein weißhaariges Model mit kurzem »Psychologenbart«, das wissend und zugleich leicht verschmitzt blinzelt.
    Echt nicht übel.
    Aber getoppt wird das optisch ansprechende Angebot noch durch die Zweiwort-Charakterisierungen unter den Fotos: »Molekularbiologe – Syltfan«, steht unter dem einen. »Pilot – Golfhandicap 12« unter dem nächsten. »Kunsthändler – weltoffen« oder etwas ausführlicher: »Hotelmanager – schätzt guten Stil«.
    Da fragt man sich schon: Darf’s vielleicht auch ein bisschen weniger sein?
    Diese Frage stellte ich auch Frauen, mit denen ich mich über Midlife-Männer unterhielt. »Ja, ja«, stimmte Beate, 50, Logopädin, freundlich zu, »ein bisschen weniger darf’s schon sein«, dann zog sie vielsagend die Brauen hoch, »aber nicht viel.«
    … was Frauen wünschen
    Da hatte ich es mal wieder: Für uns Frauen ist es ein Kinderspiel, sogar mit wildfremden anderen Frauen über so persönliche und intime Dinge wie uns und unsere Männer ins Gespräch zu kommen. Ich habe mit engen Freundinnen und entfernteren Bekannten gesprochen, aber einige meiner Interviews entwickelten sich tatsächlich »einfach so«, spontan im Café, beim Afterwork-Prosecco in der Kneipe oder auf der Terrasse einer Pizzeria – natürlich nur, wenn die Frauen ohne männliche Begleitung waren.
    Man macht eine kleine Bemerkung, vielleicht ein Kompliment, man fragt neugierig, wo die schicke Handtasche, die hübsche Brosche oder der tolle Haarschnitt herkommen, und schon geht es los. Man rückt zusammen, plaudert über dies und das, irgendwann fragt jemand in die Runde, was jede so macht. Wenn ich erzählte, dass ich gerade ein Buch über die älter werdenden Männer schrieb, stieß ich sofort auf offene Ohren sowie auf die Bereitschaft, aus dem Nähkästchen zu plaudern.
    Die Namen meiner Gesprächspartner habe ich (wie auch die der Männer, die mir ihre Geschichten anvertraut haben) aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes geändert.
    »Für mich muss ein reifer Mann ganz klar größer sein als ich, er muss breite Schultern und eine gute Haltung haben, eine sportliche Figur, er muss Dynamik ausstrahlen und Vitalität. Bloß nicht so ein Jüngelchen-Typ, der nicht weiß, was er will oder wo er hingehört! Leider habe ich lange nichts mehr gesehen, was in mein Beuteschema passt«, sagt Helga, 45, eine schmale, eher zurückhaltend wirkende Frau, Personalchefin einer Hamburger IT-Firma und seit drei Jahren Single.
    Judith, 46, eine rassige (Lebens-)Künstlerin aus Frankfurt und frisch geschieden, widerspricht: »Nein, so einen Superman brauch ich nicht. Meiner darf gern einen netten, kleinen Bauch haben, das gefällt mir. Er kann sogar kleiner sein als ich. Ich finde das klasse, wenn ich ihn mit meinen Highheels überrage und ihm dann von oben den Arm umlegen kann. Er soll mit mir vor allem genießen! Lecker essen gehen, einen guten Schluck trinken, und vor allem soll er kreativ und lustig sein, lebensbejahend, und er soll mich zum Lachen bringen und aufbauen, wenn’s mir dreckig geht! Er soll mich einladen und sich intensiv für mich, meine künstlerische Arbeit und meinen Charakter interessieren.«
    Ursula, 61, grauer Pagenkopf, Steuerberaterin in München, geschieden, ein erwachsener Sohn, wünscht sich einen Mann, »der noch mal was Neues in Angriff nimmt, am liebsten mit mir zusammen. Einen, der Mumm hat und das nötige finanzielle Polster, um ein Risiko wie eine Geschäftsgründung einzugehen. Ich könnte mir ein Astro-Beratungsbüro vorstellen – und deshalb sollte er sich natürlich auch für Astrologie interessieren, und für Feng-Shui – überhaupt für spirituelle und psychologische Themen.«
    Sabine, 55, schwarzer Lederrock, schwarzer Kurzhaarschnitt, Illustratorin aus Heidelberg, geschieden, zwei halberwachsene Kinder, weiß genau, was sie
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