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Wissenswert - Religion und Glaube

Wissenswert - Religion und Glaube

Titel: Wissenswert - Religion und Glaube
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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seine Zeitgenossen von langen zyklischen Zeiten aus, in denen die Wesen vom Gesetz der Tatvergeltung (Karma) beherrscht werden und immer neuen Wiedergeburten entgegensehen. Aber anders als diese leugnete er die Existenz eines dauerhaften Selbst oder einer über alle Wiedergeburten hinweg beständigen Seele. Die buddhistische Lehre verkündete vielmehr, alle Erscheinungsformen seien von Leiden (
dukkha
) geprägt und der Vergänglichkeit (
anicca
) unterworfen. Nach buddhistischer Auffassung entsteht das Leiden, wenn man etwas Beständiges oder Ewiges in den Dingen suche.
    Wie ist Buddhas Lehre überliefert?
    Nicht im Original, denn bereits im frühen Buddhismus hatten mehrere Generationen von Schülern die vom Buddha begründete Tradition und Lehre weiterentwickelt und teilweise völlig neue Elemente hinzugefügt. Da die kanonischen Texte auch der frühen buddhistischen Schulrichtungen schon einen ungeheuer großen Umfang eingenommen haben, ist der Versuch einer Rekonstruktion der ursprünglichen Lehre des Buddha ein vergebliches Unterfangen. Am vollständigsten erhalten ist der Kanon der Theravada-Schule. Trotz des sich teilweise widersprechenden Materials der überlieferten Textmassen lassen sich doch bestimmte Grundkonstanten der Lehren des frühen Buddhismus herausarbeiten.
    Warum kann es keine beständige Seele geben?
    Das folgt aus der Annahme der Vergänglichkeit: Es gibt nur eine Abfolge von Augenblicken, wobei der gegenwärtige Zustand zur Entstehung des nächsten führt und somit die vermeintliche Identität eines Dinges in lauter einzelne Augenblicke zerfällt. Die Lehre von der Nichtexistenz der Seele wird als anatman- Lehre bezeichnet. Ebenso kann es keinen ewigen Gott geben, der unabhängig von dem von ihm geschaffenen Kosmos existiert. Der Buddhismus kennt zwar viele Götter, besonders auf der volkstümlichen Ebene; diese Götter sind jedoch ebenfalls der Vergänglichkeit unterworfen und können keine Erlösung aus diesem Zustand bieten.
    Wie entsteht Leiden und wie kann es überwunden werden?
    Darüber geben die so genannten Vier Edlen Wahrheiten Auskunft, in denen die Lehre des Buddha zusammengefasst ist. Die erste Wahrheit ist die vom Leiden: Die ganze Existenz ist leidvoll, so etwa Geburt, Krankheit, Tod, Begegnung mit Unliebsamem oder die Nichterfüllung von Wünschen. Aber selbst die Erfüllung von Wünschen ist nur ein vergänglicher Zustand und daher letztlich ebenfalls leidvoll.
    Die zweite Wahrheit handelt von der Entstehung des Leidens, dessen Ursache das Begehren nach sinnlicher Lust, Werden und Vergehen ist. Diese Begierde fesselt den Menschen an den unendlichen Kreislauf der Existenzen. Auch die Tendenz zum Nihilismus, zur Verneinung, zählt zu den Begierden und bewirkt ebenfalls eine neue Wiedergeburt.
    Die dritte Wahrheit besagt, dass das Leiden nur durch die Vernichtung der Begierde besiegt werden kann. Die vierte Wahrheit zeigt den Achtgliedrigen Pfad, der einen Mittelweg zwischen äußerster Askese und übermäßigem Sinnesgenuss darstellt und zu Aufhebung des Leidens und Erleuchtung führt. Dabei spielen richtiges Verhalten – das etwa Töten, Stehlen oder auch falsche Rede ausschließt –, die Konzentration von Yoga und Meditation sowie die Weisheit mit ihrer Erkenntnis der Dinge eine entscheidende Rolle.
    Was besagt die Lehre vom bedingten Entstehen?
    Nach dieser Lehre (
pratitya-samutpada
), die auch als Kausalnexus bezeichnet wird, sind alle körperlichen und geistigen Manifestationen, die zur Herausbildung der individuellen Erscheinungsformen führen, voneinander abhängig und bedingen sich einander. Sie befinden sich in einem permanenten Prozess des Entstehens und Vergehens.
    Diese Kausalkette besteht aus zwölf Gliedern, beginnend mit der Unwissenheit (
avijja
), die zu Handlungen (
sankhara
) führt; dadurch entsteht wiederum das Bewusstsein (
vijñana
) und damit folglich eine neue Erscheinungsform, aus der dann Name und Gestalt (
namarupa
) hervorgehen; dies führt zur sinnlichen Wahrnehmung der sechs Grundlagen der geistigen Vorgänge (
satayatana
), dies zum Bewusstseinseindruck (
phassa
) und daraus folgend zum Gefühl (
vedana
); das Gefühl aber ist die Voraussetzung für die Begierde (
tanha
), aus der dann das Anhaften am Leben (
upadana
) resultiert; dieses führt zu neuem Werden (
bhava
) und folgerichtig zur Geburt (
jati
), die aber
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