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Wir tun es für Geld

Wir tun es für Geld

Titel: Wir tun es für Geld
Autoren: Matthias Sachau
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Tigerchen!«
    »Rahmauz.«
    Noch eine Stufe.
    »Rahmauz. FAUCH!«
    Mist.
    »Uaaaaaa…«
    »Lukas!«
    »… AAAAAAAAH!«
    »Pass doch auuuuuuuuuuuuuuf!«
    »NEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!«
    …
    Okay, zuerst das Gute: Weder Tigerchen noch Ekkehart noch ich werden verletzt, als die unmenschlich schwere Hifi-Gletscherscheibe auf die Treppe kracht.
    Das Schlechte: Das Ding beginnt, rund wie es nun mal ist, unaufhaltsam die Stufen hinunterzupoltern, nimmt immer mehr Fahrt auf und schlägt große Brocken aus den Steinstufen heraus. Ekkehart stürzt seinem entfesselten Besitz hinterher und versucht ihn zu überholen. Aber keine Ahnung, wie ein schmächtiges Männlein wie er glaubt, diese rasenden 50 Kilo bremsen zu können. Warum müssen die Dinger auch rollfähig sein? Da hat wohl noch nie einer drüber nachgedacht, was passiert, wenn so eine Transrotor-Walze mal auf einer schiefen Ebene landet.
    Zu allem Unglück prallt das Teil dauernd so gegen das Geländer, dass es immer, wie bei einer Murmelbahn, den jeweils nächsten Treppenlauf hinuntergelenkt wird. Und es wird immer schneller und kracht immer lauter.
    Ines steht neben mir und hat Tigerchen auf den Arm genommen. Wir sehen uns an und machen uns wortlos auf, um die Spur des Unglücks zu verfolgen. Während wir noch ehrfürchtig die tiefe Delle in der Wand neben Frau Kohlmeyers Wohnungstür betrachten, hören wir im Stockwerk darunter ein ohrenbetäubendes Bersten und Krachen.
    »Das… war eine Tür, oder?«
    »Vanessa!«
    Ich nehme drei Stufen auf einmal. Wenn das Ding ihre Tür durchschlagen hat und sie zufällig dahinter… Bitte nicht!
    Auf den letzten Metern Treppe stolpere ich schon wieder, diesmal aber über meine eigenen Füße. Ich klatsche hin und rutsche bäuchlings auf Vanessas Eingang zu. Die Tür ist von der Wucht des Anpralls aufgesprengt worden. Ein paar Holz- und Metallteile liegen auf dem Boden. Die Plattentellerwalze rollt schon wieder die nächsten Stufen herunter, als hätte sie nichts damit zu tun. Ich atme kurz auf, als ich sehe, dass kein Blut dran klebt. Während das Ding in Richtung der letzten Treppe, die zu unserem Eingangsfoyer führt, kollert, sehe ich Ekkehart unten stehen. Er versucht verzweifelt aus dem Schirmständer, einem Kinderrad und ein paar alten Kartons eine Barrikade zu bauen.
    Ich krabbele auf allen vieren auf Vanessas Eingang zu. Zum Aufstehen tun mir im Moment mindestens drei Knochen viel zu weh. Ich hebe den Kopf und sehe…
    Nein, das passiert jetzt nicht wirklich, oder? Warum? Das ergibt keinen Sinn.
    Ich höre Ines’ Stimme hinter mir.
    »Lukas! Ist dir was passiert?«
    »Ines!!! Bleib oben!«
    »Wieso denn?«
    »Weil…«
    Ich sehe Vanessa an ihrer Reckstange hängen. Sie ist splitterfasernackt. Und weil man sicher sein kann, dass sie nicht damit gerechnet hat, dass ausgerechnet jetzt ein außer Kontrolle geratener Transrotor-Tourbillon-Plattenteller ihre Wohnungstür aufsprengen wird, muss man umso mehr bewundern, dass ihr Gesichtsausdruck so gelassen bleibt. Ja, wenn man genau hinsieht, erkennt man sogar ein Lächeln.
    Ich spüre Ines’ Hände. Sie ist doch gekommen, um mir aufzuhelfen.
    »Nein, Ines! Guck nicht hin!«
    Natürlich bewirke ich mit meinen Worten genau das Gegenteil, aber es ist ohnehin egal. Auch wenn sie nicht hingesehen hätte, sie hätte auf jeden Fall gehört, was der andere nackte Mensch, um dessen Rücken Vanessa ihre schönen, endlos langen Beine geschlungen hat, gerade von sich gibt.
    »Bröööööh! Bröööööh! BRÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖH!«
    Ja. Es ist tatsächlich…
    »Ahhh! Du, ob du es glaubst oder nicht, Vanesschen, da hat eben was in meinem Kopf ganz laut Krach gemacht.«
    … Bernd.
    Ines hat mir aufgeholfen. Aber im gleichen Moment, in dem ich wieder stehe, muss sie auf einmal selbst gestützt werden. Kein Wunder. Und wahrscheinlich wären wir beide noch lange Zeit fassungslos einander stützend vor der demolierten Tür gestanden und hätten Bernd und Vanessa angestarrt, wenn nicht im gleichen Moment ein anderes Geräusch unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte.
    »Uuumpf!«
    Wir drehen uns zum Foyer.
    »Um Himmels willen!«
    »Frau Kohlmeyer!«
    Frau Kohlmeyer sitzt in der offenen Haustür auf ihrem mächtigen Po. Um sie herum liegen ihre Einkäufe verstreut und mittendrin, friedlich und erstaunlich unversehrt, Ekkeharts Hifi-Mordwaffe. Das Ding muss, während wir Bernd und Vanessa angestarrt haben, in hohem Bogen in ihren mächtigen Bauch gedonnert sein. Eine
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