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Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre

Titel: Wir Middle-Ager -Unsere besten Jahre
Autoren: David Bainbridge
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Proteine, die irgendwelchen Teilchen ermöglichen, sich in die Zelle hinein- oder aus ihr herauszubewegen, Proteine, die Bewegung veranlassen, oder Proteine wie das Collagen, die den Gewebeaufbau unterstützen. Letzten Endes liegt fast allen Vorgängen in unserem Körper die Aktivität der Moleküle zugrunde, wie sie von den besagten 23 000 Genen produziert werden.
    All diese Codes und Produkte mögen geheimnisvoll, wenn nicht sogar unverständlich wirken, doch muss man sich klarmachen, dass die genetischen Codes die einzigen Informationen sind, die den meisten Tiere mitgegeben werden. Wenn man ausdem Ei schlüpft und sich ohne jede elterliche Fürsorge sofort davonschlängelt, ist das Einzige, womit man sich durchs Leben schlagen kann, die Information in den Genen, die man von den Eltern geerbt hat. Diese Gene sind das, was an Anleitung existiert, um sich auszubilden, zu wachsen, sich zu verhalten und zu vermehren. Ohne Gene wären wir gar nichts.
    Wie wir bald sehen werden, erhalten Menschen zusätzliche Informationen zu denen, die in unseren Genen einkodiert sind, aber nicht viele . Es ist erstaunlich, dass nur 23 000 kodierte Befehle imstande sind, einen Mensch mittleren Alters zu erzeugen, zu steuern und am Laufen zu halten. Tatsächlich waren die Biologen schockiert, als sie beim erstmaligen Zusammenzählen der menschlichen Gene feststellten, dass die Zahl so klein war. Viele Autos setzen sich aus mehr Bestandteilen zusammen und können nicht einmal einen Bruchteil dessen, zu was ein Mensch in der Lage ist. Bedenkt man, dass etwa dreißig dieser Gene nur dazu da sind, all die verschiedenen Sorten von Collagen herzustellen, und etwa tausend, um Gerüche einzuordnen, dann ist leicht ersichtlich, dass verblüffend wenig Gene übrig sind, um komplexe Vorgänge wie die Zeugung von Nachkommen oder das Meistern einer Midlife-Crisis zu koordinieren.
II
    Soviel zu den Genen. Betrachten wir jetzt die Entwicklung. Hin und wieder werde ich gebeten, an meiner Universität vor Ingenieuren und Architekten über Biologie zu sprechen. Ich führe dann regelmäßig alle möglichen Gründe an, warum »meine Maschinen« – aus Fleisch und Blut – viel cleverer sind als »ihre Maschinen« aus Metall und Glas, doch das schlagendste Argument ist immer, dass meine biologischen Maschinen sich ganz autonom entwickeln und wachsen müssen, während sie gleichzeitigals lebende Organismen zu funktionieren haben. Es gibt also in der menschlichen Entwicklung keinen Abschnitt, in dem unsere wichtigsten Einzelteile verstreut auf einer Werkbank herumliegen und darauf warten können, dass irgendein wohlwollender Konstrukteur sie zusammenbaut. Statt dessen müssen sich Menschen und Tiere selbst ausbilden, und während dieses ganzen Prozesses der Selbstausbildung müssen sie funktionstüchtig sein und bleiben.
    Genau betrachtet ist diese Selbstausbildung die gleichermaßen unverständlichste wie beeindruckendste der Aktivitäten, die von unseren 23 000 genetischen Anweisungen koordiniert werden. So  anspruchsvoll dieser Vorgang zu sein scheint, so nahe dürfte liegen, dass er vermutlich die Hauptfunktion einer ganzen Reihe der besagten 23 000 ist. Aus dem Grund ist die Entwicklungsbiologie ein Hauptbestandteil der modernen Biologie; tausende von Wissenschaftlern in aller Welt arbeiten hier daran, die Prozesse zu erkennen, die aus einer einzelnen befruchteten Eizelle ein ausgewachsenes, voll funktionsfähiges, mit komplexen Eigenschaften versehenes Lebewesen werden lassen. Und auch diesmal ist der Großteil der Informationen – der Anweisungen –, die es zur Schaffung eines ausgewachsenen Lebewesens braucht, im simplen A-C-G-T -Code unserer Gene enthalten. Lebewesen in der Entwicklung sind zum Bersten angefüllt mit genetischer Aktivität  – einzelne Genprodukte aktivieren andere Gene, die daraufhin noch mehr Gene in Bewegung setzen. Diese Schwärme von Genprodukten bringen dann Hände, Ohren, Nieren oder Herzen hervor, indem sie Zellen dazu bewegen, sich in komplizierten Konstellationen zu teilen, zu wandern, zusammenzuwirken, sich zu spezialisieren oder auch abzusterben.
    Die moderne Entwicklungsbiologie hat uns erstaunliche Dinge gezeigt. So gibt es etwa Gene, die sich derart hervorragend zur Ausformung von Körpern eignen, dass sie im Verlauf der Evolutionimmer wieder zum Einsatz gekommen sind. Man findet sie  also nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Mäusen, Fischen, Fliegen und Würmern. Es sieht so aus, als hätten wir
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