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Wir lassen sie verhungern

Wir lassen sie verhungern

Titel: Wir lassen sie verhungern
Autoren: Ziegler Jean
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Dieses Amt trat er am 14. Januar 2012 in einem Land an, das erschüttert wird von der Gewalt der Bandenkriminalität, der Drogenmafia, der Morde an Bauernführern und -gewerkschaftern – und dabei eine Aufklärungsrate von nicht mehr als drei Prozent aufweist. Straflosigkeit ist dort ebenso an der Tagesordnung wie die Diskriminierung von Nachkommen der indigenen Maya-Gruppen, obwohl sie über 60 Prozent der guatemaltekischen Bevölkerung stellen.
    Otto Pérez Molina wird verantwortlich gemacht für die Massaker an Maya-Gemeinschaften Anfang der Achtzigerjahre, als bei der Niederschlagung eines bewaffneten Konflikts durch das Militär mehr als 200000 Menschen getötet wurden, und für das gewaltsame Verschwinden zahlreicher Menschen während seiner Amtszeit als Chef des Nachrichtendienstes in den Neunzigerjahren. Er hat gelobt, das Land mit eiserner Hand, mano dura , zu regieren.
    Die arme Stadtbevölkerung: In den Calampas von Lima, den Slums von Karachi, den Favelas von São Paulo oder den Smoky Mountains von Manila müssen sich die Hausfrauen beim Kauf der Lebensmittel äußerst einschränken. Die Weltbank schätzt, dass 1,2 Milliarden Menschen in »extremer Armut« leben, das heißt, weniger als 1,25 Dollar pro Tag zur Verfügung haben.
    In Paris, Genf oder Frankfurt gibt eine Hausfrau im Durchschnitt 10 bis 15 Prozent des Familieneinkommens für den Kauf von Lebensmitteln aus. Im Budget einer Frau in den Smoky Mountains von Manila nehmen die Lebensmittel 80-85 Prozent der Gesamtausgaben ein.
    In Lateinamerika leben laut Weltbank 41 Prozent der Kontinentalbevölkerung in »informellen Siedlungen«. Die geringste Erhöhung der Marktpreise führt in den Slums zu Angst, Hunger, Familienzerfall, Katastrophen.
    Die Grenzlinie zwischen armer Stadt- und armer Landbevölkerung ist nicht so eindeutig, wie es zunächst scheinen mag, weil, wie gesagt, 43 Prozent der 2,7 Milliarden Saisonarbeiter, Kleinbauern, Teilpächter, die die große Mehrheit der notleidenden Landbevölkerung stellen, zeitweilig ebenfalls Lebensmittel auf dem Markt des nächstgelegenen Dorfs oder Marktfleckens kaufen müssen, wenn die letzte Ernte nicht ausreicht, um die Familie bis zur nächsten durchzubringen. Dann trifft auch die Landbevölkerung die ganze Härte der überhöhten Preise für die Lebensmittel, die sie unbedingt erwerben muss.
    Yolanda Areas Blas, eine temperamentvolle und sympathische Delegierte der Via Campesina in Nicaragua, nennt ein Beispiel: Der Staat Nicaragua stellt jährlich die Canasta básica , zusammen, den »Korb« mit den vierundzwanzig Grundnahrungsmitteln, die eine sechsköpfige Familie im Monat braucht, um zu überleben. Im März 2011 kostete der Korb in Nicaragua 6250 Cordoba, entsprechend 500 Dollar. Doch der gesetzliche Mindestlohn eines Landarbeiters belief sich damals auf 1800 Cordoba, oder 80 Dollar. 27
    Die geografische Verteilung des Hungers in der Welt ist außerordentlich ungleich. 28 2010 sah sie folgendermaßen aus:

    Die folgende Tabelle zeigt, wie sich die Gesamtzahl der Opfer im Laufe der letzten Jahrzehnte zeitlich verändert hat:
Entwicklung der Zahl (in Millionen) und des Prozentsatzes
unterernährter Menschen zwischen 1969 und 2007
2005–2007
848
Millionen (13 %)
2000–2002
833
Millionen (14 %)
1995–1997
788
Millionen (14 %)
1990–1992
843
Millionen (16 %)
1979–1981
853
Millionen (21 %)
1969–1971
878
Millionen (26 %)
    Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Katastrophe in den verschiedenen Erdregionen zwischen 1990 und 2007, also ungefähr während einer Generation:
Entwicklung der Zahl (in Millionen)
unterernährter Menschen nach Regionen zwischen 1990 und 2007
Ländergruppen
1990–1992
1995–1997
2000–2002
2005–2007
Erde
843,4
787,5
833,0
847,5
entwickelte
Länder
16,7
19,4
17,0
12,3
Entwicklungs-
länder
826,6
768,1
816,0
835,2
Asien und
Pazifik 1
587,9
498,1
531,8
554,5
Ostasien
215,6
149,8
142,2
139,5
Südostasien
105,4
85,7
88,9
76,1
Südasien
255,4
252,8
287,5
331,1
Zentralasien
4,2
4,9
10,1
6,0
Westasien
6,7
4,3
2,3
1,1
Lateinamerika und Karibik
54,3
53,3
50,7
47,1
Nord- und
Zentralamerika
9,4
10,4
9,5
9,7
Karibik
7,6
8,8
7,3
8,1
Südamerika
37,3
34,1
33,8
29,2
Naher Osten
und Nordafrika
19,6
29,5
31,8
32,4
Naher Osten
14,6
24,1
26,2
26,3
Nordafrika
5,0
5,4
5,6
6,1
Schwarzafrika
164,9
187,2
201,7
201,2
Zentralafrika
20,4
37,2
47,0
51,8
Ostafrika
76,2
84,7
85,6
86,9
südliches Afrika
30,6
33,3
35,3
33,9
Westafrika
37,6
32,0
33,7
28,5
    Die Daten, die bis 2007 reichen,
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