Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir - die Unsterblichen

Wir - die Unsterblichen

Titel: Wir - die Unsterblichen
Autoren: Clark Darlton
Vom Netzwerk:
Vergangenheit zurückzukehren. Sein Sohn Robert von Klarenbach soll Richter Jenner in der Nacht vom 17. auf den 18. April 2199 aufsuchen, nachdem er ihm zuvor meinen Brief und das Manuskript zugestellt hat. Er soll ihn zum Justizgebäude bringen und ihn mit Hilfe der beiden Zeit-Techniker Gremmel und Randolph genau fünfhundert Jahre in die Vergangenheit schicken. Ich erwarte ihn.
    Nun, Richter Jenner, wie ist Ihnen jetzt zu Mute? Sie glauben mir nicht? Oh, da muß ich Sie enttäuschen. Mein Sohn Robert, dem ich über ein halbes Jahrtausend hinweg meine Instruktionen gebe, hat seine Aufgabe erfüllt, schon jetzt. Denn ich habe Sie in der Ruine, in einer Vollmondnacht des Jahres 1699, eigenhändig mit einem rostigen Degen erstochen – und Sie haben mich erkannt.
    Sie sind schon jetzt so gut wie tot, Richter Jenner. Meine Söhne haben ihr Geheimnis bewahrt, zwanzig Generationen lang, durch alle Kriegswirren hindurch, über die Jahrhunderte hinweg. Sie haben auf diesen Tag gewartet, Richter Jenner, der Ihr letzter sein wird.
    Ich nehme an, es wird langsam dunkel bei Ihnen. Sie werden die Sonne nicht mehr wiedersehen, auch nicht eine, die fünfhundert Jahre jünger ist. Denn ich warte hier auf Sie, in der Vergangenheit. Und bleiben Sie ruhig sitzen an Ihrem Tisch. Es ist sinnlos, wenn Sie die Polizei alarmieren wollen. Es muß sinnlos sein, denn sonst wären Sie niemals hier und jetzt bei mir angekommen, damit ich Sie töten kann.
    Man hält Ihre Leiche übrigens für die eines Fremden, der aus fernen Landen kam – anders konnten sich die biederen Bürger des Dorfes Ihre seltsame Kleidung nicht erklären.
    Und jetzt, Richter Jenner, überlasse ich Sie Ihren Gedanken.
    Wenn es an der Tür klopft, so öffnen Sie.
    Es ist mein Sohn Robert …
     
    Es ist ein Kreis, ein ganz verdammter und verrückter Kreis, mehr nicht, dachte Richter Jenner, als ihm die Erkenntnis des Unvermeidlichen dämmerte. Ich kann meinen Revolver aus der Schreibtischschublade nehmen und Robert von Klarenbach erschießen, sobald er mein Zimmer betritt – man wird mich des Mordes bezichtigen, verurteilen – und fünfhundert Jahre in die Vergangenheit schicken. Vielleicht mit einem Atom weniger Energie, und ich werde auf Klarenbach treffen.
    Und er wird mich töten.
    Jenner legte die Papiere fein säuberlich auf den Tisch und lehnte sich zurück. Er wußte plötzlich, daß es keinen Ausweg gab.
    Als der Summer ertönte und er Robert von Klarenbach auf dem Bildspion erkannte, erhob er sich langsam und öffnete die Tür.
    »Guten Abend«, sagte der junge Baron fast höflich. »Mein Vater möchte mit Ihnen sprechen …«
    Und er deutete hinaus in die Nacht, in jene Richtung etwa, in der das Justizgebäude lag.
    Wortlos ging Richter Jenner voran.

 
Annette Kofol
 
Vision
     
    Unermüdlich mahlten die Räder durch den Sand der Wüste.
    Hinter dem Rover wehte eine endlose Staubfahne, scheinbar bis zum Horizont – und weiter. Die Kinder schliefen, Gott sei Dank. Wir sollten sie zu ihren Eltern bringen, die zu ihrem Bungalow in der nächsten Oase schon vorausgefahren waren.
    Mike, der Älteste, saß vorn neben meinem Vater, während Ann sich auf dem Schoß meiner Mutter zusammengerollt hatte.
    Die Zwillinge Ronald und Mary, die Nesthäkchen der Brainforths, lagen neben mir auf dem Hintersitz und schliefen ebenfalls.
    Die flimmernde Hitze trieb uns den Schweiß aus sämtlichen Poren. Das vermochte auch der laue Fahrtwind nicht zu ändern, der kaum Abkühlung brachte.
    Vorsichtig, um das Kind nicht aufzuwecken, veränderte meine Mutter ihre Stellung.
    »Wie weit ist es noch?« fragte sie meinen Vater.
     
    Klick!
     
    Grün!
    Der grüne Halbdschungel mit seiner betäubenden Symphonie von Farben und Düften schloß uns ein. Wo war die Wüste geblieben, wo der Rover?
    Als ich an mir herabsah, bemerkte ich zu meiner maßlosen Verblüffung, daß ich nackt war – genauso nackt wie meine Eltern und die Kinder.
    Wir saßen im Gras, mitten auf einer Lichtung.
    Die Kinder waren aufgewacht und begannen zu weinen. Meine Mutter versuchte, sie zu trösten, während meine Augen die meines Vaters suchten. Unsere Blicke begegneten sich. Er sah die Panik, die mich zu überwältigen drohte.
    »Nun mal ganz ruhig, Annette! Ich weiß auch nicht, was geschehen ist, aber schließlich leben wir noch.«
    Er stand auf, und nachdem er sich einmal um seine eigene Achse gedreht hatte, aufmerksam und auf jede Kleinigkeit achtend, schloß er halb die Augen. Das tat Vater immer, wenn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher