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Winters Herz: Roman (German Edition)

Winters Herz: Roman (German Edition)

Titel: Winters Herz: Roman (German Edition)
Autoren: Alison Littlewood
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er in neuer Umgebung sesshaft werden konnte. Möbliert zu mieten bedeutete, dass alles vorhanden war: Betten, Schränke, Tische und Stühle. Und all diese Dinge brauchte sie auch. Sie hatten ihr nur zur Verfügung gestanden, solange sie in einer Dienstwohnung der Army lebte   – und dort konnte sie ohne Pete nicht ewig bleiben.
    Als der Prospekt in ihrem Briefkasten gelegen und sie gesehen hatte, dass die Mühle in Darnshaw stand, war ihr das wie ein Wink des Schicksals vorgekommen. Sie hatte die Wohnung unbesehen gemietet.
    Cass parkte vor der Haustür. Als sie ausstieg, hörte sie den Fluss, der brausend und gluckernd zu Tal rauschte. Die Luft roch grün und rein: wie Waldland nach Regen. Sie sah nach oben und entdeckte den Turm, den sie auf den Fotos gesehen hatte. Die Turmuhr hatte ein weißes Zifferblatt, an das sie sich noch erinnerte, aber keine Zeiger. Hier im Tal stand die Zeit offenbar still   – was nur passend war. Sie dachte daran, wie sie sich als kleines Mädchen übers Gartentor gelehnt und dem Rauschen des Flusses gelauscht hatte.
    Ben stieg aus und blieb bei ihr stehen. Er sträubte sich, als sie ihm das Haar zerzauste, aber das war ihr egal. »Riechst du’s?«, fragte sie.
    Er rümpfte die Nase.
    »Komm, wir sehen uns oben um, bevor wir ausladen.«
    »Wo sind denn alle?«
    Cass tippte den Zugangscode auf dem Tastenfeld neben derTür ein. Als es piepste, legte sie eine Hand auf die Messingklinke. »Daran könnte ich mich gewöhnen«, sagte sie. Die Tür war extrabreit und vertäfelt. Wahrscheinlich nicht original, aber die Wirkung war trotzdem toll.
    Die Eingangshalle war weitläufig und ein bisschen kalt. Links führte eine mit einem roten Läufer belegte Treppe nach oben. In die rechte Wand waren Briefkästen mit Messingziffern eingelassen, und die Tür direkt vor ihnen führte bestimmt in die Erdgeschosswohnungen. Die Eingangshalle besaß einen mit Steinplatten gefliesten Boden, dessen raue Oberfläche die Spuren vieler Jahre trug.
    Cass hatte das Gefühl, den Weg nach oben bereits zu kennen: die Treppe hinauf, durch die Brandschutztür und in den Vorraum. Ben blieb etwas zurück, stampfte laut mit den Füßen auf.
    Der Vorraum im ersten Stock war so prächtig wie das Foyer unten: roter Teppichboden, weitläufig, von weiß lackierten Türen gesäumt. Cass ging an ihnen vorbei, ohne nach links oder rechts zu sehen, bis sie vor einer stehen blieb. Sie sah wie alle anderen aus, aber irgendwie wusste sie, dass dies ihre war. Und tatsächlich trug die Tür eine 12 in Messingziffern.
    Ein reizendes Apartment mit Blick auf den Mühlteich und das Tal hinunter, ein heiteres, friedliches Bild   …
    Cass zog den Schlüssel aus der Tasche. Der Anhänger bestand aus einem Stück Pappe, darauf prangten mit einem Kugelschreiber geschrieben die Zahl 12 sowie der schmutzige Fingerabdruck eines Bauarbeiters. Die Mühle war erst vor Kurzem kernsaniert worden. Alles würde neu sein; sie wären nach dem Umbau die ersten Bewohner. Cass spürte einen erwartungsvollen kleinen Schauder, als sie die Tür aufstieß. Aber als sie sich umdrehte, um Ben zuzulächeln, war sein Gesicht völlig ausdruckslos. Cass forderte ihn mit einer Handbewegung zum Eintreten auf.
    Auch ihre Diele war von weißen Türen gesäumt, von denen nur die mittlere offen stand. Cass ging hindurch und fand sichin einem großen Wohnzimmer mit zwei Fensterwänden wieder. Als sie an das erste Fenster trat, wurde ihr klar, wie riesig es war. Sie würde gemütlich auf der Fensterbank sitzen können   – vielleicht mit einem Buch oder nur, um die Aussicht zu genießen. Sie sah hinaus.
    Der Mühlteich war ein giftgrüner Strich unter den Bäumen. Zwischen Mühle und Teich waren Kies- und Sandhaufen aufgetürmt, neben denen ein gelber Bagger vor sich hinrostete.
    »Wo sind denn alle?«, fragte Ben, wie Cass auffiel, zum zweiten Mal.
    »Heute ist Samstag«, sagte sie. »Da wird nicht gearbeitet. Bestimmt werden noch einige der Wohnungen ausgebaut.«
    »Aber wo sind die anderen Bewohner?«
    Cass runzelte die Stirn und trat ans nächste Fenster. Dieses führte auf einen mit Kies bestreuten großen Parkplatz hinaus, an dessen Ende ein Nebengebäude stand. An seiner Seite waren graue Papiersäcke gestapelt, die Zement zu enthalten schienen, und dahinter führte ein Zauntritt auf ein Feld und zu einem Pfad, der sich zum Fluss hinunterschlängelte. Hinter allem erhoben sich steile Hügel.
    »Sieh nur«, sagte Cass, »wir können am Fluss spazieren gehen. Ist
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