Winterliebe

für dieses Jahr etwas Besonderes vorgenommen?”
                  "Eigentlich nicht. Du?”
                  "Ich werde nicht mehr rauchen”, sagte Adalbert.
                  "Und? Denkst du, dass du das auch schaffen wirst?”
                  Adalbert lächelte. "Ich kann sehr hartnäckig sein. Natürlich würde es mir etwas leichterfallen, wenn mir jemand dabei beistehen würde. Wie wäre es zum Beispiel mit dir?”
                  "Mit mir? Wie komme ich zu dieser Ehre?”
                  Adalbert nippte von seinem Sekt. "Ich habe es bereits erwähnt: Du gefällst mir. Ich würde dich gerne wiedersehen. Vielleicht schon morgen - äh - heute. Zu einem erfrischenden Neujahrsspaziergang.”
                  Sie sagte nicht Ja, sie sagte nicht Nein und auch nicht vielleicht. Sie musterte ihn nur mit ihren großen blauen Augen interessiert und fand, dass er eigentlich sehr nett war und auch nicht übel aussah.
                  Sein dunkles Haar war leicht gewellt und links gescheitelt. Der mitternachtsblaue Anzug, den er anhatte, passte ihm wie maßgeschneidert.
                  "Wird langsam Zeit, ans Heimgehen zu denken”, sagte Waltraude.
                  "Wir haben noch nicht miteinander getanzt. Ich bin ein exzellenter Walzertänzer - egal, ob rechtsrum oder linksrum. Frauen lieben es im allgemeinen, Walzer zu tanzen.”
                  Waltraude schmunzelte. "Speziell mit dir - nehme ich an.”
                  Er lachte. "Das hast du gesagt. Wollen wir es mal zusammen versuchen?”
                  "Okay.”
                  Sie stellten die Glaser weg. Adalbert nahm Waltraudes Hand und ging mit ihr in das Zimmer, in dem getanzt wurde. Waltraude glitt in seinen Arm, und sie begannen sich beschwingt zu drehen. Adalbert führte hervorragend, und Waltraude war leicht wie eine Feder. Die beiden wirbelten durch den Raum, als würden sie seit vielen Jahren ausschließlich miteinander tanzen. Es war eine Freude, ihnen zuzusehen.
                  Aus einem Tanz wurden zehn. Und mehr. Rumba, Cha-Cha-Cha, Samba, Foxtrott, Tango… Waltraude genoss es, sich in Adalberts Armen zu wiegen.
                  Sie dachte nicht mehr ans Heimgehen. Erst im neuen Jahr war die Silvesternacht auch für sie beide vergnüglich geworden.

3
     
                  "Frohes neues Jahr”, sagten in der kalten Winternacht in Gerlos, Tirol, in 1250 Meter Seehöhe, Piet und Meitje van Geest vor dem Hotel zu Dr. Emmerson und seiner Frau.
                  Hadubrand schüttelte dem baumlangen sympathischen Holländer und seiner bezaubernden Gattin die Hand. "Alles Gute für Sie in diesem Jahr und viele fette Aufträge für Ihre Druckerei.”
                  Piet van Geest lachte. "Oh, danke, danke.” Das Deutsch des Niederländers war sehr gut. "Sie nehmen es mir hoffentlich nicht übel, wenn ich Ihnen nicht viele Kranke für Ihre Klinik wünsche.”
                  "Ich hätte wirklich nichts dagegen, wenn es in diesem Jahr mehr Menschen schaffen würden, gesund zu bleiben”, gab Dr. Emmerson zurück.
                  Nach wie vor jaulte, pfiff, krachte und blitzte es am Himmel über Gerlos. Die Wintergäste hatten ihr "Pulver” noch lange nicht verschossen, aber die Kälte ließ das Interesse der Zuschauer allmählich abflauen. Man zog sich langsam wieder in die behagliche Wärme der Hotels, Pensionen und Gaststätten zurück und setzte die unterbrochene Silvesterfeier vergnügt fort. Um ein Uhr schickte Laetitia ihre Jüngste zu Bett. Natürlich protestierte Lottchen, denn sie wollte nicht alleine nach oben gehen. Leo ging freiwillig mit ihr. Rüdiger und Yvette, die beiden schon fast erwachsenen Emmerson-Sprösslinge, tanzten unermüdlich nach Zillertaler Klängen, und ihre Eltern standen ihnen nicht nach. Hadubrand absolvierte auch einige Tänze mit der gertenschlanken Holländerin, während Laetitia mit deren Mann herum hopste. Die beiden kamen miteinander einfach nicht klar. Laetitia war an und für sich eine sehr gute Tänzerin, die kaum jemals Schwierigkeiten hatte, sich einem anderen Tanzpartner anzupassen, doch bei Piet van Geest versagte ihr Talent, denn der große Mann aus Rotterdam hatte einen etwas zu eigenwilligen Schritt. Die beiden Ehepaare beschlossen, am Vormittag des ersten Januar