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Winterkind

Winterkind

Titel: Winterkind
Autoren: L Mer
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Irgendwann.
    „Auf sieben Jahre Pech“, sagte Sophie.
    „Auf sieben Jahre Pech“, sagte Blanka.
    Sie lächelten.

    Als der Spiegel auf dem harten Boden neben dem Herrenhaus in tausend Scherben zersprang, flog irgendwo in den kahlen Ulmen eine Krähe auf. Sie krächzte kein einziges Mal. Blanka sah ihr nach, bis sie in der Dunkelheit verschwunden war. Dann schloss sie das Fenster.

    Es war einmal, mitten im Winter …

    Nachsatz

    Quecksilber-Zinn-Amalgamspiegel wurden wegen der latenten Vergiftungsgefahr durch das Quecksilber um 1886 in Deutschland verboten.

Nachwort und Quellen
    Die Geschichte von Blanka, Johanna und Sophie spielt in einer Zeit, die sich heute fern und fremd anfühlt, es aber in vielem eigentlich nicht ist. Die Fabriken, die damals entstanden, sehen heute zwar anders aus, haben andere Namen und andere technische Methoden, aber mit ihnen fing man an, die Welt zu bauen, wie wir sie kennen. Die Vorstellung, einen Kaiser zu haben, ist für uns heute vielleicht absurd – dabei haben unsere Großmütter oder wenigstens Urgroßmütter noch unter ihm gelebt. Es war im Kaiserreich, als meine eigene Großmutter meinen Großvater kennenlernte und er sich in sie verliebte. Er arbeitete in einer Glashütte, am Rande bemerkt …
    Auch das Leben der Frauen zur Kaiserzeit ist uns noch viel näher, als wir meinen. Wir sind so sehr daran gewöhnt, unsere eigenen „Herren“ zu sein, dass wir uns nicht einmal mehr vorstellen können, einen Ehemann etwa um Erlaubnis zu fragen, ob wir eine Arbeit aufnehmen dürfen. Und doch war es noch bis Mitte des vorigen Jahrhunderts so, nicht in irgendwelchen entlegenen Dörfern in fremdartigen Ländern, sondern hier, bei uns, in Deutschland. Um das, was für uns selbstverständlich ist, mussten unsere Mütter und Großmütter noch kämpfen.
    Wie sehr und wie schmerzhaft, das ist mir bei der Recherche für das „Winterkind“ immer wieder klar geworden. Es gibt nicht so sehr viele moderne Bücher über Frauenschicksale zur Kaiserzeit, aber einige doch, und von denen hat mir besonders eines geholfen, mich in ein solches Leben einzufühlen: „Frauenleben im 19. Jahrhundert“ von Ingeborg Weber-Kellermann (Beck-Verlag). Für die Mode der damaligen Zeit, auch und gerade das unsägliche Korsett, habe ich mich vor allem in zwei Büchern mit wunderbarsten Abbildungen verloren, der „Fashion“ genannten Sammlung des Kyoto Costume Institute (Taschen), und in Lucy Johnstons „Nineteenth Century Fashion in Detail“ (V&A). Wenn ich irgendwann tatsächlich einmal Urlaub machen sollte, werde ich mich eine Woche im britischen Victoria and Albert Museum einschließen und stundenlang zwischen den herrlichsten Kleidern umherwandern!
    Was Politik und Zeitgeschehen betrifft, kam ich natürlich um „Die nervöse Großmacht 1871–1890“ von Volker Ullrich (Fischer) nicht herum, ein großartiges, kurzes, aber niemals zu kurzes Buch, das nachvollziehen lässt, wie wir wurden, was wir heute sind. Für die Glashütte habe ich viel „Glashüttenarbeiter in der Zeit der Frühindustrialisierung“ von Gerhard Henke-Bockschatz (Hahnsche Buchhandlung Hannover) verwendet, und Tausende Seiten aus dem Internet, in dem man wirklich alles findet, selbst Feuerwehrberichte zu Schmelzwannen-Havarien. Die Menschen zu Blankas Zeit, wenigstens die Engländer, hatten übrigens fast etwas Ähnliches: das charmant-chaotische „Enquire within upon Everything“ von 1890, dem man nachsagt, der Vorläufer des Internets gewesen zu sein, und von dem es heute Reprints gibt. Sehen Sie? Es ist eben alles viel näher, als man denkt …

    Danksagung
    Ohne diese wunderbaren Menschen hätte das „Winterkind“ nie das Licht der Welt erblickt:
    meine Mutter, die mit Engelsgeduld meine Übersetzerin und Gewährsfrau fürs Plattdeutsche spielte;
    mein Vater, der mit zarten Andeutungen verhinderte, dass sich im Buch physikalische Unmöglichkeiten ereignen;
    Dr. Arne Stademann, der möglicherweise freundlichste Chemiker Deutschlands, der mir überhaupt erst erklärte, was Diarsentrioxid eigentlich ist und wie unglaublich wenig 200 mg sein können – ohne ihn hätte so ungefähr nichts im Buch gestimmt, und selbstverständlich stammen die Fehler, die ich sicher trotzdem eingebaut habe, ganz allein von mir und nicht von ihm;
    Claudia Lohmann, eine großartige virtuelle Freundin, die mich aus der Verzweiflung rettete, indem sie mir Arnes E-Mail-Adresse schickte;
    Regina Seitz, meine Agentin bei den „Mellers“, bei der ich
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