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Winterkill

Winterkill

Titel: Winterkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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näher kam, leuchteten rot.
    Lieutenant Karen Havelka hielt sich an dem verunglückten Wagen fest, um nicht aus dem Gleichgewicht gebracht zu werden, und blickte fassungslos auf die Leiche der Frau. Die Tote war, nur wenige Minuten nachdem sich der Arzt über sie gebeugt hatte, an ihrem eigenen Blut erstickt.
    »Kathryn Burnett«, las Special Agent Tumblin vom Führerschein der Toten vor. Er musste fast schreien, so lautheulte der Schneesturm. »Die Killerin, nach der wir schon so lange fahnden. Sie hielt es nicht mal für nötig, ihren Namen zu ändern. Kühl bis ins Herz.«
    Havelka wandte sich von der Leiche ab und hielt die Plastiktüte mit der Pistole hoch. »Ich gehe jede Wette ein, dass sie Carol Heisler erschossen hat.«
    »Hagman«, verbesserte Detective Densmore, der unbemerkt neben sie getreten war. Er hatte seine Wollmütze weit über die Ohren gezogen und kniff die Augen gegen die tobenden Flocken zusammen. »Sie hieß Carol Hagman.«
    Havelka warf ihm einen Blick zu, der so viel wie »Klugscheißer« bedeuten sollte, und reichte ihm die Pistole. »Das Labor soll sich die Waffe zuerst vornehmen. Ich bin zwar ziemlich sicher, dass Carol Heisler … Hagman damit erschossen wurde, aber wir brauchen Beweise.« Sie blickte Tumblin an. »Das ist doch ganz im Sinne des FBI, oder?«
    »Natürlich«, antwortete Special Agent Tumblin. Wenn er sich darüber ärgerte, dass die Polizistin das Kommando übernommen hatte, zeigte er es nicht.
    Sie traten neben den Lieferwagen der Crime Scene Unit in den Windschatten. Der Scheinwerfer, den man hier aufgebaut hatte, ließ den Flockenwirbel noch dichter und ungestümer aussehen.
    »Sieht ganz so aus, als hätte Sarah Anderson der Killerin ins Lenkrad gegriffen und den Wagen bewusst gegen die Wand gesteuert. Das hätte leicht schiefgehen können. Warum geht sie dieses Risiko ein?«, wunderte sich der FBI-Agent. Er deutete auf den Unfallwagen. »Sie hätte tot sein können. Gegen eine Profikillerin hätte sie normalerweise keine Chance.«
    »Als ob sie panische Angst vor uns hätte«, stimmte ihmHavelka zu. »Ich verstehe das nicht. Was meinen Sie, Marshal?«
    US Marshal O’Keefe, wortkarg und ernst wie immer, zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Es muss irgendetwas passiert sein, von dem ich nichts weiß.«
    »Aber was?«
    Havelka erinnerte sich an ihr Telefongespräch mit dem Pater und überlegte, wie sie Tumblin und O’Keefe darüber berichten sollte, ohne sich lächerlich zu machen. Sie fand die Erklärung selbst grotesk. »Nun ja«, begann sie zögernd. »Ich habe mit diesem Pater in Grand Portage gesprochen, dem Indianerreservat, in dem Candy Morgan, die junge Frau, die am Abend von dem Hochhaus in der Michigan Avenue gesprungen ist, und Sarah zu Hause waren, bevor sie nach Chicago kamen. Er glaubt, dass es ein gewisser … ich hab den Namen vergessen … ein Schamane auf die Frauen abgesehen hat.« Sie erwähnte den Wendigo und berichtete von den Anschlägen auf Wendy Running Wolf und Florence Weinert. »Wendy liegt noch im Koma, soweit ich weiß«, ergänzte sie, »und Florence hatte mehr Glück als Verstand. Ein junger Mann bekam sie gerade noch zu fassen, als sie sich vor die U-Bahn werfen wollte.«
    Agent Tumblin hatte staunend zugehört. »Wollen Sie mir allen Ernstes weismachen, dass ein indianisches Monster an diesen Selbstmordversuchen oder Unfällen schuld ist? Dass dieser … wie immer dieses Ungeheuer heißt … dass es hinter Sarah her ist und sie sich deshalb nicht bei uns meldet?«
    »Ich wiederhole nur, was mir der Pater erzählt hat«, erwiderte Havelka. »Ich weiß selbst, wie abwegig das klingt. Aber es reicht doch, wenn Sarah daran glaubt und sie deshalb nicht anruft. Oder haben Sie eine bessere Erklärung?«
    Tumblin wehrte die Frage mit einer Handbewegung ab.»Wenn der Schamane dahintersteckt, hat er bestimmt kein Monster auf die Frauen gehetzt … eher Anhänger. Hat er denn einen Grund, sie zu hassen?«
    »So genau wusste der Pater das auch nicht. Angeblich haben sie den Sohn des Schamanen in den Selbstmord getrieben, einen gewissen Bobby. Father Paul bestreitet das. Sie hätten sich vielleicht über ihn lustig gemacht, vor Jahren in der Highschool, aber besonders dramatisch sei das nicht gewesen. Keine Demütigungen oder so etwas. Dieser Schamane ist ein erzkonservativer Bursche. Er wollte wohl verhindern, dass sein Sohn das Reservat verlässt und in die sündhafte Welt der Weißen flieht, so wie Sarah, Wendy, Candy und Florence. Ich glaube

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