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Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Titel: Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi
Autoren: Rita Falk
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Stunden um das Auto rum. Einmal kommt der Hausdetektiv und fragt, ob er mir helfen kann. Ich zeig ihm meinen Dienstausweis und sag, ich arbeite undercover. Er meint, dass ich nicht sehr unauffällig agiere. Und ich empfehle ihm, er soll sich jetzt lieber schleichen, weil er nämlich der Einzige wär, der grad auffällt.
    Ja, und dann wacht die Oma irgendwann auf und öffnet die Tür. Es ist jetzt draußen schon stockmauernfinster und sie brüllt mich an: »Was in Dreiherrgottsnamen hast du jetzt da so lang drin gemacht?«
    Jesus Christus!
    Der Papa sagt hernach, die Jeans ist scheiße und sie soll sie zurückbringen und lieber noch mal zwanzig Kilogramm Zucker holen.
     
    Später ruf ich dann den Flötzinger an und der meldet sich mit: »Gas, Wasser, Heizung Flötzinger.«
    »Servus Flötzinger«, sag ich. »Nächste Woche kannst bei mir mit der Heizung anfangen. Bis dahin wär ich dann so weit, dass es halt passt.«
    »Du kannst mich am Arsch lecken«, sagt er. »Ich hab nämlich jetzt vierzehn Wochen lang auf deinen Scheißauftrag gewartet. Und jetzt hab ich was anderes. Einen Riesenauftrag hab ich jetzt. Und das kann dauern.«
    Danach treffen wir uns beim Wolfi und da erzählt er mir, dass er jetzt am Sonnleitnergut Gas, Wasser und Heizung macht.
    »Die Auftraggeberin ist eine echte Sahneschnitte«, schwärmt er mir her. »Eine gewisse Dechampes. Dechampes-Sonnleitner, soviel ich weiß. Sagt dir das was?«
    »Dechampes? Nein, nie gehört.«
    »Ja, die Mutter glaub ich hat einen Franzosen geheiratet, oder so.«
    »Aha.«
    »Ja, und von der hab ich jetzt einen Auftrag. Einen dringenden. Und das passt jetzt ganz einwandfrei, weil nämlich mein Weib mitsamt den Kindern über die Weihnachtsferien zu den Schwiegereltern nach England fährt. Und dann«, sagt er, »wenn die Mary mit dem Ignatz-Fynn und der Clara-Jane erst mal weg ist, könnte man ja anfangen, am Sonnleitnergut das eine oder andere Rohr zu verlegen.«
    Ja, mir hilft das aber auch nicht weiter, weil’s mir nix nützt, wenn der Flötzinger am Sonnleitnergut Rohre verlegt.
     
    Ich komm dann ziemlich spät heim und schlaf gleich auf dem Kanapee ein, obwohl der Papa wieder die Beatles hört (›Michelle‹). Um Viertel nach drei wach ich auf und der Papa hört immer noch Beatles. Ich geh dann mit meiner Dienstwaffe ins Haus rüber und schieß ein paarmal aufden Plattenspieler. Aus ist es mit der Michelle und tausend schwarze Scherben fliegen durchs Zimmer. Paul und George und Ringo und John sind jetzt still. Ich puste den Rauch von meiner Pistole und leg mich wieder aufs Kanapee. Kurz bevor ich einschlaf: ›Let it be‹. Offenbar funktioniert der Kassettenrecorder noch.
    Mark David Chapman hat den John Lennon erschossen – Gott hab ihn selig. Sein Vater muss ein Beatlesfan gewesen sein.
     
    Weihnachten. Heilig Abend wie immer: Kartoffelsalat und Würstl, Weihnachtsschallplatte von den Regensburger Domspatzen, Mitternacht Christmette mit der Oma. Wir schlafen wieder alle zwei ein und am Schluss weckt uns der Pfarrer, bevor er zusperrt. Das macht er jetzt seit drei Jahren. Weil: damals hat er uns nämlich vergessen in der Kirche und wie wir aufgewacht sind, haben wir mitten in der Nacht das halbe Dorf raustrommeln müssen anhand der Kirchentür.
     
    Am ersten Feiertag kommt dann der Leopold mit seiner rumänischen Roxana und die Oma brät uns ein Ganserl. Der Papa freut sich und der Leopold tut auch so, als würd er sich freuen, die alte Schleimsau. Die Roxana redet beim Essen wieder kein Wort, zumindest nicht mit uns anderen, zum Leopold sagt sie einmal: »Läobold, kannst du Salz gäben?«, und Läobold gibt Salz. Sonst sagt sie nix. Sie richtet ein paarmal über den Tisch hinweg ihre rehbraunen Augen auf mich und klemmt eine dauergewellte Haarsträhne hinters Ohr. Irgendwann hab ich dann ihren strumpfsockigen Fuß auf meinem Gemächt, dass es mir die Augen rausdrückt. Ich muss husten und der Semmelknödel hüpft in meiner Kehle rauf und runter, rauf und runter   …Wie ich aufsteh, hängt ein lila Faden von ihrem Strumpf an meinem Reißverschluss und sie hat eine fette Laufmasche. Und obwohl die Oma später brüllt: »Schau Bub, du hast da einen lila Faden an deinem Hosenstall«, und noch später: »Schau Roxana, du hast da ein Trumm Laufmasche in deiner Strumpfhose«, merkt keiner was. Nach dem Essen macht die Oma die Küche und ich frag den Leopold, ob seine Roxana dabei nicht helfen kann. Der Leopold sagt: »Sie muss das nicht, wenn sie nicht
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