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Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Titel: Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi
Autoren: Rita Falk
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beginnt der gesellige Teil.
    Jetzt ist das ja so eine Sache mit den Neuhofers. Weil: die sterben ja an den komischsten Dingen. Die Mutter zum Beispiel. Die Mutter, muss man sagen, war schwer depressiv. Nicht immer, aber am Schluss schon. Eigentlich seitdem ihr Mann tot war. Die hat vor allem Angst gehabt. Pure Panik. Konnte ohne Antidepressiva noch nicht einmal vom ersten Stock runter. Und das hat sich dann so durch den ganzen Tag gezogen. Frisörbesuch: Panikattacke. Straße überqueren: Panikattacke. Wechsel der Jahreszeiten: Panikattacke. Da braucht man sich dann auch nicht wundern, wenn die auf einmal losmarschiert, rauf in den Wald, und sich am nächstbesten Baum erhängt, oder?
     
    Und davor der Neuhofervater. Jetzt war der Elektromeister. Da tät man doch meinen, der kennt sich aus. Und dann trifft ihn akkurat beim Einbau vom neuen E-Herd im eigenen Haus der Stromschlag. Jetzt bin ich ja elektronisch gesehen eher ein Depp. Aber das weiß sogar ich: Sicherung raus! Er hat’s wahrscheinlich vergessen. Weil: wennst’ dein Leben lang Sicherung raus, Sicherung rein machst, kann das schon mal passieren. Da ist ihm praktisch die Routine zum Verhängnis geworden. Ja.
    Nein, was ich eigentlich sagen wollte, die Neuhofers sterben halt nicht wie normale Leute. Sondern eher ungewöhnlich. Ja, vielleicht sogar dramatisch. Da könnte man schon auf komische Gedanken kommen. Jeder Krimi-Autor würd sich nach so einem Stoff die Finger lecken. Aber Unfall bleibt Unfall, und sei er noch so tragisch. Am Ende ist jetzt nur noch der Hans da. Und wer weiß, was dem noch bevorsteht!
     
    Am Abend kocht die Oma ein saueres Lüngerl. Danach hab ich das dringende Bedürfnis, das jetzt runterzuspülen. Ich weiß nicht, ob’s das Lüngerl war oder eher der hauchdünne Neuhofer, jedenfalls geh ich zum Wolfi. Kaum hab ich mein Bier, kommt auch schon der Flötzinger, weil’s ihm halt schon fad ist daheim, so ohne Familie. Kaum hat der sein Bier, geht die Tür auf und die Frau Benz kommt rein, mitsamt der Mütze. Der Ludwig freut sich und die Mütze auch. Die Frau Benz eher nicht, die schreit nämlich den Flötzinger an. Warum er nicht, wie vereinbart, gekommen ist wegen der Heizung. Sie sagt, es ist saukalt und sie erfriert, wenn er jetzt nicht bald kommt. Ich frag sie, ob ich ihr meinen Heizstrahler leihen soll, aber sie mag nicht.
    Der Flötzinger sagt, sie soll sich beruhigen und erst einmal was trinken. Und das war dann ein Gezeter, das glaubt man nicht! Weil sie nämlich einen Chardonnay will.
    Und der Wolfi sagt: »Hab ich nicht!«
    Der Benz ist fassungslos.
    »Dann nehm ich eben einen Prosecco«, sagt sie.
    Der Wolfi: »Prosecco hab ich auch nicht.«
    Sie gibt nicht auf: »Ein Glas Rotwein vielleicht?«
    Der Wolfi, sichtlich erleichtert: »Ah, da hab ich einen guten Lambrusco.«
    Die Frau, jetzt schon ziemlich verzweifelt: »Lambrusco ist doch kein Rotwein. Jedenfalls nicht im klassischen Sinn.«
    Im klassischen Sinn!
    Der Flötzinger: »Doch, doch. Einen Lambrusco trink ich immer am Gardasee, weil da das Bier so teuer ist. Der ist nicht schlecht.«
    Die Frau schaut den Flötzinger an, als würden Regenwürmer aus seinem Mund kommen. Dann schaut sie sich dieSchnapsflaschen an, im Regal hinter dem Tresen, und bestellt einen Asbach-Cola mit Eis.
    Eis hat der Wolfi nicht, gibt es aber nicht zu. Geht raus und schlägt von den Eiszapfen an der Dachrinne ein paar Stücke ab und fertig.
    Irgendwie macht die Frau einen wirklich unplatzierten Eindruck hier. Wirkt ja praktisch wie ein Porzellan im Elefantenladen.
     
    Später kommt dann die Sprache wieder auf die blöde Heizung. Der Flötzinger hat natürlich ein schlechtes Gewissen, weil er ja zuerst meinen Auftrag fertig machen muss, sonst Knast. Aber er verspricht ihr, dass er trotz großer Auftragslage am Montag bei ihr anfängt. Ich sag, dass er jetzt, wo der Neuhofer-Auftrag geplatzt ist, doch sowieso ein Loch hat. Und der Flötzinger sagt, dass er überhaupt keinen Auftrag vom Neuhofer gehabt hat. Das find ich komisch, weil man hier bei uns im Dorf immer die einheimischen Handwerker nimmt. Andererseits ist das nicht mein Problem, und die Frau freut sich sowieso, wenn sie jetzt nicht mehr frieren muss.
     
    Dann kommt der Simmerl. Er hat zwar keine Schürze um, aber sein Metzgerhemd ist blutverschmiert. Das ist dem Simmerl aber wurst. Er bestellt ein Bier und eine Runde Kümmerling. Die Frau schaut ihn recht angewidert an und ich weiß nicht, ob es am Kümmerling liegt oder an dem
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