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Winterherzen

Winterherzen

Titel: Winterherzen
Autoren: Howard Linda
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dich nicht zu lieben, was immer du auch tust. Wenn du dieses Baby wirklich nicht akzeptieren kannst, ist es deine Entscheidung. Aber ich kann es nicht vernichten.“
    Rome wandte sich ab, mit behäbigen Bewegungen, wie ein alter Mann. „Und was nun?“, fragte er mit schwerer Stimme.
    „Es ist deine Entscheidung“, wiederholte Sarah. Es wunderte sie, dass ihre Stimme so ruhig klang. „Wenn du gehen willst, habe ich Verständnis dafür. Wenn du bleibst, werde ich versuchen …“ Ihre Stimme brach plötzlich, und sie atmete tief durch, bevor sie fortfuhr: „Ich werde versuchen, dir das Baby fernzuhalten. Ich werde dich nie darum bitten, es zu versorgen oder zu halten. Ich schwöre, dass du nicht einmal seinen Namen erfahren wirst, wenn du nicht willst. Im Grunde genommen wirst du gar kein Vater sein.“
    „Ich weiß nicht“, sagte er matt. „Es tut mir leid, aber ich weiß einfach nicht.“
    Er ging an ihr vorbei, und sie folgte ihm mit weichen Knien. Auf dem Weg zur Wohnungstür blieb er mit gesenktem Kopf stehen. Ohne sie anzusehen, sagte er: „Ich liebe dich. Mehr als du ahnst. Ich wünschte, ich hätte es dir schon vorher gesagt, aber …“ Er machte eine hilflose Handbewegung. „Etwas in mir ist mit ihnen gestorben. Sie waren noch so klein und sind immer zu mir gekommen, wenn sie Schutz brauchten. In ihren Augen gab es nichts, was ich nicht konnte. Aber als sie mich wirklich brauchten, konnte ich ihnen nicht helfen. Ich konnte sie nur … im Arm halten … als es schon zu spät war.“
    Sein Gesicht war verzerrt vor Kummer, und er rieb sich die Augen, wischte die Tränen fort, die er um seine Söhne weinte. „Ich muss gehen. Ich muss eine Zeit lang allein sein. Ich melde mich. Pass auf dich auf.“
    Nachdem sich die Tür längst hinter ihm geschlossen hatte, stand Sarah immer noch da und starrte das nackte Holz an. Sie hatte gewusst, dass es schwer sein würde, aber sie hatte nicht geahnt, dass seine Reaktion so heftig, sein Schmerz so stark sein würde.
    Er hatte gesagt, dass er sie liebte. Wie grausam war es, dass ihr mit einer Hand der Himmel geboten und mit der anderen wieder weggenommen wurde!
    Rome kam an diesem Abend nicht nach Hause. Sarah lag in dem Bett, das sie seit ihrer Grippe jede Nacht mit ihm geteilt hatte, und weinte, bis ihre Tränen versiegten.
    Am nächsten Morgen ging sie ins Geschäft, obwohl sie nicht geschlafen hatte. Erica bemerkte ihr blasses Gesicht sowie die geschwollenen Augen, schwieg aber taktvoll und bediente die meisten Kunden, sodass Sarah im Büro bleiben und die Buchführung auf den neuesten Stand bringen konnte. Selbst diese Tätigkeit war schmerzlich, denn alles erinnerte sie an Rome. Er hatte die Bücher eingerichtet, das Computerprogramm für sie erstellt, jeden Samstag in diesem Büro gearbeitet, und vielleicht war sogar auf eben diesem Schreibtisch ihr Kind gezeugt worden.
    Als Derek am Nachmittag kam und sie sah, fragte er sofort: „Was ist mit Ihnen? Kann ich helfen?“
    Eine Woge der Zuneigung stieg in ihr auf. Wie ein Sechzehnjähriger so wundervoll sein konnte, war ihr unverständlich. Für ihn konnte sie sogar lächeln. „Ich bin schwanger.“
    Er zog sich den einzigen anderen Stuhl im Raum heran. „Ist das schlimm?“
    „Ich finde es wundervoll. Das Problem ist, dass Rome es nicht will. Er war schon mal verheiratet und hatte zwei kleine Jungen. Sie starben bei einem Autounfall vor fast drei Jahren, und seitdem kann er keine Kinder mehr ertragen. Es ist immer noch zu schmerzvoll für ihn.“
    „Geben Sie die Hoffnung nicht auf. Er weiß erst, wie er wirklich fühlt, wenn das Baby geboren ist und er es sieht. Babys sind etwas ganz Besonderes, wissen Sie.“
    „Ja, ich weiß. Und du auch.“
    Er schenkte ihr sein verträumtes, friedliches Lächeln und stand auf, um seinen Pflichten nachzugehen.
    Eine weitere Nacht verging ohne ein Wort von Rome, doch in dieser Nacht schlief Sarah vor Erschöpfung und den Anforderungen, die die Schwangerschaft an ihren Körper stellte.
    Als Sarah am nächsten Abend nach Hause fuhr, fiel ihr plötzlich auf, dass der Frühling ins Land zog. Es war noch kühl, aber die Bäume begannen auszuschlagen. Am Ende des letzten Sommers hatte sie in ihrem Büro gesessen und den Übergang des Sommersin Herbst und Winter mit dem Zerrinnen ihres Lebens verglichen, ohne Zukunft und ohne Hoffnung. Nun wurde ihr bewusst, dass jedem Winter ein neuer Frühling folgte. Der Winter hatte ihr Liebe gebracht, der Frühling brachte neues Leben,
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