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Winter auf Italienisch

Winter auf Italienisch

Titel: Winter auf Italienisch
Autoren: Joleen Carter
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auf
sein Herz. »Ich wünsche dir alles Gute, Tanja. Und solltest du deine Meinung
irgendwann einmal ändern, dann weißt du ja, wo du mich finden kannst.«
    Ich nickte, wusste aber, dass dieser
Moment nicht kommen würde.
    »Warte nicht auf mich. Sei frei und offen
für eine, die dich mehr verdient hat als ich.«
    Mit diesen Worten küsste ich ihn auf die
Wange, drückte auf die Fernbedienung und stieg ein. Holger schickte mir einen
Handkuss hinterher, dann ging er ins Haus.

 
    Eine große Last war ich losgeworden.
Jetzt stand   die Prüfung bevor. Aber
bis dahin blieb mir noch ein Tag. Und heute Abend würde ich mir mit einer Tüte
Chips und Wolldecke eine DVD ansehen. Irgendeine tragische Liebesgeschichte,
die noch schlimmer war als meine eigene.

Kapitel 26

 
    Heute war mein Prüfungstag. Noch vor dem Klingeln
des   Weckers machte ich mich auf ins
Bad. Ich war total aufgeregt, obwohl ich nicht besser vorbereitet sein konnte.
Es erschien mir nur alles so sinnlos. Wenn ich die Prüfung bestehen sollte,
dann würde ich ab nächster Woche täglich acht Stunden lang in der
Zollabfertigung tätig sein. Das konnte ich. Nur war es das, womit ich mein
Leben verbringen wollte? Tagein tagaus ausländische LKW durch Hamburgs
Freihafen geleiten?
    Ich aß eine Schüssel mit Müsli und trank
einen Tee dazu. Nach dem Zähneputzen nahm ich meine Jacke vom Haken und
schlüpfte in meine Turnschuhe. Im Geiste ging ich noch einmal die eventuellen
Prüfungsfragen durch, als ich die Haustür öffnete und ins Freie trat. Weit kam
ich nicht, denn ich prallte direkt mit einem Mann zusammen. Dieser ließ mich
aber nicht etwa los, sondern umfasste meine Schultern. Empört sah ich auf ...
und blickte in die schönsten dunklen Augen der Welt.
    »Mattia!« Ich war einer Ohnmacht nahe.
Ich schlug die Hände vor den Mund, um nicht laut zu schreien, so glücklich machte
mich sein Anblick.

 
    »Mafalda sagte mir, du bräuchtest
dringend jemanden, der dafür sorgt, dass du auch wirklich zu deiner Prüfung
heute gehst«, sagte er und grinste mich an.
    »Aber ...«, setzte ich an.
    »Nichts aber. Ich bin jetzt hier, und du
machst jetzt deine Prüfung. Und danach ist genug Zeit zum Reden, e basta!«
    Sprachlos folgte ich ihm, stieg in die
offene Tür des schwarzen Alfa Romeo, dessen italienisches Kennzeichen hier ganz
anders aussah als zuvor in Aosta. Irgendwie besonders. Ein besonderes Kennzeichen
für einen besonderen Mann.
     
    Sobald ich saß, schlug Mattia die Tür
hinter mir zu. Als er hinter dem Steuer Platz genommen hatte, sah er mich
fragend an.
    »Sagst du mir den Weg? Ich fühle mich ein
wenig fremd hier.«
    Ich nickte stumm und zeigte nach rechts.
Ich wollte ihn nur ansehen. Für immer ansehen. Er sah noch genauso aus wie vor vier
Monaten, als ich ihn an der italienischen Grenze zum letzten Mal geküsst hatte.
Ich wollte ihn so gerne auch jetzt küssen, aber ich traute mich nicht.
    »Jetzt links abbiegen!«, sagte ich. »Und
an der nächsten Ampel noch mal. Dann erstmal geradeaus.«
    »D‘ accordo! In Ordnung!« Er nahm die
Sonnenbrille aus dem Haar und setzte sie sich auf. Ich klappte die Blende
herunter, denn eine Sonnenbrille hatte ich natürlich nicht dabei.
     
    Wie viel hatte Mafalda ihm erzählt?
Wusste er, was ich getan hatte? Zumindest wusste er von mir, dass es jemanden
gegeben hatte. War er tatsächlich nur deshalb den weiten Weg gefahren, um mich
zur Prüfung zu begleiten? Warum sollte er das tun, wenn er nicht mehr mein
Freund sein wollte. Oder war eher ich es gewesen, die gesagt hatte, ihn nicht
mehr zum Freund zu wollen? Er musste die ganze Nacht durchgefahren sein. Wie
konnte er dann jetzt noch so verdammt sexy aussehen? Mir schwirrte der Kopf.

 
    »Ecco! Hier ist es.« Ich zeigte auf ein
altes, rotes Backsteingebäude. Davor gab es jede Menge freier Parkplätze, was
sonst selten der Fall war.
    »Wirst du auf mich warten?«
    »Certo, natürlich!«
    »Es wird ein paar Stunden dauern, schätze
ich.«
    »Nessun‘ problema! Kein Problem. Ein paar
Stunden Schlaf werden mir guttun.«
    »Was? Hier?«
    »Überall, wo du bist.« Er lächelte.
    »Darf ich dich küssen, bevor ich gehe?«,
fragte ich.
    »Und ich dachte schon, du würdest mich
nie danach fragen«, scherzte er und beugte sich vor.
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich
schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn. Ich krallte meine Hände in sein
Haar wie eine Ertrinkende, und er erwiderte den Kuss mit der gleichen
Leidenschaft.
    Außer Atem schob
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