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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag
Autoren: Dorothy L. Sayers
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der tüchtigen Hausfrau hin.
    »Welch ein Glück, daß mein Mann Ihnen begegnet ist! Einen Unfall hatten Sie? Hoffentlich haben Sie sich nicht verletzt! Ich sage immer, diese Straßen sind die reinsten Todesfallen.«
    »Vielen Dank«, sagte Wimsey. »Nein, es ist nichts Schlim
    mes passiert. Wir sind nur dummerweise von der Straße abgekommen. An der Froschbrücke, wie ich mir habe sagen lassen.«
    »Eine häßliche Stelle – ein richtiges Glück, daß Sie nicht im Dreißigfußkanal gelandet sind. Kommen Sie herein, nehmen Sie Platz und wärmen Sie sich auf. Ihr Diener? Ach ja, natürlich, Emily! Führe den Diener dieses Herrn in die Küche, und kümmere dich um ihn.«
    »Und«, rief der Pfarrer ihr nach, »sag Hinkins, er soll den Wagen nehmen und zur Froschbrücke fahren, um das Gepäck zu holen. Er wird dort Lord Peters Auto finden. Aber er soll gleich fahren, bevor das Wetter schlechter wird. Und, Emily! – sag ihm, er soll zu Wilderspin schicken und veranlassen, daß der Wagen aus dem Graben gezogen wird.«
    »Das reicht auch noch morgen früh«, sagte Wimsey.
    »Gewiß. Morgen früh aber gleich als erstes. Wilderspin ist unser Schmied – ein hervorragender Mann. Er wird die Sache fachmännisch in die Hand nehmen. O ja, gewiß! So, und nun treten Sie ein, bitte, treten Sie ein! Wir möchten unsern Tee trinken. Agnes, meine Liebe, hast du Emily schon erklärt, daß Lord Peter bei uns über Nacht bleiben wird?«
    »Das ist bereits geregelt«, beruhigte Mrs. Venables ihn.
    »Ich hoffe nur, du hast dich nicht erkältet, Theodore.«
    »Nein, nein, meine Liebe. Ich war gut eingepackt. O ja! Ha! Was sehe ich denn da? Butterküchlein?«
    »Butterküchlein habe ich mir vorhin erst gewünscht«, sagte Wimsey.
    »Dann setzen Sie sich, setzen Sie sich, und greifen Sie tüchtig zu. Sie müssen ja richtig ausgehungert sein. So eine Kälte habe ich selten erlebt. Möchten Sie vielleicht lieber einen Whisky mit Soda?«
    »Nein, bitte Tee«, sagte Wimsey. »Wie hübsch das alles aussieht! Wirklich, Mrs. Venables, es ist ungeheuer gütig von Ihnen, sich unser zu erbarmen.«
    »Ich bin doch nur froh, wenn ich helfen kann«, antwortete die Pfarrersfrau mit heiterem Lächeln. »Wirklich, so etwas Trostloses wie unsere Fenmoor-Straßen im Winter gibt es nicht noch einmal, glaube ich. Ein Glück, daß Ihnen der Unfall so nah beim Dorf passiert ist.«
    »Das kann man wohl sagen.« Wimsey sah sich dankbar in dem behaglichen Wohnzimmer um. Die kleinen Tischchen waren mit Zierat überladen, im Kamin prasselte hinter einem züchtigen samtenen Wandschirm ein wärmendes Feuer, und auf dem polierten Tablett blinkte die silberne Teekanne. »Ich fühle mich wie Odysseus, der nach manchem Sturm und Abenteuer endlich einen Hafen gefunden hat.«
    Er biß dankbar in ein großes, heißes Butterküchlein.
    »Tom Tebbutt scheint es heute schon viel besser zu gehen«, bemerkte der Pfarrer. »Sehr unangenehm, daß er ausgerechnet jetzt krank daliegen muß, aber wir sollten dankbar sein, daß es nichts Schlimmeres ist. Hoffentlich wird jetzt nicht noch einer krank. Der junge Pratt macht sich ganz gut, glaube ich; heute morgen hat er zwei lange Sätze ohne einen einzigen Fehler durchgehalten, und er ist sehr eifrig bei der Sache. Übrigens, wir sollten unsern Gast vielleicht warnen –«
    »Das sollten wir wirklich«, fand Mrs. Venables. »Mein Mann hat Sie zwar eingeladen, hier über Nacht zu bleiben, Lord Peter, aber er hätte erwähnen sollen, daß Sie so nah bei der Kirche wohl nicht viel Schlaf finden werden. Oder vielleicht stören Kirchenglocken Sie nicht.«
    »Nicht im mindesten«, versicherte Wimsey.
    »Das Wechselläuten ist nämlich die große Leidenschaft meines Mannes«, fuhr Mrs. Venables fort. »Und da heute Silvester ist –«
    Der Pfarrer, der andere selten einen Satz zu Ende reden ließ, sprach ungeduldig dazwischen.
    »Wir wollen nämlich heute nacht eine wahre Großtat vollbringen«, sagte er. »Oder morgen früh, besser gesagt. Wir wollen das neue Jahr mit – ach so, Sie wissen vielleicht noch gar nicht, daß wir hier eines der schönsten Geläute im ganzen Land besitzen?«
    »Wahrhaftig?« meinte Wimsey. »Doch, ich glaube, ich habe schon von den Fenchurch-Glocken gehört.«
    »Es mag ja ein paar größere Geläute geben«, räumte der Pfarrer ein, »aber ich wüßte nicht, wer es an Fülle und Klangschönheit mit uns aufnehmen sollte. Vor allem unsere Nummer sieben ist eine sehr edle alte Glocke, aber auch die Baßglocke, und
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