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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ich kann den achten selbst machen. Ach, ist das schön! Wirklich, ich kann es nicht fassen, welch glückliche Fügung Ihr Kommen ist. Da sieht man, wie wunderbar der Himmel selbst für unsere Freuden sorgt, so sie nur unschuldig sind. Sie nehmen es mir hoffentlich nicht übel, Lord Peter, wenn ich heute abend in meiner Predigt kurz darauf eingehe? Eine richtige Predigt wird es ja eigentlich kaum – nur ein paar passende Gedanken zum Jahreswechsel und den Möglichkeiten, die das neue Jahr eröffnet. Darf ich fragen, wo Sie sonst zu läuten pflegen?«
    »Heute gar nicht mehr; aber als Junge habe ich in Duke's Denver geläutet, und wenn ich zu Weihnachten oder anderen Festen nach Hause komme, nehme ich gelegentlich noch mal ein Seil in die Hand.«
    »Duke's Denver? Natürlich – St. John ad Portam Latinam – eine hübsche kleine Kirche; ich kenne sie recht gut. Aber Sie werden zugeben, daß unsere Glocken besser sind! Nun denn, jetzt müssen Sie mich entschuldigen, damit ich rasch das Eßzimmer vorbereiten kann, für unsere Übungsstunde.«
    Er eilte geschäftig hinaus.
    »Es ist sehr lieb von Ihnen«, sagte Mrs. Venables, »daß Sie sich für das Hobby meines Mannes opfern wollen. Er hat sich so sehr auf dieses Läuten heute nacht gefreut, und nun die vielen Enttäuschungen! Aber ich finde es schrecklich, Ihnen zuerst unsere Gastfreundschaft anzubieten und Sie dann die ganze Nacht schwer dafür arbeiten zu lassen.«
    Das Vergnügen, versicherte Wimsey ihr erneut, sei ganz auf seiner Seite.
    »Aber ich bestehe darauf, daß Sie vorher wenigstens ein paar Stunden Ruhe haben«, war alles, was Mrs. Venables erwidern konnte. »Wenn Sie jetzt mitkommen und Ihr Zimmer ansehen möchten? Sie werden sich auf jeden Fall waschen und ein wenig frisch machen wollen. Um halb acht essen wir zu Abend, wenn es uns gelingt, Sie bis dahin meinem Mann zu entreißen, und dann müssen Sie sich wirklich etwas hinlegen. Hier habe ich Sie untergebracht – wie ich sehe, hat ja Ihr Diener schon alles für Sie vorbereitet.«
    »Nun, Bunter«, sagte Wimsey, nachdem Mrs. Venables sie alleingelassen hatte, damit er sich im unzureichenden Licht eines Öllämpchens und einer Kerze präsentabel machen konnte, »das scheint ein schönes Bett zu sein – aber es ist mir nicht vergönnt, darin zu schlafen.«
    »Das habe ich bereits von dem Mädchen gehört, Mylord.«
    »Wirklich schade, daß Sie mich nicht am Seil ablösen können, Bunter.«
    »Ich versichere Eurer Lordschaft, daß ich es zum erstenmal in meinem Dasein bereue, mich niemals praktisch mit der Campanologie befaßt zu haben.«
    »Und mich freut es immer wieder, wenn ich etwas entdecke, was Sie nicht können. Haben Sie es je versucht?«
    »Nur einmal, Mylord, und bei dieser Gelegenheit hätte es um Haaresbreite ein Unglück gegeben. Dank meiner beklagenswerten manuellen Ungeschicklichkeit hätte ich mich beinahe selbst am Seil erhängt, Mylord.«
    »Bitte, reden wir nicht vom Erhängen«, sagte Wimsey unglücklich. »Da wir zur Zeit nicht Detektiv spielen, mag ich auch nichts vom Geschäft hören.«
    »Gewiß, Mylord. Wünschen Mylord rasiert zu werden?«
    »Ja – wir wollen das neue Jahr mit sauberem Gesicht beginnen.«
    »Sehr wohl, Mylord.«
    Als Wimsey frisch gewaschen und rasiert ins Eßzimmer hinunterkam, war der Tisch fortgerückt, und acht Stühle standen im Kreis herum. Auf sieben von ihnen saßen Männer aller Altersstufen, vom verschrumpelten Greis mit langem Bart bis zum schüchternen Jüngling mit angeklebter Schmachtlocke; in der Mitte stand, unentwegt redend wie ein freundlicher Magier, der Pfarrer.
    »Ah, da sind Sie ja! Wunderbar, ausgezeichnet! Also, Jungens, das ist Lord Peter Wimsey, den uns die Vorsehung geschickt hat, damit er uns aus der Not hilft. Wie er mir sagte, ist er etwas aus der Übung, weshalb ihr sicher gern ein Stündchen opfern werdet, damit er wieder hineinfindet. Jetzt werde ich euch alle der Reihe nach vorstellen. Lord Peter, das ist Hezekiah Lavender, der für uns seit sechzig Jahren die Baßglocke läutet und sie noch zwanzig Jahre zu läuten gedenkt – nicht wahr, Hezekiah?«
    Der kleine knorrige Mann grinste mit zahnlosem Mund und streckte eine gichtige Hand aus.
    »Sehr geehrt, Mylord. Jawohl, ist'n schöner Batzen Jahre, daß ich die gute alte Tailor Paul läute. Wir kennen uns gut, sie und ich, und ich werd sie so lange läuten, bis sie irgendwann die neun Tailors für mich schlägt, jawohl.«
    (Glocken sind, so sei hier angemerkt, wie Schiffe
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