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Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Wimsey 11 - Der Glocken Schlag

Titel: Wimsey 11 - Der Glocken Schlag
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Krankheit! Aber jetzt ist er über das Schlimmste hinweg. Ich werde ihm ein Fläschchen Portwein schicken, sobald er ihn trinken darf. Tuke Holdsworth 08«, fügte er so leise hinzu, daß nur Wimsey es hören konnte.
    »Könnte keiner Fliege schaden. Ach ja! Nun denn. Aber jetzt müssen wir wirklich los. Ich fürchte, mein Auto ist nicht eben eine Staatskarosse, aber es hat drinnen mehr Platz, als man meinen sollte. Da haben wir schon manche Taufgesellschaft hineingequetscht, nicht wahr, Mrs. Tebbutt? Möchten Sie bitte neben mir Platz nehmen, Lord Peter? Ihr Diener und das – o je! Haben Sie gar kein Gepäck? … Ah – ja, an der Froschbrücke. Ich schicke gleich meinen Gärtner danach. Es ist ganz gut dort aufgehoben, wo es ist; wir sind hier lauter ehrliche Menschen, nicht wahr, Mrs. Tebbutt? So ist's recht. Aber Sie müssen sich diese Decke um die Beine legen – doch, ich bestehe darauf. Nein, nein, danke. Ich bringe den Motor ganz gut selbst zum Laufen. Ich bin es so gewöhnt. Da, sehen Sie? Ein paar kräftige Drehungen, schon läuft er munter wie ein Glöckchen. Hinten alles in Ordnung, guter Mann? Schön. Hervorragend! Nochmals auf Wiedersehen, Mrs. Tebbutt.«
    Der altertümliche Wagen setzte sich, rüttelnd bis ins Mark, auf der schmalen, geraden Straße in Bewegung. Sie kamen an einer Kate vorbei, und mit einemmal tauchte rechts von ihnen aus dem Schneegestöber eine riesenhafte graue Masse auf. »Mein Gott!« rief Wimsey. »Ist das Ihre Kirche?«
    »Jawohl«, antwortete der Pfarrer voll Stolz. »Da sind Sie beeindruckt, wie?«
    »Beeindruckt!« sagte Wimsey. »Hören Sie, das ist ja schon eine junge Kathedrale! Das hätte ich nie gedacht. Wie groß ist denn Ihre Gemeinde?«
    »Sie werden sich wundern, wenn ich es Ihnen sage«, meinte der Pfarrer leise lachend. »Dreihundertvierzig Seelen, keine mehr. Erstaunlich, wie? Aber das finden Sie überall hier in den Fenmooren. Ostanglien ist berühmt für die Größe und Pracht seiner Pfarrkirchen. Und dennoch schmeicheln wir uns, einmalig zu sein, selbst in diesem Teil der Welt. Ursprünglich war das Ganze einmal eine Abtei, und früher muß Fenchurch St. Paul ein recht bedeutender Ort gewesen sein. Wie hoch würden Sie unsern Turm schätzen?«
    Wimsey sah zu der großen steinernen Masse empor.
    »Schwer zu sagen im Dunkeln. Aber viel weniger als vierzig Meter sind's nicht.«
    »Nicht schlecht geraten. Es sind genau neununddreißig Meter bis zu den vier kleinen Turmspitzen. Aber es sieht höher aus, weil das Dach des Mittelschiffs verhältnismäßig niedrig ist. Nicht viele können uns da überbieten. St. Peter Mancroft natürlich – aber das ist ja eine Stadtkirche. Und St. Michael in Coventry ist schon ohne Türmchen vierzig Meter hoch. Aber an Schönheit der Proportionen kann es Fenchurch St. Paul, glaube ich, mit allen anderen aufnehmen. Das werden Sie gleich noch besser sehen, wenn wir um die Ecke biegen. So, da wären wir. Hier hupe ich immer; es ist eine gefährliche Ecke wegen der Mauer und der Bäume. Manchmal meine ich, wir sollten die Friedhofsmauer im öffentlichen Interesse ein Stückchen zurücksetzen. Ah – jetzt bekommen Sie eine kleine Vorstellung davon! Ist das nicht wunderschön, dieses harmonische Verhältnis von Seiten- und Mittelschiff? Das werden Sie bei Tag noch besser erkennen. Hier ist das Pfarrhaus – gerade der Kirche gegenüber. Ich hupe immer hier am Tor – es könnte jemand dort herumlaufen. Die Büsche machen es hier so dunkel. Ah, gutgegangen! Sie werden bestimmt froh sein, ins Warme zu kommen und ein Täßchen Tee zu trinken – oder darf es vielleicht etwas Stärkeres sein? Ich hupe immer hier an der Tür, damit meine Frau weiß, daß ich da bin. Sie wird so unruhig, wenn ich nach Einbruch der Dunkelheit noch draußen bin. Die Deiche und Kanäle machen unsere Straßen richtig gefährlich, und ich bin ja auch nicht mehr so jung wie früher. Ich fürchte, heute bin ich schon etwas spät. Ah, da ist ja meine Frau! Agnes, meine Liebe, du mußt entschuldigen, daß ich ein wenig über die Zeit bin, aber ich habe einen Gast mitgebracht. Er hatte einen Autounfall und wird über Nacht bei uns bleiben. Die Decke! Sie gestatten? Dieser Sitz ist leider – ich würde sagen eine res angusta. Vorsicht bitte mit dem Kopf! Ah, noch einmal gutgegangen. Meine Liebe, das ist Lord Peter Wimsey.«
    Mrs. Venables, eine rundliche, freundliche Erscheinung, umrahmt vom Licht, das durch die offene Tür fiel, nahm den Überfall mit der Gelassenheit
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