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Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Wimsey 09 - Mord braucht Reklame

Titel: Wimsey 09 - Mord braucht Reklame
Autoren: Dorothy L. Sayers
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angelaufen und die Bande zerschlagen war, bedeutete der unheimliche Beobachter auf der Straße keine Gefahr mehr. Er würde um sein Leben fliehen, und Tallboy würde nach Hause gehen und der Dinge harren müssen, die ihn dort erwarteten. Wenn er aber jetzt sofort ging – «Wann?» fragte Tallboy mit flehender Stimme. «Wann?»
    «Heute nacht.»
    «Wimsey – Sie waren furchtbar anständig zu mir – sagen Sie mir – gibt es keinen Ausweg? Es geht nicht eigentlich um mich, vielmehr um meine Frau und das Kind. Man wird ein Leben lang mit Fingern auf sie zeigen. Es ist entsetzlich. Könnten Sie mir nicht 24 Stunden Zeit geben?» «Sie kämen nicht aus dem Land.»
    «Wenn ich allein wäre, würde ich mich stellen. Ehrlich.»
    «Es gibt noch eine andere Möglichkeit.»
    «Ja, ich weiß. Daran habe ich auch schon gedacht. Das ist wahrscheinlich –» er unterbrach sich plötzlich und lachte – «es ist wahrscheinlich der Ausweg, den ein wohlanständiger englischer Internatszögling nimmt. Ich – ach ja, schon gut. Das würde aber kaum Schlagzeilen machen, oder? ‹Selbstmord eines alten Dumbletoniers› – das gibt nicht viel her. Macht aber nichts, zum Teufel! Ich werde Ihnen zeigen, daß Dumbleton auch nicht schlechter ist als Eton. Warum nicht?»
    «So spricht ein Mann», sagte Wimsey. «Trinken Sie noch etwas. Auf Ihr Wohl.» Er leerte sein Glas und stand auf. «Hören Sie!» sagte er. «Ich glaube, es gibt noch einen anderen Ausweg. Ihnen hilft er nicht, aber für Ihre Frau und Ihr Kind wäre es wahrscheinlich ein gewaltiger Unterschied.»
    «Was ist das?» fragte Tallboy eifrig.
    «Sie brauchen nie etwas davon zu erfahren. Nichts. Niemand braucht überhaupt etwas zu erfahren, wenn Sie tun, was ich sage.»
    «Mein Gott, Wimsey! Was meinen Sie? Sagen Sie es mir, schnell. Ich tue alles!»
    «Es wird Sie nicht retten.»
    «Das spielt keine Rolle. Sagen Sie es mir.»
    «Gehen Sie jetzt nach Hause», sagte Wimsey. «Gehen Sie zu Fuß, nicht zu schnell. Und schauen Sie sich nicht um.»
    Tallboy starrte ihn an. Jeder Blutstropfen war aus seinem Gesicht gewichen; selbst seine Lippen waren weiß wie Papier.
    «Ich glaube, ich habe verstanden … Gut.»
    «Dann schnell», sagte Wimsey. Er streckte die Hand aus.
    «Gute Nacht – und alles Gute.»
    «Danke. Gute Nacht.»
    Vom Fenster aus sah Wimsey ihn auf den Piccadilly hi
    naustreten und schnell in Richtung Hyde Park Corner gehen. Er sah den Schatten aus einem benachbarten Hauseingang huschen und ihm folgen.
    «– und von da zur Richtstätte … und möge der Herr deiner Seele gnädig sein.»

    Eine halbe Stunde später klingelte das Telefon.
    «Wir haben die ganze Bande erwischt», sagte Parkers fröhliche Stimme. «Wir haben das Zeug in die Stadt kommen lassen. Was meinst du, wie es getarnt war? Als Reisemuster – in so einem Wagen mit Vorhängen rundum.»
    «Darin haben sie es dann wahrscheinlich abgepackt.»
    «Ja. Wir haben unseren Mann in die Weiße Taube gehen
    sehen. Dann haben wir das Wirtshaus in Auge behalten, und sowie die Vögelchen da herauskamen, hüpften sie uns genau in die Arme, einer nach dem andern. Es lief wie am Schnürchen. Ohne die kleinste Panne. Ach, übrigens – ihr Erkennungswort. Das hätten wir uns eigentlich denken müssen. Es mußte nur irgend etwas mit Nutrax zu tun haben. Einige hatten nur den Morning Star bei sich, aufgeschlagen bei der Anzeige, und andere erwähnten irgendwie Nutrax für die Nerven. Einer hatte eine Flasche von dem Zeug in der Tasche, ein anderer hatte es auf seiner Einkaufsliste stehen und so weiter. Und ein ganz Genialer platzte vor Neuigkeiten über ein paar neue Bahnen für Windhundrennen. Einfacher geht's nicht mehr, oder?» «Das erklärt die Sache mit Hector Puncheon.»
    «Hector –? Ach ja, der Zeitungsmensch. Ja. Er muß seinen Morning Star bei sich gehabt haben. Diesen Cummings haben wir natürlich auch. Wie sich herausstellte, war er der eigentliche Kopf des Unternehmens, und sowie wir ihn am Wickel hatten, ist er mit der ganzen Geschichte herausgerückt, der räudige kleine Köter. Dieser Arzt, der Mountjoy unter den Zug gestoßen hat, hängt auch mit darin – wir haben unumstößliche Beweise gegen ihn, und außerdem sind wir auf Mountjoys Schätze gestoßen. Er hat irgendwo ein Depot bei einer Bank, und ich glaube, ich weiß, wo ich den Schlüssel finde. Er hat eine Frau in Maida Vale ausgehalten, du meine Güte! Wir können rundum zufrieden sein. Jetzt müssen wir uns nur noch deinen Mörder greifen,
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