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Willst du meine Liebe nicht

Willst du meine Liebe nicht

Titel: Willst du meine Liebe nicht
Autoren: Lucy Gordon
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Sie allerdings gern heute Abend als seinen Gast im Club begrüßen und der Presse vorstellen. Ein Wagen wird Sie um halb zehn abholen.”
    Nachdem Julie die Koffer ausgepackt hatte, zog sie sich aus und duschte. Dabei versuchte sie, das ungute Gefühl zu verdrängen, das ihre Umgebung in ihr weckte. Sie gehörte einfach nicht an diesen prachtvollen Ort.
    Trotz ihres selbstsicheren Auftretens hatte sie noch immer viel mit dem unerfahrenen Mädchen gemein, das sich vor acht Jahren in Rico Forza verliebt hatte. Jenes Mädchen hatte Patsy Brown geheißen und davon geträumt, Sängerin zu werden. Patsy hatte einen Job als Serviererin im “The Crown”, einem Londoner Pub, angenommen und die Gäste bedient. Aber allabendlich hatte sie zu vorgerückter Stunde auf der kleinen Bühne gestanden und gesungen, begleitet von einem Pianisten.
    Das Klavier hätte eigentlich dringend gestimmt werden müssen, und der Musiker war lediglich ein besserer Amateur gewesen, aber sie hatte sich wenigstens ein paar Minuten einbilden können, eine Chansonette zu sein.
    Dann hatte Rico dort zu arbeiten begonnen, und sie hatte entdeckt, dass das Leben mehr zu bieten hatte als nur Gesang.
    Er war dreiundzwanzig gewesen, ein Italiener, der nach England gekommen war, um seine Sprachkenntnisse zu vertiefen. Sein Englisch war zwar bereits recht gut, aber noch ziemlich steif, und erst durch den Job im Crown wurde es flüssig.
    Die Kollegen in der Bar und die Gästen mochten ihn. Seine komischen Fehler trugen zu seiner Beliebtheit ebenso bei wie sein unbekümmertes Lachen und seine fröhlich funkelnden dunklen Augen. Er war groß und schlank, aber muskulös, mit einem gut aussehenden Gesicht und einem breiten, sinnlichen Mund. Alle Mädchen flirteten wie verrückt mit ihm, und er ging bereitwillig darauf ein.
    Die Einzige, der er nicht den Hof machte, war Patsy. Wenn er mit ihr sprach, war er stets ernst, und manchmal spiegelte sich in seinen Augen eine stumme, verheißungsvolle Botschaft wider, die ihr ungeheures Selbstvertrauen einflößte. Irgendwann merkte sie, dass er sie bei ihren Auftritten beobachtete und wie verzaubert war, sobald sie sang. Und allmählich vergaß sie alle anderen, außer ihm.
    Sie stand auf der Bühne, das blonde Haar umrahmte ihr Gesicht wie ein Heiligenschein, und sie sang Lieder von Jugend und erster Liebe, von Hoffnungen und Träumen, die bis in alle Ewigkeit dauerten. Und niemals wandte Rico den Blick von ihr.
    Andere Männer sahen sie auch an, mit offenen Mündern und vom Alkohol geröteten Augen, und eines Abends wartete einer auf sie, als sie gehen wollte. Er fand es offenbar komisch, ihr den Weg zu verstellen und sie lüstern anzustarren.
    Patsy unterdrückte den aufkeimenden Ekel. “Bitte lassen Sie mich vorbei”, sagte sie mit bebender Stimme.
    “Alles zu seiner Zeit. Warum bleibst du nicht und redest ein bisschen mit mir?” lallte er.
    “Weil sie nicht will”, ertönte es aus der Dunkelheit.
    Der Betrunkene drehte sich um - allerdings nicht schnell genug, um den Schlag abzufangen, der auf seinem Kinn landete.
    Ehe Patsy ihre Verblüffung überwunden hatte, presste der zudringliche Bursche eine Hand auf die Nase und rannte auch schon davon. Plötzlich war sie allein mit Rico.
    “Bist du in Ordnung?” fragte er leise.
    “Ja. Mir geht es gut.”
    “Das klingt aber gar nicht so. Komm mit.” Er nahm ihre Hand. Schweigend gingen sie die Straßen entlang, bis sie einen Schnellimbiss erreichten. “Seit ich in England bin, liebe ich Fish and Chips”, meinte er. “Möchtest du Kabeljau oder Scholle?”
    “Kabeljau, bitte.”
    “Setz dich”, befahl er und wies auf einen kleinen Tisch am Fenster.
    Kurz darauf brachte Rico zwei Teller und zwei Becher mit Tee, den er großzügig zuckerte.
    “Ich nehme nie Zucker”, protestierte sie schwach.
    “Jetzt schon”, erklärte er nachdrücklich. “Du hast einen Schock erlitten. Du solltest nicht so spät allein durch die Stadt laufen. Warum erlaubt das dein Liebhaber?”
    “Ich habe keinen Liebhaber”, gestand sie schüchtern.
    “Das ist eine infamia. Ein schönes Mädchen sollte immer einen Liebhaber haben. In meiner Heimat wäre deine Einsamkeit eine Schande für jeden Mann.”
    “Und in meiner Heimat”, erwiderte sie temperamentvoll,
    “möchte ein Mädchen mehr sein als nur eine Trophäe für den erstbesten Mann, der sie abschleppen kann.”
    “Nicht für den erstbesten”, entgegnete er sanft, “sondern nur für den, der deiner würdig
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