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Willküra (German Edition)

Willküra (German Edition)

Titel: Willküra (German Edition)
Autoren: Lucia Hodinka
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Hals an.
    »Das gibt es doch nicht! Du Dummkopf, du elender, lernunfähiger. Ich glaube nicht, dass du …«
    Ein Pling ertönte und eine kleine adrette Frau stand plötzlich da, die aus einem Shopping-Kanal hätte sein können, oder aus einer Yoga-Stunde, so genau kannte der Willkürherrscher die feinen Unterschiede nicht.
    Ihre Stimme klang beruhigend, monoton und säuselnd hoch.
    »Sie haben soeben die Grenze von 150 NegEm ( NegEm = Negativ-Emotion, sollte im Idealfall bei 0 liegen, geht sie unter 0 führt dieses nicht automatisch zu PosEm, sondern zu einer eher unangenehmen Form der Friedfertigkeit, mit der kaum ein NegEm-aufgeladener Mensch umgehen kann. ) überschritten, somit ist es für Sie Zeit für ein bisschen Zen!«
    Die Frau hielt ihm ihre Hand hin und der Willkürherrscher ging die Leiter wieder runter. Als er unten war, schob sie ihn in den Stuhl, der gleichzeitig mit ihr erschienen war, und der einem Zahnarztstuhl nicht unähnlich war.
    »Wo ist denn Mathilde?«, raunzte der Willkürherrscher die Frau an, doch die antwortete nicht, sondern versuchte dem Willkürherrscher seinen Mantel abzunehmen.
    »Der Mantel bleibt an!«, wehrte sich der Willkürherrscher, hielt den weichen Mantel aber nur so fest wie nötig, damit er nicht unnötig zerdrückt würde.
    Was für ein sanfter Herrscher!, freute sich der Mantel und schmiegte sich weich an seinen Hals.
    »Nein, der Mantel muss ab«, säuselte die Frau ihn freundlich an, zog den Mantel entschieden weg und warf ihn auf die Kiste.
    »Mathilde war zu alt«, drückte sie den Willkürherrscher an einigen Stellen fest gegen den Sessel. »Sie musste ausgetauscht werden. Immerhin repräsentieren wir unsere Firma WED ( WED = Akronym für »Wir entspannen dich« (Akronym = oft fantasielose Form der Namensgebung) ) nach außen. Frauen mit hängender Kinnpartie verlieren natürlich diesen Job.«
    Der Willkürherrscher lachte laut und voll Respekt.
    »Das gefällt mir! Das ist sehr schön willkürlich! Da kann ich ja fast noch etwas lernen von eurer Firma!«
    »Entschuldigen Sie, das ist nicht willkürlich, das ist das Firmen-Gesetz. Es ist einsehbar und gilt für alle gleich. Jederzeit. Es ist also keine Spur von Willkür zu finden. Sobald bei mir unangenehme Spuren von Alter auftreten, werde ich auch ausgetauscht. Das sind die Regeln.«
    Sie drückte unten am Sitz einen Knopf, der die Lehne nach unten fahren ließ.
    »Wie lang wird das wohl dauern?«, fragte der Willkürherrscher.
    »Bis Sie mindestens unter 50 NegEm gefallen sind, wie immer.«
    »Nein, ich meine, bis sie dich austauschen werden.«
    »Wie eben erwähnt: bis bei mir unangenehme Spuren von Alter auftreten.«
    Der Willkürherrscher schaute erst auf ihre Brust und knallte ihr dann mit der flachen Hand auf den Po.
    »Na, das sieht ja so aus, als könnte das noch eine Weile dauern.« Er grunzte gemütlich. »Dann sag mir mal deinen Namen, wenn wir ab jetzt wohl öfter miteinander zu tun haben werden.«
    »Mathilde«, sagte die Frau sanft.
    »Aber Mathilde hieß doch die alte, die mit dem Hängekinn?«, wunderte sich der Willkürherrscher.
    »Jetzt heiße ich Mathilde«, lächelte Mathilde höflich neutral.
    »Haha, das gefällt mir gut!«
    Der Willkürherrscher grunzte beim Lachen.
    »Du hast einen guten Chef!«
    »Zen!«, tönte Mathilde mit geschlossenen Augen an und nahm die Hand des Willkürherrschers dabei in ihre.
    Der Willkürherrscher schloss auch seine Augen und sprach ihr nach.
    »Zen.«
    »Zen.«
    »Zen.«
    »Zen.«
    »Zen.«
    Mathilde prüfte, ob der Willkürherrscher noch seine Augen geschlossen hatte und fuhr dann fort.
    »Und jetzt ein kleines Zen: zen.«
    »zen.«
    »zen.«
    »zen.«

3
     
    »Jamel?«, rief die Schwester des Willkürherrschers laut und ungeduldig zu Jamels Fenster hoch. Sie war den ganzen Weg in die Stadt gelaufen, um hier bei ihm nach ihrem Buch zu suchen. Eigentlich lief sie überhaupt nicht gern, aber in diesem Fall betrachtete sie es als Teil des Vorspiels. »Jamel?!«, rief sie wieder laut, als eine Stimme vom Boden her kommend sie erschrak.
    »Nimm doch ein paar Steinchen und schmeiß sie an sein Fenster, wenn dir anrufen zu modern ist! Hahahahaha. Hihihihi. Hohohoho.« lachte ein sehr kleiner Zwerg sehr gehässig.
    Die Schwester des Willkürherrschers sah den kleinen Zwerg neben ihr und verdrehte genervt die Augen. Immer wieder mal tauchte der auf und ärgerte sie.
    »Du nervst, kleiner Zwerg!«, fauchte sie ihn an.
    »Du auch!«
    Der kleine Zwerg hielt sich den
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