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Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus
Autoren: Jason Dark
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Unaussprechliche, das Unheimliche, die böse Kraft und Macht war noch vorhanden. Sie hatte sich manifestiert. Sie war weder ein Geist, noch ein Gespenst.
    »Fertig?«
    »Klar!« Suko schaltete die Lampe ein. Ich nahm meine kleine Leuchte auch als Unterstützung.
    Zwei unterschiedlich breite Lichtfinger vereinigten sich auf dem Weg zum Ziel.
    Es wurde voll getroffen!
    Endlich sahen wir es, und der Schreck erwischte uns wie eine Eisdusche. Was sich da aus der dicken Finsternis hervorschälte, damit hätten wir in unseren kühnsten Träumen nicht gerechnet…
    ***
    Kelly Kidman hatte es in der Nähe des Hauses und vor allen Dingen dort nicht ausgehalten, wo Roy Walker verschwunden war. Sie befand sich in einem völlig desolaten Zustand und war einfach weggerannt. Das Ziel war ihr gleichgültig gewesen, nur fort aus diesem verdammten Dunstkreis des Totenhauses.
    Weg! Gepeitscht von den Erinnerungen war sie hinein in die graue Nebelsuppe gehetzt, aber da war noch etwas in ihr, das ihr den richtigen Weg gewiesen hatte.
    Ein Hindernis hielt sie auf. Es war keiner dieser Bäume, sondern der feuchte Kühler eines Autos. Sie war dagegengeprallt und über ihn hinweggerutscht. Ihre ausgestreckten Hände berührten die Windschutzscheibe, die ihren Fall stoppte.
    So blieb sie liegen.
    Nicht mehr bewegen.
    Einfach abschalten.
    Nur noch vergessen!
    So einfach war das nicht, das spürte Kelly sehr deutlich. Die Kühlerhaube war kalt wie Graberde im November. Aus der unmittelbaren Nähe des Totenhauses hatte sie fliehen können, aber nicht vor ihren Erinnerungen. Sie waren zu frisch.
    Allmählich nur kehrte Kelly in die Normalität zurück. Erst jetzt stellte sie richtig fest, wo sie lag. Sie zog die Arme an und stemmte sich in die Höhe. Dann rutschte sie mit dem Unterkörper zuerst über das feuchte Blech hinweg und sackte vor dem Fahrzeug zusammen.
    Kelly wußte nicht, was sie noch denken sollte. Sie fragte sich, ob es ihr überhaupt je wieder gelingen würde, völlig normal zu denken und die Welt ebenso zu sehen. Es hatte sich so viel verändert. Diese Nacht war die schlimmste überhaupt in ihrem Leben gewesen. Mit sicherem Instinkt wußte sie auch, daß sie noch nicht vorbei war. Da kam etwas hinterher, das Haus stand noch immer, und seine verdammte Kraft war nach wie vor ungebrochen.
    Der Erdboden war kalt und feucht. Kelly wollte sich nicht erkälten und stand auf. Sie drehte sich dem Haus zu, das sie nicht sah, denn es war hinter den Dunstschwaden verschwunden wie hinter einem wallenden Vorhang.
    Sie senkte den Kopf. Die Hände zitterten ebenso wie ihre Beine. So hatte sie Mühe, normal zu stehen.
    Manchmal schwankte sie, als wäre sie von einem Windstoß getroffen worden.
    Die ersten Schritte waren mehr als unsicher. Es glich einem kleinen Wunder, daß sie sich auf den Beinen halten konnte. Ihr Gesicht zeigte eine wahnsinnige Anstrengung. Die Augen bewegten sich nicht. Weit standen sie offen. Kalte Luft wehte auch in ihren Mund, aber wie geschoben ging sie den Weg wieder zurück.
    Willkommen im Totenhaus…
    Graystone Hall lockte sie. Es zog sie heran. Es wollte sie. Aber sie haßte es. Trotzdem kam sie gegen seine saugende Kraft nicht an, die aus unzähligen Armen zu bestehen schien, welche wie Saugnäpfe an ihrem Körper klebten.
    Kelly atmete nur durch die Nase. Sie schnaufte und weinte. Der Nebel umfing sie als nie abreißendes Kleid, und wieder sah sie die ersten kahlen Bäume.
    Unheimliche Wächter in der Nacht, die sich von nichts und niemand bewegen ließen. Sie standen unbeweglich, und doch sahen sie manchmal innerhalb der grauen Suppe aus, als wären sie dabei, über den Boden zu treiben.
    Alles bewegte sich. Der Nebel, die Bäume, der Boden, und auch Kelly Kidman.
    Sie durchschritt diese düstere, nebelverhangene, sich bewegende Welt, doch nur sie war es, die nicht stillstand. Das andere wurde ihr vorgegaukelt, und so wanderte sie weiter in die Tiefe der Nacht hinein und auch dem Haus entgegen.
    Es lag noch zu weit entfernt, um von Kelly gesehen zu werden. Für sie war nur der graue Dunst existent, der sie umfangen hielt wie ein großes, feuchtes Meer.
    Ihre Füße tappten über die feuchte Erde.
    Sie hielt den Kopf hoch. In dieser steifen Haltung sah sie aus wie eine lebende Tote, die den Sarg verlassen hatte, um weiterhin in der Welt der Lebenden zu bleiben.
    Nichts hielt sie auf.
    Keine Unebenheit im Boden. Kein Schlagloch, kein vorstehender Hügel, einfach nichts. Sie ging weiter, als hinge sie an einem Seil,
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