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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition)
Autoren: Dori Jones
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standen schwanzwedelnd neben ihr. Wenigstens freuten sie sich über mein Kommen. Reumütig zog ich meinen Schwanz ein und trottete zu meiner Angebeteten, was mir einen unverständlichen Blick von Basko einbrachte.
    »Bis dann!«, meinte dieser nur und war mit einem galanten Sprung über das Gartentor verschwunden. Aha, wenn es brenzlig wurde, machten sich sogar die besten Freunde aus dem Staub, registrierte ich wehmütig.
    »Du könntest wenigstens Bescheid sagen, wenn du schon das Bedürfnis hast, deine Freiheiten auszuleben«, meinte Anka pikiert.
    Mein Ebenbild Oskar kam auf mich zugesprungen und biss mir vor Freude ins Hinterbein.
    »Basko hat mich gebeten, ihn ein Stück zu begleiten, da wollte ich ihn nicht vor den Kopf stoßen und bin halt mitgegangen. Obwohl ich, ehrlich gesagt, keine allzu große Lust dazu hatte«, entgegnete ich, ohne sie anzusehen.
    »Wie nett von dir und so überaus großmütig«, gab Anka zurück, dabei konnte man einen gewissen Zorn in ihrer Stimme nicht überhören.
    Bello sei Dank stürzte sich in diesem Moment Lissi auf ihre Mutter und gab ihr unmissverständlich zu verstehen, dass jetzt Zeit zum Spielen angesagt war. Seufzend wandte sich Anka zu ihr um. Im Nu waren wir alle in ein wildes Spiel vertieft, was uns alles andere für eine Weile vergessen ließ.
    Der Abend verlief leider überhaupt nicht entspannt. Tiara, dreizehnjährige Tochter und Diva des Hauses, hatte ihr erstes Date, und alle warteten gespannt darauf, dass der Traumprinz an der Tür klingelte. Als es endlich so weit war, hetzte die ganze Familie raus, ohne sich einen Deut um den tollsten Jack Russell Terrier der Welt zu scheren, der hinter ihnen herrannte, um ja nicht zu verpassen, wie Tiara ihren Adonis begrüßte. Ganz allein dieses potenzielle Ereignis ließ mich sprintartig die Pfoten nach draußen schwingen. Doch ich hatte die Rechnung ohne Lulu gemacht, die vor mir lief. Als wäre ich überhaupt nicht anwesend, schlug sie mit kräftigem Schwung die Wohnzimmertür hinter sich zu, in der nichts Unbedeutenderes als mein Schwanz stecken blieb. Man kann sicher nicht behaupten, dass ich wehleidig bin, aber in diesem Augenblick hatte ich das Gefühl, vor Schmerz explodieren zu müssen. Ein schrilles Jaulen entfuhr meiner Kehle, das es meiner Familie unmöglich machte, meine Wenigkeit weiterhin zu ignorieren.
    Direkt danach erfolgte echomäßig der »Ach du meine Güte«-Aufschrei von Anny.
    Bis Tanner die Situation endlich erfasst hatte, war mein Schwanz bereits blutleer und abgestorben. Wissenschaftlich hatte mein Herr und Gebieter bestimmt einiges auf dem Kasten, aber lebenspraktisch war er schon immer eine Niete gewesen. Diese Erfahrung musste ich schon oft machen, nur ging es diesmal um Leben und Tod.
    Bello sei Dank hatte Anny erst letztes Jahr einen Erste-Hilfe-Kurs besucht, sodass es ihr in letzter Sekunde doch noch gelang, meinen Schwanz zu retten. Das Ende vom Lied waren etliche Blutspritzer an der frisch gestrichenen weißen Wand sowie ein dicker Verband um mein edles Teil, der den Schmerz wenigstens halbwegs erträglich machte.
    Durch dieses Malheur verpasste ich es natürlich, wie Tiara den pickeligen Jungen in Empfang nahm. Aber es gibt ja bekanntlich Schlimmeres im Leben. Die allerliebste Anka leckte mir geschlagene zwei Stunden meine Wunde und versuchte mit aller Kraft, unsere Kinder daran zu hindern, mir genau dorthin zu beißen, was ein schwieriges Unterfangen darstellte. Gerade als ich Lissi mit der Schnauze einen Schubs geben wollte, weil sie sich am hartnäckigsten darum bemühte, ihren Papa zu ärgern, klingelte das Telefon. Anny seufzte, denn sie hatte es sich erst wenige Minuten vorher auf der Couch bequem gemacht. Tanner, der wieder einmal vorm Computer saß, machte nicht den Eindruck, als wollte er sich als Erster erheben.
    »Mist!«, fluchte Anny und schlug die Wolldecke zurück. Barfüßig stakste sie zum Telefon und hob ab.
    »Hallo!«, meldete sie sich.
    Am anderen Ende wurde gesprochen, die Worte verstand ich zwar nicht, aber Annys Gesicht verzog sich zu einer kummervollen Miene.
    »Ja, er ist da. Moment, ich gebe ihn dir«, sagte sie ernst. Danach hielt sie die Sprechmuschel zu und wandte sich an ihren Mann, der immer noch ganz in seine Katalogisierung der Deschler’schen Funde via Computerdatei vertieft war, sodass er nicht sofort bemerkte, wie Anny ihn ansprach.
    »Selma ist am Telefon. Sie macht sich Sorgen um Anton. Er hat seit Tagen nichts mehr von sich hören lassen. Sie kann ihn
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