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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition)
Autoren: Dori Jones
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Suchhunde ein und ein Dutzend Gendarmen einer Spezialeinheit. Da kein Bagger an diese Stelle gelangen konnte, und wenn, nur mit größtem technischen Einsatz und Aufwand, fingen alle gleichzeitig in einem Radius von circa fünf Metern an, das Geröll beiseitezuschaffen, um zu sehen, ob sich etwas darunter befand.
    Die Männer schufteten verbissen, schafften Stein für Stein beiseite, wühlten sich mit der Hacke zentimeterweise nach unten und stießen nach vier Stunden endlich auf einen Hohlraum. Sobald sie ein Loch in den Hohlraum gehackt hatten, musste dieser abgestützt werden, deshalb schleppten alle verfügbaren Hände umgestürzte Baumstämme, die in der Nähe lagen, herbei. Dann endlich stieg einer von ihnen vorsichtig an einem Seil nach unten. Als er Boden unter den Füßen hatte, schrie er ein Kommando nach oben, zum Zeichen, dass ein zweiter Mann runterkommen konnte.
    Wir Hunde standen dicht an der ausgehobenen Grube, den Blick starr nach unten gerichtet und das Herz ganz unten im Bauch. Wenn das hier Fehlanzeige war, würde uns nie wieder ein Mensch ernst nehmen, und es wäre ein derber Rückschlag für den Ruf unserer hervorragenden Instinkte.
    Ohne dass ich es steuern konnte, durchlief ein starkes Zittern meinen Körper. Basko erging es wohl ähnlich, denn wir getrauten uns nicht, einander anzusehen, sondern glotzten nur in die staubige dunkle Grube. Dort unten wurde weiteres Geröll zur Seite geräumt, einer von ihnen hustete schwer.
    »Mon dieu!«, rief einer der Männer, und ein warmer Strom durchfuhr mich, als ich einen Mann der Spezialeinheit dort unten im aufgewirbelten Staub ausmachen konnte, der eine leblose, ausgemergelte, mit Dreck übersäte Person auf seinen Armen trug.
    Chloe Martin war tot. Sie lag mit dem Kopf in einer Ansammlung von Kiefernzweigen, in einer kleinen Mulde am Rande des Nadelwaldes. Ihr Körper wies Kampfspuren auf und hässliche rote Striemen zierten ihre Handgelenke sowie einen Großteil des Halses. Ihr Körper lag in einer unnatürlich gekrümmten Form, die eine Kampfhandlung hier an diesem Ort nahelegte.
    Während die Leiche von Rechtsmedizinern untersucht wurde und die Techniker sich an die Spurensicherung machten, nahmen die Polizisten Tanner und Manny mit zur Kriminalpolizei nach Dijon, dort, wo niemand anderes auf sie wartete als der gute alte Monsieur Commissaire, der Tanner bereits wohlbekannt war.
    Natürlich wurden die Verhöre nacheinander geführt, wobei man Tanner zuerst in den kleinen Raum führte, wo auch die Schwerverbrecher hingeführt wurden, da der Raum mit allen technischen Schikanen wie Mikrofonen, Lautsprechern und Spiegeln ausgestattet war.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so bald wiedersehen!«, sagte Kommissar Chavanaux mit einem sarkastischen Lächeln auf den Lippen.
    »Ja, manchmal gibt es Zufälle ...«, merkte Tanner mindestens genauso zynisch an wie der alte Mann, der ihm gegenübersaß.
    »Haben Sie etwas mit dem Mord an Chloe Martin zu tun?«, fragte der Kommissar, jetzt ganz ernst und ohne die Spur von Freundlichkeit im Gesicht.
    »Natürlich nicht!« Erbost rückte Tanner seinen Stuhl zurecht. »Wenn Sie Ihre Hausaufgaben gemacht hätten, dann wüssten Sie doch bestimmt, dass ich erst heute aus der Ardèche herkam, und nur deshalb, weil Manny mich angerufen und darum gebeten hat.«
    »Wann genau kamen Sie an?«, fragte sein Gegenüber, während sein linkes Auge unmerklich zuckte.
    Für eine Weile überlegte Tanner.
    »Am Nachmittag, gegen sechzehn Uhr vielleicht«, antwortete er.
    Chavanaux nickte.
    »Erzählen Sie mir bitte, warum genau Sie Ihren Urlaub abbrachen und Ihre Familie im Stich ließen, wenn es doch nur um einen Hilferuf eines Grabungstechnikers ging, der vermutlich noch nicht einmal zu Ihren engsten Freunde gehört?«
    Und Tanner begann zu erzählen. Von seinen Recherchen in Bezug auf Chloe und ihren inhaftierten Mann, seinen Vermutungen über ihre Beziehung zu Toni und dass diese auch ein Verhältnis mit Manny hatte und vor nicht allzu langer Zeit genau an dem Ort weilte, an dem er und seine Familie schon seit vielen Jahren Urlaub machten.
    Der Kommissar hörte aufmerksam zu und unterbrach Tanner kein einziges Mal.
    Als er geendet hatte, war es für eine Weile ganz still in dem kleinen Raum. Dann drückte der dicke Mann mit seinen wulstigen, dennoch äußerst gepflegten Fingern den AUS-Knopf des Aufzeichnungsgerätes.
    »Der Todeszeitpunkt von Chloe Martin war gestern zwischen acht und elf Uhr am Abend. Sie wurde
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