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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will
Autoren: John Green , David Levithan
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Weg und er wird noch länger, wenn man unterwegs gefragt wird, wie es sich eigentlich anfühlt, mit Tiny Cooper Analverkehr zu haben, und wie man unter Tiny Coopers fettem Bauch überhaupt seinen »kleinen schwulen Bleistiftpimmel« finden kann. Ich reagiere darauf, wie ich es immer mache: indem ich auf den Boden gucke und schnell weitergehe. Ich weiß, dass sie nur Spaß machen. Ich weiß, dass es wohl einfach dazugehört, fies oder was auch
immer zu Leuten zu sein, die man kennt. Tiny hat auf solche Sachen immer eine brillante Antwort parat, wie »Für jemanden, der angeblich nichts von mir will, verbringst du ziemlich viel Zeit damit, über meinen Penis nachzudenken und auch noch darüber zu reden«. Mag sein, dass solche Antworten bei Tiny funktionieren, bei mir funktioniert es jedenfalls nicht. Maul halten funktioniert. Die Regeln befolgen funktioniert. Deshalb halte ich die Klappe und lass nichts an mich ran und gehe einfach weiter und dann ist es bald vorbei.
    Das wirklich letzte Mal, dass ich einen bemerkenswerten Redebeitrag abgeliefert habe, war in meinem bescheuerten Brief an unsere bescheuerte Schülerzeitung über den bescheuerten Tiny Cooper und sein bescheuertes Recht, ein bescheuerter Star in unserem bodenlos schlechten Football-team zu sein. Ich bedaure es nicht im Geringsten, den Brief geschrieben zu haben, aber ich bedaure es zutiefst, ihn unterzeichnet zu haben. Ihn zu unterzeichnen war ein klarer Verstoß gegen meine Regel, das Maul zu halten, und wohin hat das geführt? Man braucht mich bloß anzusehen, wie ich an diesem Dienstagnachmittag allein herumstehe und meine schwarzen Chucks anstarre.
     
    Am Abend – ich habe gerade Pizza für mich und meine Eltern bestellt, die wie immer in der Klinik noch länger arbeiten müssen – ruft Tiny an und platzt leise und hastig mit der Nachricht heraus: »Neutral Milk Hotel sollen heute im Hideout ihr Wiedervereinigungskonzert geben und es ist nirgendwo angekündigt und niemand weiß was davon und heilige Fresse, Grayson, heilige Fresse!«
    »Heilige Fresse!«, rufe ich. Einer Sache kann man sich bei
Tiny sicher sein: Wann auch immer irgendwo etwas Großartiges passiert, er weiß als Erster davon.
    Ich bin ja nun niemand, der schnell in Begeisterung verfällt, aber Neutral Milk Hotel haben mein Leben verändert. Sie haben 1998 dieses absolut fantastische Album herausgebracht  – In the Aeroplane Over the Sea  –, und danach hat man nie mehr was von ihnen gehört, außer so Sachen wie dass ihr Leadsänger in einer Höhle in Neuseeland leben soll. Aber egal, er ist und bleibt ein Genie. »Wann?«
    »Keine Ahnung. Hab’s selbst grade erst gehört. Ich ruf Jane auch noch an. Sie fährt auf Neutral Milk Hotel fast so sehr ab wie du. Am besten jetzt gleich. Jetzt. Lass uns jetzt gleich ins Hideout.«
    »Bin schon unterwegs«, antworte ich, während ich das Garagentor öffne.
     
    Aus dem Auto rufe ich meine Mutter an. Ich sage ihr, dass Neutral Milk Hotel im Hideout spielen, und sie fragt: »Wer? Was? Du willst im Hotel übernachten?« Dann summe ich ihr ein paar Takte aus einem ihrer Stücke vor, und Mom sagt: »Ach das, den Song kenne ich. Der ist doch auf dem Mix, den du mal für mich gemacht hast.« Und ich sage: »Ganz genau.« Und sie sagt: »Aber um elf bist du zu Hause.« Und ich sage: »Mom, das ist ein historischer Augenblick. Die Geschichte kümmert sich nicht darum, wann ich zu Hause sein muss.« Und sie sagt: »Bis um elf.« Und ich sage: »Na gut. Ohmanney.« Und dann muss sie gehen, um bei irgendjemand den Krebs rauszuschneiden.
    Tiny Cooper lebt mit den reichsten Eltern der Welt in einem Herrenhaus inmitten eines Anwesens. Ich glaube, weder sein
Vater noch seine Mutter gehen einem Beruf nach, aber sie sind so reich, dass Tiny noch nicht mal bei ihnen im Herrenhaus wohnt; er wohnt im zugehörigen Kutscherhaus, das er ganz allein für sich hat. Drei Zimmer, ein Kühlschrank, der immer mit ausreichend Bier bestückt ist, und seine Eltern lassen ihn absolut in Ruhe, deshalb können wir den ganzen Tag bei ihm rumhängen und Football-Videogames spielen und Miller Lite trinken. Nur dass Tiny Videospiele hasst und ich nicht gern Bier trinke, deshalb spielen wir meistens nur Darts (er hat eine Dartsscheibe) und hören Musik und machen Hausaufgaben. Ich will gerade seinen Namen rufen. Aber weiter als bis zum T komme ich nicht, da stürzt er auch schon aus seinem Wohnzimmer, einen schwarzen Lederslipper an, den anderen noch in der Hand und
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