Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Will Trent 03 - Letzte Worte

Will Trent 03 - Letzte Worte

Titel: Will Trent 03 - Letzte Worte
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
wandte sie sich wieder an Will: » Ich muss langsam Schluss machen. Man hat mir Emma zum Stillen gebracht. Nicht, meine Süße? «
    Will wartete mehrere Sekunden Babygesäusel ab, dann wurde ihre Stimme wieder normal. » Ich bin froh, dass es Ihnen gut geht. Ich habe mir Sorgen gemacht um Sie, als Sie so allein da unten waren. « Ihre Stimme klang angespannt, als würde sie gleich weinen. In den letzten Monaten war Faith ziemlich emotional gewesen. Will hatte gehofft, nach der Geburt des Babys würde sie ein wenig gelassener sein, aber vielleicht würde es noch ein paar Monate dauern, bis sich ihr Hormonhaushalt wieder normalisiert hatte.
    » Ich muss jetzt auch Schluss machen « , sagte er. » Ich bin schon fast bei Frank. «
    Sie schniefte laut. » Halten Sie mich auf dem Laufenden. «
    » Werde ich. «
    Er hörte den Hörer auf der Gabel klappern und nahm an, das war Faiths Art, den Anruf zu beenden. Will steckte sich das Handy wieder in die Tasche. Er verglich ein Straßenschild mit der Wegskizze und bog ab. Ein letzter Pfeil verwies auf die Rückseite des Blatts. Will musste lächeln. Sara hatte ihm ein Smiley gezeichnet.
    Er bremste den Porsche und suchte nach Hausnummern. Er schaute auf jeden Briefkasten, verglich die Adressen mit der Wegbeschreibung. Etwa nach der Hälfte der Straße hatte er gefunden, wonach er suchte. Franks Haus war ein Bungalow im Cottagestil, doch er hatte nichts Idyllisches oder Gemütliches. Traurigkeit lastete auf dem Anwesen wie eine dunkle Wolke. Die Regenrinnen hingen durch. Die Fenster waren schmutzig. Der Gartenzwerg war eine Überraschung; die leeren Flaschen Dewar’s vor der Mülltonne waren es nicht.
    Die Gittertür ging auf, als Will ausstieg. Lionel Harris lachte ihn an, offensichtlich genoss er die Überraschung.
    » Guten Morgen « , sagte er. » Habe gehört, Sie waren gestern Nacht schwimmen. «
    Will lächelte, obwohl er den kalten Schweiß auf seiner Haut spürte wie einen plötzlichen Regenschauer. Er brachte das Bild nicht aus dem Kopf, wie Sara oben auf diesem Stein gestanden hatte. » Es überrascht mich ein wenig, Sie hier zu sehen, Mr Harris. «
    » Hab nur eben eine Kasserolle vorbeigebracht. «
    Wills Verwirrung schien offensichtlich zu sein. Der alte Mann klopfte ihm auf den Rücken. » Unterschätzen Sie nie die Macht einer gemeinsamen Geschichte. «
    Will nickte, obwohl er noch immer nicht verstand.
    » Ich lasse Sie jetzt allein. « Lionel stützte sich auf seinen Stock und stieg die Stufen hinunter. Will sah ihn auf die Straße treten. Ein Nachbar winkte ihm zu, und er blieb für eine kurze Unterhaltung stehen.
    » Frank wartet auf Sie. «
    Will drehte sich um. In der Tür stand eine Frau. Sie war schon etwas älter, hatte hängende Schultern und unnatürlich rote Haare. Ihr Make-up war so dick aufgetragen wie bei ihrer Tochter. Unter einem Auge sah Will einen blauen Fleck. Ihr Nasenrücken war geschwollen. Irgendjemand hatte sie erst kürzlich geschlagen, und zwar ziemlich fest.
    » Ich bin Maxine. « Sie hielt ihm die Gittertür auf. » Er wartet schon auf Sie. «
    So deprimierend Franks Haus von außen war, drinnen war es noch schlimmer. Wände und Decke waren nach jahrelangem Zigarettenrauch vergilbt. Der Teppichboden war sauber, aber abgenutzt. Die Möbel sahen aus wie aus einem Katalog der Fünfzigerjahre.
    » Hier entlang. « Maxine bedeutete ihm, ihr nach hinten zu folgen. Gegenüber der Küche lag ein kleines Schlafzimmer, das man in ein vollgestopftes Büro umgewandelt hatte. Ganz hinten im Haus gab es ein schäbiges Badezimmer mit avocadogrünen Fliesen. Frank lag in einem Krankenhausbett im letzten Zimmer. Die Jalousien waren heruntergelassen, aber hinter ihnen leuchtete das Sonnenlicht. Im Zimmer roch es muffig und feucht und nach Schweiß. In Franks Nase steckte ein Sauerstoffschlauch, trotzdem atmete er schwer. Seine Haut war gelb, der Blick glasig.
    Neben dem Bett stand ein Stuhl. Will setzte sich, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
    » Ich bin dann mal in der Küche « , sagte Maxine zu ihnen. » Sagt Bescheid, wenn ihr was braucht. «
    Will drehte sich überrascht um, aber sie hatte das Zimmer bereits verlassen. Er wandte sich Frank zu. » Julie Smith? «
    Aus dem tiefen Bariton des Mannes war ein leises, brüchiges Stimmchen geworden. » Ich ließ sie Sara anrufen. «
    Will hatte bereits vermutet, dass etwas dergleichen passiert war. » Dass Tommy sich umgebracht hatte, wussten Sie bereits, bevor Sara hinkam. «
    » Ich dachte …
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher