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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition)
Autoren: Katie Fforde
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unkomplizierte Männer. Sie klopften ihr oft freundschaftlich die Schulter oder gaben ihr ein Bier aus. Aber sie hatte niemanden, der sie am Ende eines langen Tages in den Arm nahm und ihr eine Tasse Tee kochte.
    Mit ein bißchen Ermunterung wäre Rupert sicher bereit, das und mehr zu tun. Aber wenn die Umarmungen und Aufmerksamkeiten nicht von dem richtigen kamen, nützten sie nichts. »Ich glaub’, lieber nicht, danke. Ich bin zu müde und dreckig.«
    »Blödsinn. Du mußt essen. Und die Heißwasserversorgung funktioniert. Du kannst in einem der Badezimmer hier ausgiebig duschen.«
    May wandte sich ab, damit er nicht sah, wie rot sie geworden war. Irgendwie waren die Wassertanks der Rose Revived immer noch leer, und sie hatte sich schon des öfteren von Ruperts heißem Wasser bedient. Eine kleine Sammlung von Body-Shop-Fläschchen wanderte von einer Wohnung zur nächsten, je nachdem, wo gerade gearbeitet wurde.
    »Danke«, sagte sie ergeben. »Das ist sehr lieb von dir, Rupert.«
    »Es ist ein Jammer, daß du vergeben bist«, sagte er.
    »Ich bin nicht vergeben! Wie kommst du nur auf so eine Idee?«
    »Oh, egal. Geh und wasch dir die Haare. Und zieh ein Kleid an.«
    »Ich trage niemals Kleider«, belehrte sie ihn. »Aber ich werf’ mich für dich in Schale und zieh’ saubere Jeans an. Wenn ich sie finde.«
    Und damit mußte Rupert sich zufriedengeben.

Kapitel 32

    M ay entdeckte Sally sofort, als ihr Zug in den Bahnhof einfuhr, obwohl es über vier Monate her war, seit sie sich zuletzt gesehen hatten.
    Sally trug abgeschnittene Jeans und ein kurzes T-Shirt, das farblich wunderbar mit den Fleißigen Lieschen harmonierte, die von den Fensterbänken des Bahnhofsgebäudes rankten. Aufgeregt vor Freude hüpfte Sally in ihren Turnschuhen auf dem Bahnsteig auf und ab, und selbst durch das Grau des schmutzigen Zugfensters konnte man mühelos erkennen, wie strahlend glücklich sie war.
    »Sie sieht wunderbar aus«, sagte May über die Schulter zu Harriet, die ihre Taschen von der Gepäckablage holte.
    »Ja, das tut sie wirklich. Kannst du die hier nehmen?«
    May ließ sich von Harriet diverse Taschen und Beutel in die Hände drücken und überlegte, was es war, das die Veränderung an Sally ausmachte. Es war viel mehr als nur ihre Kleidung.
    »Sally!« May stieg als erste aus, ließ ihre Taschen fallen und schloß ihre Freundin in die Arme. Sally duftete immer noch wunderbar und benutzte nach wie vor Make-up, aber wesentlich weniger als früher. Ihre gertenschlanke Figur hatte hier und da ein paar Rundungen angenommen, und aus dem Glamour Girl war eine wahre Schönheit geworden. Sie hatte den gehetzten Ausdruck verloren, der so charakteristisch für die arbeitslose Schauspielerin gewesen war, und strahlte nun Gesundheit, Glück und enormes Selbstvertrauen aus. Sie erwiderte Mays Umarmung.
    »Los, laßt uns das restliche Gepäck ausladen, sonst nimmt der Zug es mit. Tut mir leid!« rief sie dem Schaffner zu und schenkte ihm ein blendendes Lächeln. »Sie sind meine Brautjungfern. Sorry, daß wir den Zug aufgehalten haben.«
    Der Schaffner fand offenbar, ein so bezauberndes Lächeln sei auf jeden Fall ein paar Sekunden Verspätung wert.
    »Zum Auto geht’s hier lang«, sagte Sally, nachdem sie Harriet umarmt und sich mit dem Großteil des Gepäcks beladen hatte.
    »Ich kann nicht glauben, daß du fährst«, sagte May.
    Sally grinste. »Ich hab’ vor Ewigkeiten den Führerschein gemacht, aber hatte nie Gelegenheit zu fahren. James hat viel mit mir geübt, und jetzt bin ich ständig mit dem Wagen unterwegs. Ich kann euch ja nicht sagen, was für ein Vertrauensbeweis es ist, wenn ein Mann dich mit in seine Autoversicherung aufnimmt.«
    »Ich würde sagen, eine Heirat ist auch ein ziemlicher Vertrauensbeweis«, bemerkte Harriet.
    »Glaub mir, ein Mann wird dich zwanzig mal eher heiraten, als seinen Schadensfreiheitsrabatt zu riskieren. Könnt ihr einen der Koffer mit auf die Rückbank nehmen? Im Kofferraum ist nicht genug Platz.
    »Aber ein Wagen von der Länge ...« widersprach May und brach ab. »Oh, mein Gott.«
    »Das ist Clodagh«, sagte Sally. »Und abgesehen von euch beiden ist sie meine beste Freundin. Ich fahre nie ohne sie, wenn es sich vermeiden läßt.«
    Folgsam kletterte May auf die Rückbank und sah über die Rückenlehne in den Gepäckraum. Sie war tief beeindruckt. Clodagh beanspruchte fast den gesamten Platz, nur seitlich konnte man ein bißchen Gepäck verstauen. Die Hündin hob den gewaltigen Kopf und
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