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Wigges Tauschrausch

Wigges Tauschrausch

Titel: Wigges Tauschrausch
Autoren: Michael Wigge
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wollte ich ursprünglich ja gar nicht nach Hawaii, sondern zu den Sternen. Vielleicht ist dies ja eine Möglichkeit, mir auch diesen Traum endlich zu erfüllen.
    Ich statte dem Ufo-Verein einen Besuch ab und kann die Mitglieder von einem Austausch unserer Erfahrungen überzeugen. So stehe ich mit Günter, Natan, Hans-Georg und Patric schnell vor einem Bild von einem Ufo. Die Mitglieder der Gruppe erzählen mir, dass auch sie in Kontakt mit den sogenannten Plejaren stehen, einer menschenähnlichen Form außerirdischen Lebens, das uns in seiner technischen Entwicklung um Jahrtausende voraus sei. Sie erzählen von einem regen Austausch vor allem in Form von Ratschlägen von oben. Sie erzählen aber auch, dass sie ganz konkret Dinge mit den Plejaren tauschen, was ihnen bislang einen Apfel und einen Pflaumenkern eingebracht hat, wobei Letzterer zu einem stattlichen Baum in ihrem Garten herangewachsen sei.
    Dann führen mich die Männer auf den Hof des Hauses, auf dem ein 60 x 40 Zentimeter großer Stein ein weiteres eindrucksvolles Beispiel für einen intergalaktischen Austausch liefert. Natans Erläuterungen zufolge wurde dieser Stein von den Plejaren mit einem Laserstrahl beschossen. Ein Baumstamm ganz in der Nähe ist durch Plexiglas geschützt. Auch er scheint eine ganz besondere Bedeutung für die Gruppe zu haben. Natan weiß zu berichten, dass der Vereinsgründer einst mit einer Laserpistole ein kleines Loch in diesen Baumstamm geschossen habe.
    Offensichtlich schaue ich doch kritischer, als mir bewusst ist, denn Günter bemüht sich plötzlich, mir zu vergewissern, dass die Gruppe mit ihren Auffassungen keinerlei missionarische Absichten verfolge, sondern hier lediglich einen Ort gefunden habe, an dem sie ihren Glauben leben könnte.
    Bevor das Gespräch aufgrund unserer unterschiedlichen Einstellungen zu Außerirdischen zu sehr ins Stocken gerät, komme ich auf den Anlass meines Besuches zurück und hole den Kicker aus dem Transporter. Und tatsächlich scheint sich Erleichterung einzustellen, dass ein Objekt von dieser Welt unsere Interessen wieder vereint. Sofort beginnt ein begeistertes Kickerduell. Nachdem mein Tauschangebot also ausgiebig getestet wurde, komme ich zu meinem Teil des Geschäfts. Ich möchte mich weiter hochtauschen, und gleichzeitig muss der eingetauschte Gegenstand handlicher werden, damit er nächste Woche in den Flieger nach Indien passt. Denn dort werde ich den angeblich ältesten Tauschmarkt der Welt besuchen.
    Die vier Männer überlegen, was sie zum Tausch anbieten können. Ein Schweizer Taschenmesser, ein alter Holzschlitten und schließlich ein Bildband mit Aufnahmen von angeblichen Ufo-Sichtungen stehen zur Auswahl, alles reizvolle Angebote. Doch ich bin der Meinung, dass die vier noch etwas Besonderes drauflegen sollten. Also bekunde ich mein Interesse an dem Stein, der angeblich vom Laserstrahl der Außerirdischen getroffen wurde. Die Männer winken ab, er sei viel zu schwer, und es solle in Indien kein Heiligenkult um den Stein entstehen, und überhaupt gehöre der Stein nun mal ihnen, und das solle auch so bleiben. Ich bin nicht wirklich überrascht von ihrer ablehnenden Haltung und erkundige mich daher nach einem kleineren Stein von vielleicht 10 x 5 Zentimeter Größe, der direkt neben seinem großen Bruder liegt und doch wohl auch etwas von dem Laserstrahl-Beschuss abbekommen haben müsste. Die Männer überlegen, diskutieren hin und her, bis Hans-Georg sein Okay gibt. Ich freue mich, ehrlich gesagt, am meisten über den kleinen Stein, obwohl ich mit all den anderen Sachen zusammen schon ein gutes Geschäft gemacht habe.
    Reich bepackt verlasse ich die Schweiz Richtung Frankfurt, um mich auf den Weg zu machen, den zweiten Kontinent zu bereisen, auf dem ich Tauscherfahrungen sammeln möchte. Mir gehen noch einmal die vielen Menschen und all die verrückten Geschichten durch den Kopf, die ich in den vergangenen zwei Wochen erlebt habe. Der Tourist in Mainz, der spontan meinen angebissenen Apfel eingetauscht hat, Serkan und David, die sich im Knast so gut austauschen konnten, dass sie gute Freunde geworden sind. Ich denke an Hermann, der mich so treu und zuverlässig (abgesehen von ein paar abgemähten Tulpen!) durch die romantischsten deutschen Orte begleitet hat. Ich denke an die Schüler und wie begeistert sie mit Hermann um das Schulgebäude getuckert sind, an den schweigenden Tauschring in Vorarlberg und an die Männer vom Ufo-Verein.
    Ich resümiere im Hotel, dass gerade mal
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