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Wiedersehen in Stormy Meadows

Wiedersehen in Stormy Meadows

Titel: Wiedersehen in Stormy Meadows
Autoren: Sarah Harvey
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schlafen. Einer lebendigen Heizdecke.«
    Erinnerungen.
    An dem Tag, als er starb, hatten wir uns geliebt, im trüben Licht eines kalten Februarmorgens, noch im Halbschlaf, langsam und wohlig. Küsse im Nacken weckten mich, eine sanfte Hand schob sich über meinen Bauch abwärts bis in die weichen Höhlungen zwischen meinen Schenkeln, holte mit rhythmisch pulsierendem Druck meine Sinne aus dem Schlaf, bis ich vor Lust keuchte.
    Am nächsten Morgen erwachte ich zur gleichen Zeit. Ich musste geschlafen haben, nur ein paar Minuten, aber das hatte gereicht, um den Unfall zu vergessen – um zu vergessen, dass Rob nicht neben mir liegen würde, wenn ich die Hand nach ihm ausstreckte, nie mehr.
    Manchmal scheint es mir, als wäre ich damals ein anderer Mensch gewesen. Tatsächlich habe ich mich in den vergangenen zwanzig Monaten verändert. Gezwungenermaßen. Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden, und in gewissem Maße stimmt das auch. Der Schmerz nimmt ab, aus einem anhaltenden Fortissimo wird ein ständiges An- und Abschwellen der Gefühle. Manchmal ist dir eine Pause vergönnt, vielleicht kannst du sogar lachen und dich wieder ein bisschen freuen, aber dann meldet die Trauer sich erneut mit voller Kraft.
    »Vermisst du den Sex?« Petras Stimme unterbricht meinen Gedankengang.
    Blinzelnd öffne ich die Augen und schaue sie einen Moment an, bevor ich antworte: »Ich vermisse den Sex mit Rob. Weiter habe ich bisher noch nicht gedacht.«
    »Gar nicht?«
    »Nein«, erwidere ich aufrichtig. »Weißt du, das ist so komisch, ich habe neulich mal ein ernstes Wort mit mir geredet, von wegen Zusammenreißen und so. Ich habe überlegt, wer oder was mir aus dieser Situation heraushelfen könnte. Da wurde mir klar, dass der einzige Mensch, der mir helfen könnte, ausgerechnet der ist, der …« Ich verstumme, denn ich finde nicht die richtigen Worte.
    »Schon gut, ich weiß, was du meinst.«
    »Wenn Rob hier wäre, würde er mich da rausholen.«
    »Was würde er denn sagen, wenn er hier wäre?«
    »Reiß dich zusammen, lass den Kopf nicht hängen, fang wieder an zu leben, genieße dein Leben in vollen Zügen.«
    »Und damit hätte er recht, Nattie. Er fände es ganz schrecklich, dich so unglücklich zu sehen.«
    »Ich möchte ja wieder glücklich sein, Petra, wirklich. Anfangs gab es eine Zeit, da wollte ich mich nie wieder freuen. Ich wollte mich nur noch zusammenrollen und verschwinden, einfach nicht mehr existieren. Ich wollte bei Rob sein, wo das auch sein mag. Und das will ich immer noch, aber ich sehne mich nicht mehr so danach, einfach alles zu vergessen.«
    Behutsam nimmt Petra meine Hand und hält sie eine Weile.
    »Mir fehlt die Musik«, gestehe ich meiner Freundin, um das Thema zu wechseln. »Ich kann keine Musik mehr hören. Jedenfalls nicht die alten Sachen, die wir zusammen gehört haben. Neue CDs schon eher, aber keine Liebeslieder, und damit fallen drei Viertel der gängigen Musik weg.«
    »Ich kann dir ja ein paar Heavy-Metal-CDs besorgen.« Petra lächelt zaghaft.
    »Im Moment ist es bestimmt nicht leicht, meine Freundin zu sein«, sage ich.
    »Es ist noch nie leicht gewesen, deine Freundin zu sein.« Sie streckt mir die Zunge heraus. »Was hast du eigentlich Weihnachten vor, Nat? Hast du schon darüber nachgedacht?«
    »Weihnachten?«, frage ich nach, als hätte ich das Wort noch nie gehört.
    Kaum zu glauben, aber es ist mir gelungen, völlig auszublenden, dass Weihnachten nur noch ein paar Wochen hin ist. Die Reklame, die Dekorationen in den Geschäften und auf den Straßen, die mit bunten Lichtern behängten Bäume, die einem aus fast allen Fenstern zuzwinkern, die Weihnachtskarten, die sich jetzt schon auf dem Telefontisch an der Haustür stapeln – das alles habe ich kaum wahrgenommen.
    »Es sind nur noch fünf Wochen.«
    »Ich glaube, für mich ist es im Moment am besten, Weihnachten einfach zu ignorieren.«
    »Weihnachten kann man doch nicht ignorieren!«
    »Warum nicht? Habe ich letztes Jahr doch auch gemacht.«
    »Ich weiß. Ich fasse es immer noch nicht, dass du über Weihnachten gearbeitet hast«, sagt Petra kopfschüttelnd.
    »Viele Leute arbeiten über Weihnachten.«
    »Klar – wenn man im Krankenhaus Dienst hat oder so, aber doch nicht für eine blöde Zeitschrift.«
    »Also, du warst in New York …«
    »Aber ich hatte dich gefragt, ob du mitkommen möchtest«, unterbricht sie mich rasch.
    »… und Cassie war Ski fahren.«
    »Deine Mutter hatte dich nach Cornwall eingeladen.«
    Ich antworte
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