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Wie weiter?

Wie weiter?

Titel: Wie weiter?
Autoren: Gregor Gysi
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Fachleute. Mit all den Folgen, die das künftig haben wird. Schlechte Nachrichten gibt es schon jetzt fast jeden Tag: Artensterben, Überfischung der Meere, Erosion der Böden. Die Botschaft ist klar: Wir überlasten den Planeten.
    So wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen. Und es wird auch nicht so weitergehen.
    Entweder weil die Umkehr ausbleibt – dann wird es wohl sehr ungemütlich für uns auf der Erde.
    Oder weil Mut und Weisheit zueinanderfinden. Dann kann gelingen, was notwendig ist: eine grundlegende Veränderung unserer Produktions- und Lebensweise.
    Ich weiß: das sind große, fast pathetische Worte. Aber es geht auch um große Aufgaben. Leicht wird das nicht. Schon deswegen nicht, weil uns immer wieder eine andere Tagesordnung aufgezwungen wird. Vor allem jetzt in Europa. In Europa haben die sogenannten Rettungsschirme vor allem die Banken gerettet und im Gegenzug weite Teile der Bevölkerung in den Schraubstock des Sozialabbaus gezwängt.
    Man muss sich hin und wieder die ganze Absurdität dieses Vorgangs vor Augen führen: Die von den Staaten Geretteten, die großen Vermögen und die großen Banken, diktieren ihren Rettern, den Staaten, die Bedingungen ihrer Rettung. Es ist unfassbar, aber es geschieht. Was Banken, Fonds und Rating-Agenturen verlangen, ist oberste Richtlinie der Politik.
    Bleibt das so, dann ist in weiten Teilen Europas nicht nur die soziale, sondern auch die ökologische Entwicklung auf lange Zeit blockiert. Dann kommen auch Strategien ökologischer Gestaltung unter die Räder. Sie kommen unter die Räder, weil Europa – vom Schuldendienst blockiert – keine Kraft, keine Aufmerksamkeit mehr findet für die eigentlich viel wichtigeren Aufgaben.
    Hinzukommt, dass der Rubel im Casino wieder rollt. Gegenwärtig sind nahezu alle wichtigen Preise, ob für Rohstoffe oder Nahrungsmittel, in großem Umfang spekulativ verzerrt. So vergrößern Börsen und Investmentfonds die Armut weltweit, sorgen permanent für falsche Signale und lenken die Ressourcen in falsche Bahnen.
    Vor diesem Hintergrund sollte die Schlussfolgerung klar sein: Wer die Erde als lebenswerte Welt erhalten will, muss die Macht der Finanzwelt brechen und politische Gestaltungskraft zurückgewinnen.
    Der zweite Grund für unseren PLAN B: Wir brauchen eine positive Vision, radikal und realistisch. Eine Vision, die ermuntert und ermutigt. Eine Vision, die zeigt, dass neue, lebenswerte Perspektiven zu gewinnen sind, wenn man sich den großen Herausforderungen wirklich stellt.
    Künftig geht es nicht nur um Atomausstieg und grünen Strom, sondern um eine ökologische Volkswirtschaft. Eine Bewältigung dieser historischen Aufgabe erscheint wohl nur dann auf dem Radarschirm der Vorstellungskraft, wenn Millionen Menschen sich aktiv, gestaltend und im eigenen Interesse dieser Aufgabe widmen. Sie werden das nur tun, wenn der Übergang zu ökologischem Produzieren und Konsumieren nicht eine Bedrohung, sondern ein Gewinn für das eigene Leben ist.
    Deshalb kann der Umbau der Industriegesellschaft kein elitäres Projekt sein.
    Ebenso mangelhaft wäre klassisches Politikmanagement nach dem Motto: Etwas sozialer Ausgleich muss schon sein, damit die Akzeptanz nicht schwindet. Mit diesem alten Denken, das im grünen Gewand Ungleichheit und Herrschaft stillschweigend als selbstverständlich voraussetzt, kann es keinen Neustart geben. Vielmehr sollte gelten: »Gleiches Recht für alle« – also gleiches Recht auf Naturnutzung, gleiche Pflicht zum Umweltschutz.
    Gleichheit und Gerechtigkeit sind zentrale ökologische Themen. Denn jede Verteuerung des Ressourcenverbrauchs stößt schnell an Akzeptanzgrenzen, weil höhere Preise Gering- und Normalverdienerinnen und -verdiener spürbar treffen, Reiche dagegen kaum. Deshalb müssen alle, die es ernst meinen mit der Ökologie, die Verteilungsfrage stellen, die oberen Einkommen begrenzen und die unteren stärken.
    Das Gegenteil zu tun – das war das große Versagen von Rot-Grün und nachfolgender Koalitionen. Wer die Ungleichheit massiv vorantreibt, wer Millionen Menschen die Planungsgrundlage fürs alltägliche Leben raubt, verbreitet Angst statt Zuversicht. Deshalb sagen wir ganz klar: Wer den umfassenden grünen Wandel will, darf das rote Projekt der Gleichheit nicht vergessen.
    Je gerechter und deshalb angemessener die Einkommensunterschiede, desto mehr wachsen die Bereitschaft und die Fähigkeit zu ökologischem Handeln. Derselbe Zusammenhang gilt auch für Vermögen und
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