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Wie verkuppelt man eine Familie?

Wie verkuppelt man eine Familie?

Titel: Wie verkuppelt man eine Familie?
Autoren: Jennifer Greene
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komplette Wand einnahm. „Das ein Miniaturwald mit gefährdeten Gattungen aus unserer Gegend. Wie Grays Lilie, Gebirgsschaumkraut, Waldwolfsmilch und …“
    Garnet drehte sich zu ihm um und stellte fest, dass er sie aufmerksam beobachtete. Prompt verlor sie den Faden und verstummte. Bis zu diesem Moment hatte sie nicht gemerkt, wie nahe er ihr stand, wie groß er war und wie sündhaft blau seine Augen wirkten. Die Alarmglocken schrillten bei ihr. Sich einzugestehen, dass sie in ihn verschossen war, mochte ja gerade noch akzeptabel sein. Sich der Hoffnung hinzugeben, dass er sie mit jener Art von Interesse betrachten könnte, war dagegen sträflich.
    Sie überbrückte den peinlichen Moment mit einem kleinen Lachen. „Jetzt habe ich Ihnen ein Ohr abgekaut, stimmt’s? Sie sind ja nicht hergekommen, um sich das alles anzuhören.“
    „Nur deshalb nicht, weil ich nicht wusste, was Sie hier eigentlich tun. Ich hatte keine Ahnung, dass Sie Ihren Kunden ganz praktischen Unterricht geben.“
    Weil sie selten ein Lob zu hören bekam, stieg ihr Hitze ins Gesicht. „Tun Sie nicht etwas ganz Ähnliches?“, fragte sie schnell. „Ich weiß, dass Sie keinen Laden haben, aber Sie führen doch eine Art Privatschule, oder?“
    „Nein, keine Schule. Ein Camp und Einkehrzentrum. Ich bin darauf gekommen, weil ich etwas mit meinem Berg anfangen wollte. Da oben habe ich Seen und Wasserfälle, tiefe Schluchten und Felswände, Wälder und Lichtungen. Es ist einfach zu schön, um es nicht mit anderen zu teilen. Also nehme ich Gruppen auf: Jungs in Schwierigkeiten, Firmenpersonal, das nicht miteinander auskommt, Leute, die etwas Neues wagen wollen. Ich bemühe mich, einen Zusammenhalt in der neuen Gruppe zu schaffen und Teamgeist zu wecken.“
    „Und dann?“
    Gemeinsam schlenderten sie zur Hintertür des Ladens hinaus. Der Weg zu ihrem Wohnhaus war von einem Spalier überdacht. Es spendete Halbschatten, aber keine Gnade vor der Hitze.
    An diesem Abend waren die drückenden Temperaturen endlich gesunken. Ein blasser Dunstschleier stahl sich über den Himmel.
    „Das hängt von der jeweiligen Gruppe ab“, erwiderte Tucker. „Ich fange gern mit einer Aufgabe an, die Spaß macht – sozusagen als Basis, auf der ich aufbauen kann. Ich mache mir ein Bild davon, was die Gruppe erreichen kann und was sie zusammen leisten will. Ich unterrichte nicht, denn das könnte ich auch gar nicht. Aber es ist ein bisschen so wie das, was Sie hier geschaffen haben. Ich setze die Leute einer Situation aus, die sie vorher noch nie erlebt haben, und lasse sie etwas ganz Neues ausprobieren. Ich hoffe, sie herauszufordern, ihre ganz ursprünglichen Interessen zu wecken. Garnet?“
    Sie hob den Kopf.
    „Ich möchte gern alles sehen, was Sie sich auf Ihrem Gelände aufgebaut haben, aber lieber ein andermal. Mir fällt auf, dass Sie den verletzten Fuß zu schonen versuchen. Wie wäre es, wenn wir uns ein Plätzchen suchen, wo wir für ein paar Minuten Pause machen können?“
    Sie wollte nicht noch einmal leugnen, dass ihr Fuß schmerzte. „Ach, Sie können sich gar nicht vorstellen, wie ich von der Verletzung profitiere. Ich habe den ganzen Tag über wer weiß wie stark gehumpelt und dadurch sämtliche Leute dazu gebracht, die Arbeit für mich zu erledigen, während ich faul herumgelungert habe.“
    Er grinste. „Das nehme ich Ihnen ebenso ab, wie ich an die Zahnfee glaube.“
    Irgendwie brachte er sie dazu, sich ungezwungen zu fühlen, was sie in seiner Gegenwart nie für möglich gehalten hätte. Ihn zog es zu der Veranda und zu den alten Schaukelstühlen im Schatten, was einer ihrer Lieblingsplätze war. Weder die Straße noch den Shop konnte man sehen, nur den Berg und die Felder, die sie mit Gewächshäusern und Hochbeeten kultiviert hatte.
    Tucker sog den Ausblick so genüsslich in sich auf, wie man einen alten milden Whisky schlürft. „Sie haben sich hier aber wirklich jede Menge aufgehalst.“
    „Es hat lange gedauert, so weit zu kommen. Aber ich bin voll und ganz zufrieden.“
    „Ist das da ein Vorhängeschloss an dem Gewächshaus?“
    „Ja, aber es ist das einzige, das ich verschlossen halte.“
    „Aus einem bestimmten Grund?“
    Sie nickte. „Meine Vanillepflanzen sind da drinnen. Sie sind die Spezialität des ganzen Ladens. Es ist eine Sorte, die ich selbst entwickelt habe, und deshalb muss ich sie schützen.“
    „Da wir gerade von unwiderstehlichen Düften wie Vanille reden – wonach riecht es hier gerade?“
    „Minze.“ Sie
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