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Wie Sommerregen in der Wueste

Wie Sommerregen in der Wueste

Titel: Wie Sommerregen in der Wueste
Autoren: Nora Roberts
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»Warum denn?«
    »Er hat sich in die fixe Vorstellung verrannt, wenn er Thornway direkt die Pistole auf die Brust gesetzt hätte und wenn er in der Nacht nicht zur Baustelle hätte fahren wollen und wenn er Sie in dem Gebäude nicht alleingelassen hätte …«
    »Das ist doch Blödsinn.« Amy fand den Knopf am Bett, mit dem sich das Kopfteil des Bettes nach oben verstellen ließ.
    »Was ist Blödsinn?«
    Jackie richtete ihre Aufmerksamkeit auf Craig, der gerade das Zimmer betreten hatte. »Deine fixe Idee. Ich lasse euch jetzt allein. Wo ist Nathan?«
    »Der wollte der Säuglingsstation einen Besuch abstatten.«
    Lachend schlug sie sich leicht auf den Bauch. »Ich begleite ihn.«
    »Ich mag sie«, meinte Amy, als sie mit Craig allein war.
    »Es fällt schwer, sie nicht zu mögen.« Er gab ihr eine Rose. »Auch wenn dein Zimmer voll mit Blumen ist, ich dachte, du hättest vielleicht gern eine, die du in die Hand nehmen kannst.«
    »Danke.«
    Er zog die Augen zusammen. »Stimmt etwas nicht?«
    »Ja.«
    »Ich hole die Schwester.«
    »Setz dich.« Ungeduldig machte sie eine Bewegung zum Stuhl hin. »Ich wünschte, du hörst endlich auf, mich wie eine Invalidin zu behandeln.«
    »Okay. Hast du Lust auf einen kleinen Lauf um den Block herum?«
    »Sehr witzig.«
    Er setzte sich nicht, sondern ging unruhig auf und ab. Bei dem mit Blumen überladenen Tisch blieb er stehen. »Du hast neue bekommen.«
    »Swaggart und Rodriguez. Sie haben Waffenstillstand geschlossen, um mir Nelken zu bringen. Als sie gingen, haben sie sich wieder gestritten.«
    »Manches ändert sich nie.«
    »Und manches doch. Du konntest einmal mit mir reden und mich dabei auch ansehen.«
    Er drehte sich um. »Ich rede jetzt mit dir. Und ich sehe dich an.«
    »Bist du böse auf mich?«
    »Mach dich nicht lächerlich.«
    »Ich mache mich nicht lächerlich.« Sie richtete sich auf und zuckte zusammen. Craigs Wangenmuskeln spannten sich an. »Du kommst jeden Tag und jede Nacht hierher.«
    »Dann muss ich wirklich sehr böse auf dich sein.« Er trat an ihr Bett, um ihr dabei behilflich zu sein, sich bequem hinzusetzen.
    »Hör auf.« Schlecht gelaunt schob sie seine Hand beiseite. »Das kann ich selbst. Ein gebrochener Arm macht mich nicht zum Pflegefall.«
    Fast hätte er etwas Bissiges erwidert, doch er blieb geduldig. »Entschuldigung.«
    »Das ist es gerade. Du streitest nicht einmal mit mir. Du streichelst mir über den Kopf. Du schleichst auf Zehenspitzen hier herum und fragst mich, ob ich etwas brauche.«
    »Du hast Lust auf ein paar Runden? Fein. Wir tragen sie aus, wenn du wieder auf den Beinen bist.«
    »Wir tragen sie jetzt aus, verdammt. Jetzt sofort.« Frustriert ballte sie die Hand zur Faust. Sie konnte nicht einmal aufstehen und ihren Ärger durch erregtes Auf- und Abgehen abreagieren. »Du behandelst mich seit Tagen wie ein schwachsinniges Kind. Mir reicht’s. Du wolltest nicht einmal mit mir darüber reden, was genau passiert ist.«
    »Was willst du?« Die Anspannung, mit der er seine Empfindungen gezügelt hatte, zerriss. »Willst du, dass ich dir sage, wie es war, das Gebäude in die Luft gehen zu sehen und zu wissen, dass du drin bist? Willst du, dass ich dir schildere, wie ich durch das, was übrig geblieben ist, hindurchgekrochen bin, um dich zu suchen? Und dich dann halb verschüttet, blutend und leblos zu finden?« Er hatte die Stimme erhoben, während er an ihr Bett trat und seine Hand so fest um den Pfosten legte, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Willst du, dass ich dir erzähle, wie ich mich an diesem verdammten Ort gefühlt habe, während ich nicht wusste, ob du überlebst oder sterben wirst?«
    »Wie sollen wir das verarbeiten, wenn du nicht darüber sprichst?« Sie wollte nach seiner Hand greifen, doch er zog sie weg. »Du warst auch verletzt. Weißt du denn, wie ich mich fühle, wenn ich deine Hand, dein Gesicht sehe und weiß, du hast dich verletzt, als du zu mir zurückgekommen bist? Ich will darüber reden, verdammt. Ich kann nicht einfach hier liegen und mir allein darüber den Kopf zermartern.«
    »Dann hör auf. Es ist aus und vorbei. Wenn du entlassen wirst, werden wir nicht zurückblicken. Du kannst mich nicht zwingen, dass ich das alles noch einmal ertragen muss. Verstehst du? Ich kann es nicht ertragen. Ich will, dass du endlich entlassen wirst. Ich will dich wieder bei mir haben. Ich liebe dich. Ich habe es satt, nachts im Bett zu liegen und Blut und Wasser darüber zu schwitzen, was alles hätte passieren
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