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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache
Autoren: Martin Ruetter
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sitzen. Er hatte das Magazin aufgebaut, und jetzt kam ein Idiot wie Steinle-Bergerhausen und wollte es übernehmen. Das konnte er vergessen.
    Deutlich und mit sehr ruhiger Stimme sagte er in den Hörer: »›doggies live‹ bin ich. Ich und meine Mitarbeiter. Und wenn nur einer davon fehlt, wird ›doggies live‹ nicht mehr das sein, was es jetzt ist. Das Magazin wird von uns so weitergemacht wie bisher, oder Sie können es gleich einstellen.«
    Aus dem Augenwinkel heraus sah er, dass Frau Althoff mit besorgter Miene im Türrahmen stand und zuhörte. Vor der war nichts geheim zu halten.
    Am Telefon lachte Steinle-Bergerhausen grunzend und sagte überheblich: »›doggies live‹ ist ein Produkt unseres Hauses. Sie sind nur der Chefredakteur. Entscheidungen trifft der Verlag, vergessen Sie das nicht!«
    Ein Klicken im Hörer zeigte an, dass er einfach aufgelegt hatte.
    Scheiße.
    Und jetzt?
    Von der Seite spürte Mattes die Blicke der Althoff. Wenn sie hören würde, dass der Verlag keinen Wert auf die Mitarbeiter legte, würde sie aufgeben. Dann wäre die ganze Sache verloren. Aber er brauchte gerade jetzt die gesamte Truppe. Das ist jetzt wirklich mal eine Chefsache, dachte er, und ohne langes Nachdenken sprach er weiter, als säße Steinle-Bergerhausen noch am anderen Ende des Telefons.
    »Was mit dem Magazin geschieht, bestimmen alleine wir … Ja, das sehen Sie richtig … Ich wusste, dass wir uns verstehen, Herr Dr. Steinle-Bergerhausen … Nein, kein Problem, ein Versuch war es wert, aber wir belassen alles so, wie es ist … Ja, wir freuen uns auch über unseren Erfolg … Danke, Ihnen auch.«
    Er legte auf, wandte sich an die Althoff und erklärte: »Das war Steinle-Bergerhausen.«
    »Was wollte er?«, fragte sie misstrauisch.
    Mattes winkte ab: »Ach, er hat angeboten, dass wir in große Redaktionsräume nach Hamburg ziehen können, aber ich habe abgelehnt. Das würde noch fehlen, dass wir extra umziehen müssen und dann diesen Idioten am Hals hätten. Wir bleiben hier, und es läuft einfach weiter.«
    »Ich dachte schon, wir bekämen Probleme«, atmete Frau Althoff auf und lächelte erfreut. »Möchten Sie noch einen Kaffee?«
    »Nein danke, ich hatte schon genug. Ich muss mich jetzt noch um diesen Artikel kümmern.«
    Kaum war sie draußen, fuhr er sich erschöpft mit der Hand über das Gesicht. Die Althoff war beruhigt, aber ihm war klar, dass es jetzt mehr als gewaltige Probleme geben konnte. Steinle-Bergerhausen würde nicht lockerlassen. Nur noch wenige Tage bis zur Abgabe, danach würde er sich darum kümmern.
    Etwas später rief Alex an und erkundigte sich, wie es lief.
    »Ganz gut«, sagte Mattes müde, »aber wir stehen vor der Abgabe, und jetzt macht auch noch der Verlag Ärger. Ich weiß manchmal wirklich nicht, wie ich das alles in Tagen mit nur 24 Stunden schaffen soll.« Er seufzte. »Tennis am Freitag klappt vermutlich wieder nicht.«
    »Deswegen ruf ich an«, erklärte Alex. »Ich hab unsere Reservierung jetzt nicht mehr verlängert. Ist ja Blödsinn, wenn der Platz jeden Freitag leer bleibt. Wir können das jederzeit wieder anfangen, wenn du wieder mehr Zeit hast.«
    »Ach, Mensch«, reagierte Mattes enttäuscht, aber gleichzeitig fühlte er sich erleichtert. Die Termine mit Alex so häufig abzusagen, war ihm immer wieder schwergefallen.
    »Bald sieht’s wieder besser aus«, versprach er, und Alex antwortete: »Ja, ja. Ruf an, wenn wir uns sehen können!« Dabei lachte er leicht: »Ich hab dir gleich gesagt, dass ein fester Job nichts für dich ist. Als du noch Chefredakteur bei der ZEIT werden wolltest, hattest du ein Ziel, auf das du im Straßencafé warten konntest. Mit einem großen Cappucchino.«
    »Ich war ewig nicht mehr in einem Straßencafé«, stellte Mattes nüchtern fest.
    Er legte auf und rieb sich müde den Kopf. Was war nur los mit ihm? Sonst war er doch immer mit so viel Energie auf die Abgabe zugestürmt, und jetzt kam ihm alles wie ein nicht zu bewältigender Berg von Arbeit vor. Ob er mal was essen sollte? Nein, lieber nicht. Appetit hatte er gar keinen. Er schlief auch seit einiger Zeit nicht mehr gut, lag nachts lange wach und konnte trotz seiner Müdigkeit nicht einschlafen. Demnächst musste er irgendwas ändern. Vielleicht noch einen Mitarbeiter einstellen, damit er Arbeit abgeben konnte?
    Am nächsten Morgen wachte Mattes mit dröhnenden Kopfschmerzen auf. Das lag an der unruhigen Nacht, in der er schlecht geschlafen hatte, weil er sich fortwährend Gedanken über
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