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Wie es mir gefaellt

Wie es mir gefaellt

Titel: Wie es mir gefaellt
Autoren: Cecily von Ziegesar
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schaltete schnell den Fernseher aus, und alle drei fuhren herum
und setzten das gekünsteltste Lächeln auf, das Vanessa je gesehen hatte. »Wie war
dein Tag, Süße?«
    Vanessa schnürte ihre
Doc Martens auf und schleuderte sie von den Füßen. In der Ecke des Wohnzimmers
hüpfte Rubys Wellensittich Tofu in seinem Käfig herum und piepste wie zur
Warnung. Da ist was faul, da ist was faul!
    Gabriela stand auf und
strich sich ihren reich bedruckten rosa-violetten Kimono glatt. Ihr grauer
Zopf war wieder einmal heidimäßig hochgesteckt.
    »Also? Was macht ihr
noch hier?«, fragte Vanessa. »Ich meine, ihr wolltet doch wirklich fahren,
oder?«
    Ihr Vater schnäuzte sich
geräuschvoll. Er hatte einen roten Wollpulli an, der an den puffig abstehenden
Dreiviertelärmeln eindeutig als Damenpulli zu erkennen war.
    Vanessa ging mit
zusammengekniffenen Augen auf ihn zu. Sein Gesicht sah fleckig aus und seine
Augen waren entzündet. »Was ist los, Dad? Bist du krank?«
    Arlo Abrains
schüttelte den Kopf und putzte sich noch mal die Nase. Frische Tränen rannen
ihm die Wangen hinunter.
    »Pscht, Schatz«,
flüsterte Gabriela, wobei nicht ganz klar war, wen sie meinte.
    »Es sind deine Filme«,
brach es schließlich aus Ruby heraus, die einfach kein Geheimnis für sich
behalten konnte. »Ich hab ihnen deine Filme gezeigt.«
    Wie bitte?
    Vanessa starrte ihre
ältere Schwester wortlos an, viel zu sauer, um auch nur ein Wort rauszubringen.
Arlo schnäuzte sich abermals und begann so zu schluchzen, dass sich sein
Brustkorb heftig hob und senkte. Vanessa befürchtete, er würde gleich mit einem
Herzinfarkt zusammenbrechen.
    »Dad?«
    »Wir hatten ja keine
Ahnung, dass du so... künstlerisch bist
«, stammelte Gabriela. »Keine Ahnung!«
    Das war nicht gerade
ein Kompliment, aber Vanessa war ja auch nicht gerade auf Komplimente aus
gewesen. Ihre Filme waren so düster und unverständlich, dass sie kaum jemandem
je gefallen hatten.
    Arlo griff nach der
Fernbedienung und schaltete den Fernseher wieder an. Sie hatten sich gerade
ihre Neuinterpretation einer Schlüsselszene aus »Krieg und Frieden«
angeschaut, in der ausgerechnet Dan Humphrey die Hauptrolle spielte. Die Kamera
folgte einem schmutzigen Fetzen Papier, den der Wind bei Sonnenuntergang durch
den Madison Square Park trieb, und verharrte dann auf Dan, der lang
hingestreckt auf einer Parkbank lag. Als der Zoom sein Gesicht zeigte, rutschte
Vanessa das Herz in die Kniekehlen.
    »Können wir das bitte ausmachen«, flehte sie. Aber niemand
achtete auf sie.
    »Du schaffst es nicht
nur, eine Geschichte zu erzählen«, schwärmte Arlo, »sondern du fängst sie in
Bildern ein wie eine Malerin.« Er sah Vanessa mit blutunterlaufenen tränennassen
Augen an. »Du hast uns alle beschämt.«
    »Sie ist sogar so
scheißgut, dass sie schon einen festen Studienplatz an der NYU hat«, platzte
Ruby voller Stolz heraus.
    Vanessa lief knallrot
an. »Mensch, sei doch still.«
    Gabriela legte ihr
scheu einen kimonogewandeten Arm um die Schulter. »Wir sind so stolz auf dich,
Auberginchen«, flüsterte sie und benutzte den Kosenamen, den Vanessa seit
ihrer frühesten Kindheit nicht mehr gehört hatte.
    Arlo trat zu den
beiden und umarmte sie mit tränen- überströmtem Gesicht. Ruby massierte ihm den
Rücken, und bald waren die vier in einer Gruppenumarmung vereint, wie sie die
hippiehaftesten Hippies nicht inniger hätten hinkriegen können. Das Ganze war
absolut nicht Vanessas Ding, aber es war ja nicht so, als würde sie dabei
gefilmt werden.
    »Jordy kommt uns
übrigens diesen Sommer besuchen und will eine Weile bei uns wohnen. Ist das
okay für dich?«, murmelte Gabriela, während sie immer noch fest aneinander
geklammert zusammenstanden.
    Ruby schnaubte. »Ich
glaub, ihr ist es total egal, was ihr mit Jordy anstellt.«
    »Ach so, ich dachte,
du fändest ihn nett«, sagte Gabriela.
    »Finde ich ja auch«,
stotterte Vanessa. Und es stimmte, die kleine Jordy-Episode war sehr nett
gewesen. »Es ist nur...«
    »Sie findet ihren
Freund Dan aus dem Film eben ein bisschen netter«, beendete Arlo den Satz für
sie, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Der Typ hat was.«
    Als Ruby kicherte, gab
Vanessa ihr einen Fußtritt in den lederbehosten Hintern.
    Ja,
Dan hatte etwas, und sie wusste auch ziemlich genau, was es war. Sie.

 
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