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Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady
Autoren: Jillian Hunter
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„Ja. Ich möchte gerne etwas trinken - solange es kein Rotwein ist.“
    In den Tiefen seiner blauen Augen glühte ein verräterischer Funke. Sein scherzhaftes Lächeln war unwiderstehlich. „Ach ja. Ich hörte, er soll einem schnell zu Kopf steigen.“

3. KAPITEL
    Heath ging gedankenverloren neben ihr her und versuchte seine Situation abzuwägen. Vielleicht war dies der Preis, den er für seine Zurückgezogenheit bezahlen musste. Meist ignorierte er gesellschaftliche Ereignisse; Klatsch und Skandale interessierten ihn nicht. Die Einladung des Earl of Odham zum heutigen Ball hatte er nur auf Russells Drängen hin angenommen, den er eine Ewigkeit nicht gesehen hatte. Er hätte wissen müssen, dass der Freund damit etwas bezweckte.
    Er wäre bereit gewesen, eine militärische Mission anzunehmen. London langweilte ihn bereits tödlich. Vor Kurzem hatte er sich von seiner Mätresse getrennt, fühlte eine innere Rastlosigkeit, als suche er etwas, was er nicht benennen konnte. Vielleicht eine Ablenkung von seinen inneren Dämonen, seinen eigenen Gedanken. In letzter Zeit schien ihn nichts zufriedenzustellen. Er wollte nicht allein sein, wurde aber im Kreis seiner Freunde rasch ungeduldig und reizbar.
    Das Letzte, was er erwartet hatte, war ein Wiedersehen mit Julia Hepworth, alias Lady Whitby. Er bedachte sie mit einem heimlichen Seitenblick. Das minzgrüne Abendkleid, das ihre entzückenden Rundungen zart umspielte, war keine passende Farbe für eine trauernde Witwe, es sei denn, sie ehrte einen indischen Brauch, der Grün als Trauerfarbe vorschrieb. Wie lange war ihr Ehemann schon tot? Jedenfalls hatte sie durch diesen Verlust ihren Humor und ihre Schlagfertigkeit nicht eingebüßt.
    Auch nicht ihr Talent, ihn zu provozieren. Wieso in Gottes Namen wollte sie Russell heiraten? Was für ein ungleiches Paar. Die beiden würden sich ständig in den Haaren liegen. Außerdem wurde Minzgrün sicherlich nirgendwo auf der Welt, weder in Trauer noch in Halbtrauer, getragen. Er musste sich also fragen, ob sie ihren verblichenen Ehemann geliebt hatte. Vor allem aber interessierte ihn, in welcher Form er sich „um sie kümmern“ sollte, während Russell wieder einmal auszog, um den Helden zu spielen. Und wie zum Teufel sollte er vergessen, dass er ihr vor Jahren beinahe die Unschuld geraubt hatte? So gelassen und gleichmütig beide sich auch gaben, es war absurd, so zu tun, als sei nie etwas zwischen ihnen geschehen.
    „Wohin ist Russell so plötzlich verschwunden?“
    Ihre Stimme zwang ihn, sich seinem gegenwärtigen Dilemma zu stellen. Sie hatte nach Russell gefragt. Der Witzbold, der dieses peinliche Wiedersehen inszeniert hatte, der Mann, für den Heath den Stellvertreter spielen sollte. Erleichtert stellte er fest, dass sie den Erfrischungsraum erreicht hatten und er sie einen Moment allein lassen konnte, um ihr ein Glas Limonade zu holen, was ihm Gelegenheit bot, sich etwas zu sammeln.
    Er studierte sie von der Seite, als er ihr kurz darauf ein Glas reichte. Sie hatte sich verändert, war noch selbstbewusster geworden, ihre widersprüchlichen Wesenszüge waren gereift, zu einem Ganzen verschmolzen und hatten sie zur Persönlichkeit gemacht. Wenn er nur gewusst hätte, was in ihr vorging, was sie von dieser Situation hielt. Und von ihm.
    Sie wirkte vollkommen selbstsicher. Ihre Augen hatten die verstörende schwärmerische Unschuld verloren, ihr Blick war wissend, klar und herausfordernd. Eine zarte Unschuld war zur reifen Schönheit erblüht. Eine verwirrende Erkenntnis. Keine andere Frau war mit ihr zu vergleichen. Nicht eine einzige. Seine Liebschaften waren stets leicht und mühelos gewesen. Mit Julia hingegen verband ihn etwas geheimnisvolles Dunkles; ein unerfülltes schwelendes Verlangen nagte an ihm wie eine unbeantwortete Frage.
    Sie hob den Blick und nippte an dem Glas Limonade. Und plötzlich erinnerte er sich an den Geschmack ihrer Küsse, an ihre weichen Lippen, an den sinnlichen Hunger, den sie in ihm geweckt hatte. Bei seinem ersten Kuss hatte sie gelacht. Sie beide waren an diesem Abend wegen jeder Nichtigkeit in Gelächter ausgebrochen. Das Echo dieser Erinnerung, die süße blinde Unschuld, die sie beide verloren hatten, versetzte ihm einen schmerzhaften Stich. So unbeschwert und kindlich hatte er nie wieder gelacht. Aber diese Zeit war unwiederbringlich verloren.
    „Du starrst mir auf den Mund“, flüsterte sie unvermutet.
    „Oh.“ Er zog ein blütenweißes Taschentuch aus seiner Weste. „Limonade.
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