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Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)

Titel: Wie ein reißender Strom: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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Richtung Salon. »Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss.«
    »Bin ich nicht mehr gut genug für dich?«
    Er wirbelte herum. »Du bist gut genug. Zu gut. Die Beste. Deshalb will ich dich nicht. Weil du die beste Hure weit und breit bist.«
    »Du schläfst doch immer nur mit Huren.«
    »Aber wenn ich sie nicht kenne, kann ich mir vormachen, es sei etwas anderes. Ich kann mir vormachen, ich sei der Einzige. Du bist eine Hure gewesen, seit ich dich kenne. Dutzende von Männern sind in deinem Bett gewesen. Für mich nimmt das der ganzen Sache die Romantik.«
    Ihr Gesicht wurde lebendig, und Jake bemerkte, wie hässlich sie aussehen konnte. »Es ist dein Bruder, nicht wahr? Du bist nie darüber hinweggekommen, dass du bei mir warst, als er starb.«
    »Halt den Mund!«
    Er sagte das so gefühllos, dass sie erschrak. Sie ging einen Schritt rückwärts, gab aber noch nicht völlig auf. »Du bist immer noch ein blöder Tennessee-Hinterwäldler. O ja, du hast gelernt, besser zu reden. Durch dein hitziges Temperament hast du den Ruf erlangt, den Männer respektieren. Du weißt, wie man Damen entzückt. Aber unten drunter bist du immer noch Bubba Langston, ein dummer Bauernlümmel.«
    An der Tür blieb er stehen. In seinen Augen blitzte nicht länger Mutwille, sie waren kalt und hart. Die Haut in seinem Gesicht spannte sich straff, die Falten in seinen Mundwinkeln vertieften sich. »Nein, Priscilla. Bubba ist vor langer Zeit verschwunden.«
    Priscillas Wut ließ nach. Ihre Augen verengten sich, als sie ihn anblickte. »Ich werde dir beweisen, dass du mich immer noch willst. Das ist ein Versprechen. Eines Tages wirst du dich daran erinnern, wie es mit uns beiden war. Wir waren Kinder. Voll leidenschaftlichem Verlangen und heißblütig. Wir vergingen vor Sehnsucht danach. Es könnte wieder so sein.« Sie ging zur Tür, warf den Kopf in den Nacken und legte ihm die Hand auf die Brust. »Ich werde dich wiederbekommen, Jake.«
    Jake erinnerte sich nur zu gut an jenes erste Mal, als sie zusammen gewesen waren. Jener Nachmittag hatte sich seinem Gedächtnis unauslöschlich eingeprägt. Er entfernte ihre Hand. »Rechne nicht darauf, Priscilla.«
    Er schloss die Tür zu ihren Privatgemächern hinter sich und stand einen Augenblick nachdenklich da. Der Saloon hatte sich belebt. Spärlich bekleidete Mädchen glitten durch die Räume und Spielzimmer. Sie flirteten und boten den Kunden ihre Waren an. Etliche Huren blickten ihn erwartungsvoll, atemlos an.
    Er lächelte, ermutigte sie aber nicht. Es lag nicht daran, dass er kein Bedürfnis verspürte. Er hatte mehrere Wochen keine Frau mehr gehabt. Priscilla hätte er nie genommen, aber er war auch nicht aus Holz. Sie unbekleidet zu sehen, der Duft nach ihrer Haut hatte ihn sehr erregt.
    Noch ein Glas Whisky? Ein Kartenspiel? Eine Stunde in einem der Schlafzimmer oben, einen Augenblick des Vergessens?
    »Hallo, Jake.«
    Eine der Huren kam auf ihn zu. »Hallo, Sugar.« Sugar Dalton arbeitete schon für Priscilla, seit Jake hierherkam. »Wie geht’s?«
    »Ich kann nicht klagen«, erwiderte sie und lächelte angesichts dieser Lüge. Die Falten, die sich auch durch ihr dick aufgetragenes Make-up abzeichneten, verrieten ihm, wie schlimm es ihr in Wirklichkeit ging und wie sehr sie ihr Leben hasste. Aber sie hatte sich auf bemitleidenswerte Weise damit abgefunden und versuchte verzweifelt zu gefallen. Jake hatte sie schon immer leidgetan. »Ich könnte dafür sorgen, dass du dich heute Abend wohlfühlst, Jake«, gurrte sie voller Hoffnung.
    Ihr zuliebe war er fast versucht, sie mit nach oben zu nehmen. Stattdessen schüttelte er den Kopf. »Aber du kannst mir meinen Hut und meine Satteltasche holen. Hier ist der Coupon.« Er angelte in seiner Tasche nach dem Abholschein, und sie lief davon. Als sie zurückkam, gab er ihr fünfzig Cents Trinkgeld, viel mehr als ihre Besorgung, die er leicht selbst hätte erledigen können, wert war. »Danke, Sugar.«
    »Jederzeit zu Diensten, Jake.« Sie blickte ihn einladend an.
    Sollte er ihr und seinem ausgehungerten Körper eine Wohltätigkeit erweisen? Nein. Bevor er seine Meinung ändern konnte, ging er schnell durch die Menge zur Eingangstür. Er musste den letzten Zug heute erwischen. Morgen früh wurde er in Larsen erwartet.
    Banner Coleman heiratete.

1
    Es war Banner Colemans Hochzeitstag.
    Sie fühlte sich jeder Zoll eine Braut, als sie, durch einen blumenbedeckten Wandschirm vor den Blicken der anderen verborgen, hinten in der Kirche wartete. Sie
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