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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich ab.
    Vor der Hütte wurde Prusius von den vier Guerilleros in Empfang genommen.
    Sie warfen dem Verblüfften einen Strick um den Hals und rissen seine Arme nach hinten. Als Prusius aufbrüllte, stieß man ihm einen Propfen aus Gras und Erde in den Mund und schleifte ihn weg.
    Nach vorn gesunken, saß Olutoni an dem kleinen Klapptisch und las in der Bibel. Er hatte die Hände gefaltet und seine Lippen bewegten sich lautlos beim Lesen des Textes, den er nach innen sprach.
    Die Psalmen des Salomon. Herr, vergib auch den Verblendeten …
    Als von draußen ein tierisches, grelles Schreien klang, ein fürchterliches Brüllen, das kaum aus einer menschlichen Kehle kommen konnte, griff Olutoni nach zwei Grasbüscheln und stopfte sie sich in die Ohren. Dann fiel er auf die Knie, preßte das Gesicht auf die Bibel und betete. Aber das Schreien tönte in ihm wider.
    Ein Mensch wurde bei lebendigem Leib enthäutet.
    Am Nachmittag wurden Luba, Dr. Oppermann und Mooslachner nach Windhoek geflogen und in das Krankenhaus verlegt. Herbert Winneburg und andere Mitglieder der Regierung brachten Blumen und die Glückwünsche der Minister in Pretoria, der Bischof besuchte sie und sprach am Fußende von Pater Mooslachners Bett ein Dankgebet, und Major Henrici erschien mit einem freundlichen, aber distinguierten Oberst der südafrikanischen Streitkräfte und bat um nähere Angaben über das seit langem gesuchte Guerillalager. Man konnte es nicht fassen, daß es trotz systematischer Suche von Planquadrat zu Planquadrat unmöglich gewesen war, eine kleine Heerschar mit solch perfekter Ausrüstung zu entdecken.
    Es war ein Kommen und Gehen in dem großen Zimmer, in dem Oppermann und Mooslachner lagen. »Wie schön war doch die Ruhe im Veld!« stöhnte Mooslachner am Abend, nachdem eine Abordnung des katholischen Männervereins gegangen war und die Ärzte die Reporter der Zeitungen fast mit Gewalt aus dem Zimmer geworfen hatten. »Jetzt sind wir eine Sensation geworden.«
    »Nur für ein oder zwei Tage.« Dr. Oppermann winkte ab. »Dann hat man Sie wieder in den grauen Alltag eingegliedert, Pater. Bei mir geht es erst los.«
    »Wieso? Was haben Sie denn noch auf der Pfanne?«
    »Meine Hochzeit mit Luba.«
    »Oh, je, die habe ich im Augenblick vergessen.« Mooslachner richtete sich im Bett auf. »Wie wollen Sie diese Luft hinauslassen?«
    »Ganz einfach.« Oppermann lächelte behaglich. »Ich werde nachher den Chefarzt bitten, mich in das Zimmer meiner Frau zu verlegen.«
    »Den Armen trifft der Schlag.« Mooslachner legte sich seufzend zurück. »Sie wollen mich verlassen, Doktor? Nach Auskunft Ihrer Kollegen werde ich zehn Tage herumliegen müssen, ehe meine Füße mich wieder tragen können.«
    »Vielleicht noch länger, wenn sie zu eitern beginnen.«
    »Dann reiße ich aus! Sind wir den Guerillas entkommen, schleiche ich mich auch aus einem Krankenhaus weg! Zum letztenmal lag ich in einem Klinikbett, da war ich zehn Jahre alt. Ich hatte Masern.«
    »Sie haben auch keinen Blinddarm mehr.«
    »Der war schon weg mit neun!« Mooslachner schob die Hände unter seinen Nacken und blickte auf die weiße Zimmerdecke. »Ihre weiteren Pläne sind fertig?«
    »Ich fliege so schnell wie möglich mit Luba nach Deutschland.«
    »Und dann?«
    »Dort heiraten wir auch standesamtlich.«
    »Und danach?«
    »Ich habe meinen Platz im Tropeninstitut. Ich bin ja nur abgestellt worden.«
    »Und Ihre Kranken, Doktor? Die Frauen und Kinder mit den vereiterten Augen? Die Menschen, denen die Augen wegfaulen und denen keiner helfen kann – es sei denn Sie?! Die Tausende im Busch und in den verbrannten Bergen, am Rande der Namibwüste und in den schweigenden Weiten der Kalahari? Haben Sie den geheimnisvollen Medizinmann vergessen, zu dem wir ja eigentlich hinfliegen wollten? Diesen Zauberer, der mit Salben und Trinkkuren die Kranken heilt und das Mittel nicht preisgeben will, das nach Pisse stinkt, aber helfen soll? Das wollen Sie alles im Stich lassen?«
    »Man wird mich nicht wieder rufen, wenn ich Luba geheiratet habe. Das haben Sie selbst gesagt.«
    »Jetzt sind Sie ein Held, Doktor! Das ändert vieles.«
    »Aber nicht Lubas Hautfarbe. Sie bleibt eine Coloured!«
    »Man wird zu Ihren Gunsten das Ganze umbiegen und sagen: Frau Dr. Oppermann ist mehr Weiße als Schwarze. Sie hat das bewiesen; sie hat ihren eigenen Vater geopfert! So etwas baut Toleranz auf. Und noch eins, Doktor: Ich stehe voll neben Ihnen, hinter Ihnen, vor Ihnen – wie Sie es haben
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