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Wie ein Hauch von Zauberblüten

Wie ein Hauch von Zauberblüten

Titel: Wie ein Hauch von Zauberblüten
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nichts als blanke Wut.
    Der Blick zurück auf Outjo machte ihn nicht sentimental. Auch als Prusius mit einer Schleife sein Haus überflog, dessen Grundstein sein Urgroßvater gelegt hatte, als er mit zweiundsiebzig Jahren noch nach Afrika ausgewandert war und mit einer kleinen Klitsche und dem Einfall angefangen hatte, im Busch Tomaten zu ziehen, bis daraus die erste Tomatenmark-Fabrik Südafrikas wurde, – auch in diesem Augenblick war der Abschied nicht getrübt von Traurigkeit. Erst, als die Stadt hinter ihm lag und die zweimotorige Cessna geraden Kurs nach Norden nahm, als die Straße nach Okaukuejo sich wie ein weißes Band durch das Veld zog, schwor er sich: »Ich komme wieder! Das ist ja nur ein Übergang. Auf dem Umweg über Angola werde ich mich nach Lusaka in Sambia begeben und dort im Komitee für die Befreiung Namibias als Berater arbeiten. Sie können auf mich nicht verzichten. Kaum jemand hat so gute Verbindung zu den internationalen Waffenhändlern wie ich. Es gibt nichts, was ich ihnen nicht besorgen könnte. Auch Panzer können sie von mir haben, auf dem Umweg über den Mittleren Osten. Sie brauchen mich. Und eines Tages sitze ich wieder in meinem Haus und beginne mit dem großen Aufräumen, bis ich für immer verschwinde in das fette, sorglose Leben. Heute Acapulco, morgen Bahamas, übermorgen St. Tropez, ein paar Tage Florida, eine Woche Tahiti … Mit den zwanzig Jahren, die mir noch bleiben, kann ich noch allerhand anfangen …«
    Mit voller Kraft flog er zuerst in Richtung Etoschapfanne, bog dann nach Osten ab und nahm zwischen Namutoni und Tsumeb Kurs auf das Kavangoland. Tsintsabis umging er nördlich, machte einen großen Bogen und flog südlich von Tsitsio hinein in das Tote Land, überquerte das ausgetrocknete Flußbett des Lower Omuramba und nahm dann die Geschwindigkeit zurück.
    Wer jetzt aus der Luft das Land betrachtete, begriff, warum nicht einmal die genügsamsten Klippspringer hier lebten, aber er begriff nicht, wie drei Menschen aus dieser Einöde zurück ins Leben gefunden haben konnten. Hier überlebten sogar die Dornbüsche nur, wenn sie genug Wasser aus der Regenzeit in ihren weit verzweigten Wurzeln speichern, oder wenn die Natur sie so ausgestattet hatte, daß sie die Kälte der Nächte in Flüssigkeit umwandeln konnten.
    Prusius blickte angestrengt nach unten und suchte. Olutoni hatte den kleinen Landestreifen neben seinem Lager so mit Büschen getarnt, daß sie von oben eine bestimmte Anordnung erkennen ließen – freilich nur für Eingeweihte. Bisher war es immer so gewesen, daß Prusius spätestens in der Höhe von Tsumeb per Funk seine Ankunft mitgeteilt hatte. Die Piste war dann geräumt von den Büschen, wie ein Kahlschlag sah es von oben aus, und wenn er gelandet war, rollte man das Flugzeug zu einer Gruppe vertrockneter Schirmakazien, deckte es mit Zweigen und Dornenästen zu und verteilte die Tarnbüsche wieder über die Landebahn.
    Heute aber meldete sich niemand auf seinen Funkruf. Olutoni schwieg.
    Er hört mich, der Saukerl, dachte Prusius wütend. Er hat den Funk natürlich nicht abgestellt, aber er ist zu feig, um zu antworten. Das nützt ihm gar nichts! Ich komme! Und ich lande auch zwischen seinen Tarnbüschen. Ich fege sie einfach weg!
    Prusius drosselte die Motoren. An verschiedenen Baumgruppen erkannte er, daß er in der Nähe von Olutonis Heerlager war. Er flog einen Kreis, kam zurück, ging tiefer und fluchte, weil sich niemand zeigte und keiner die Büsche von der Landebahn nahm.
    Spiel nicht die tote Fliege, du Halunke, dachte Prusius. Jetzt erkenne ich es deutlich: dort hinten, wo das Veld abgegrenzt wird von undurchdringlichem Dornenwald, da muß ich landen. Rechts die niedrigen Hügel, das ist die Linie; sie geben genau die Lage an.
    Er nahm Gas zurück, bis die Motoren nur noch leise brummelten, glitt hinunter, setzte wie immer sanft auf, fegte mit den Rädern die Tarnbüsche zur Seite und ließ die Maschine ausrollen. Dann wendete er auf knappstem Raum und fuhr langsam auf die Buschgruppe zu, dem Eingang zum Lager der Guerilla.
    Olutoni und vier Soldaten kamen ihm entgegen. Zum erstenmal sah Prusius, daß Olutoni eine Art Tarnuniform trug: hohe Schnürstiefel, Fallschirmjägerhosen, eine lose Bluse mit vier großen Brusttaschen, ein breites Koppel mit Pistolentasche, Messer und einem Beutel voll Munition. Über den Rücken hatte er eine Maschinenpistole geworfen. Den Kopf bedeckte ein breitkrempiger, weicher Leinenhut, mit erdbraunen Flecken
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