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Wie, du stillst nicht

Wie, du stillst nicht

Titel: Wie, du stillst nicht
Autoren: Regina Masaracchia
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ihr Kind in den Armen halten, und ein Baby hat das Verlangen, seine Mutter mit allen Sinnen zu erfassen. Die Brust ist der natürliche Platz der »Wiedervereinigung«, denn das Baby kann beim Stillen die Mutter sehen, fühlen, riechen, hören und schmecken. Die Natur hat es intelligent eingerichtet, und zwar so, dass nach der Geburt die Stillzeit kommt, um einer kompletten körperlichen Trennung von Mutter und Kind entgegenzusteuern. Das Stillen unterstützt eine sichere Bindung zur Mutter, hormonell wie körperlich, seelisch und geistig - und bietet eine Nahrung, die speziell auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist.
    So wie jede Frau das Recht hat zu stillen, so hat auch jede Frau das Recht, nicht zu stillen. Wenn Sie sich dagegen entschieden haben, müssen Sie Ihre Entscheidung vor niemanden rechtfertigen. Jeder Mensch hat seine Gründe, bestimmte Dinge tun zu wollen oder oder eben nicht. Und natürlich hat auch niemand das Recht, Sie schief anzusehen oder gar zu verurteilen, weil Sie Ihr Kind nicht stillen! Schließlich ist es Ihre Entscheidung.
    Doch nicht immer wird diese Entscheidung aus ganz freien Stücken getroffen. Nach einer Geburt kann es durchaus Entwicklungen geben, die den idealen Vorgang stören, und es treten eventuell Schwierigkeiten auf, die entweder durch kompetente Unterstützung behoben werden können, manchmal aber auch das Zufüttern oder Abstillen einleiten. Auch an diese Betroffenen möchte sich dieser Ratgeber wenden. Frauen, die aus medizinischen Gründen nicht oder nur kurz stillen können, haben gar nicht erst die Möglichkeit, sich für oder gegen das Stillen zu entscheiden. Wenn Sie zu den Frauen gehören, sollten Sie keinesfalls an sich zweifeln oder sich ein schlechtes Gewissen einreden lassen. Beides ist hier unangebracht. Dass Sie traurig sind, weil Sie Ihr Kind gern gestillt oder länger gestillt hätten, müssen Sie dagegen nicht unterdrücken.
    Vielleicht haben Sie ein schlechtes Gefühl bei dem Gedanken abzustillen, aber Ihre Lebenssituationen oder die Umstände machen ein Abstillen erforderlich. Viele Frauen, die sich in einer solchen Situation befinden, hadern mit sich und leiden unter einem schlechten Gewissen. Trennen Sie sich von diesen negativen Gedanken und genießen Sie die Zeit, in der Sie mit Ihrem Kind zusammen sind, indem Sie ihm und sich viel Körperkontakt und Kuschelzeit schenken.
    Lebenssituationen sind sehr individuell. Suchen Sie sich die Informationen aus dem Buch heraus, die Ihnen in Ihrer jetzigen Situation sinnvoll und umsetzbar erscheinen, damit Sie mit Ihrem Kind den für Sie machbaren Weg möglichst ohne Trauer und Reue, sondern mit Freude gemeinsam gehen können.
    ©iStockphoto/rest

Von Über- und Rabenmüttern
    In den vergangenen 100 Jahren wurden immer wieder Diskussionen über das Stillen oder Nichtstillen geführt, Diskussionen, die nicht selten bis unter die Gürtellinie gingen und voller Polemik waren. Pro und Kontra prallen auch heute noch immer wieder heftig aufeinander. Denn wenn es um das Wohl von Kindern geht, verhält sich unsere Gesellschaft nicht selten recht ambivalent. Das Stillen wird gepriesen, damit Kinder einen guten Start ins Leben bekommen. Eine gesunde Nahrung und der Kontakt zwischen Mutter und Kind beim Stillen sind wichtig, aber es gehört durchaus noch mehr dazu, um einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.
    Abhängig von der Diskussion, ob das Stillen nun gut oder womöglich sogar gesundheitsschädlich ist, schwankt die Zahl der Frauen, die stillen. In den 1930er-Jahren, als das Mutterdasein von Nazipropaganda nahezu mythologisiert wurde, stillten rund 90 Prozent aller Frauen ihren Nachwuchs. Mit der Erfindung der »adaptierten Säuglingsmilchnahrung« 1950 rutschte die Stillquote in den Keller, um Mitte der 1970er-Jahre ihren absoluten Tiefstand zu erreichen. Danach ging es durch umfassende öffentliche Aufklärung über die Vorteile des Stillens langsam wieder aufwärts, um sich irgendwann auf einem Stand einzupendeln, der bis heute relativ konstant bleibt.
    War es in den 1970er-Jahren jedoch noch »in«, völlig normal und positiv, nicht zu stillen, treffen nicht stillende Frauen heute auf harten Widerstand und »Mütter-Mobbing«. Nicht zu stillen hat etwas von »Rabenmutter«, die egoistisch die Brust verweigert und ihrem Kind schon zu Beginn des Lebens »Industriefraß« zumutet. Jedoch: Mütter hier und heute und überall auf der Welt haben stets das Wohl ihres Kindes im Auge. Was das Beste ist, bedeutet für
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